Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss Tourismus sieht die Zukunft nüchtern

Rhein-Kreis · Die Konjunktur trübt sich ein. Das spüren auch Gastgewerbe und Tourismus in der Region. Die jüngste Saisonumfrage zum Tourismus am Niederrhein zeigt eine Branche, die weniger optimistisch in die Zukunft blickt als bislang.

 Bereit für den nächsten Gast: Die Hotels in der Nähe von Düsseldorf und Köln bereiten sich auf eine gute Saison vor – auch wegen großer Leitmessen wie der Drupa und der Interpack. Tourismus und Gastgewerbe plagen dennoch Sorgen mit Blick auf die Zukunft.

Bereit für den nächsten Gast: Die Hotels in der Nähe von Düsseldorf und Köln bereiten sich auf eine gute Saison vor – auch wegen großer Leitmessen wie der Drupa und der Interpack. Tourismus und Gastgewerbe plagen dennoch Sorgen mit Blick auf die Zukunft.

Foto: dpa-tmn/Tobias Hase

Optimismus ade. Die Tourismusbranche am Niederrhein blickt mit zunehmender Skepsis auf die Zukunft. Das geht aus der „Saisonumfrage Tourismus“ hervor, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein jetzt zusammen mit der Niederrheinischen IHK vorgelegt hat. An der Befragung beteiligten sich 131 Unternehmen aus dem Rhein-Kreis Neuss, den Kreisen Viersen, Wesel und Kleve sowie den Städten Mönchengladbach, Krefeld und Duisburg.

Zwar bewerten 85 Prozent der befragten Unternehmen im Gastgewerbe und 76 Prozent der Betriebe im Reisegewerbe die gegenwärtige Geschäftslage mit „gut“ oder „befriedigend“. Allerdings gehen im Gastgewerbe nur 18 Prozent und im Reisegewerbe 36 Prozent von einer günstigen Entwicklung aus. Der Klimaindex im Gastgewerbe – er bildet Lage und Erwartungen zusammenfassend ab – steht aktuell bei 112,8 Punkten (Herbst 2018: 121), im Reisegewerbe sind es 95,3 Punkte. Das ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren (Herbst 2009: 84,4).

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz ist überzeugt, dass eine Tourismus-Dachmarke für den Niederrhein mit gemeinsamer Vermarktung die Region insgesamt stärken würde. Entsprechende Bestrebungen, diese auf den Weg zu bringen, hatte es bereits 2018 gegeben. Allerdings erwiesen sich Interessen und Stadt-Land-Gefälle als Hindernisse. Das Vorhaben liegt seither auf Eis. „Wir würden das Thema wieder aufgreifen, wenn es dafür Signale von kommunaler Seite geben würde“, sagt Steinmetz.

Ob es diese Zeichen geben wird, ist aber fraglich. Beispiel Neuss: Dort verweist Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing, darauf, dass vor allem Geschäftsreisende für Umsatz in der Tourismusbranche sorgen. Eine zentrale Rolle spielen dabei große Leitmessen in Köln und Düsseldorf. „Die Hotels in Neuss erwarten 2020 ein gutes Jahr, unter anderem weil die Drupa und die Interpack anstehen“, sagt Sturm. Und zwei touristische Projekte hat Neuss ohnehin in der Pipeline. 2022 steht der Hansetag – die Begrifflichkeit ist missverständlich, da es sich um eine mehrtägige Veranstaltung handelt – in der Quirinus-Stadt an. Rund 300.000 Besucher soll der „große Bruder“ des Hansefestes locken. Und mit der beantragten Aufnahme des Niedergermanischen Limes in die Unesco-Welterbeliste könnte die Römer-Zeit in Neuss noch einmal verstärkt vermarktet werden.

Aber es bleiben Probleme, die Gastgewerbe und Tourismusbranche unabhängig von regionalen Unterschieden und Besonderheiten verbinden: der Fachkräftemangel zum Beispiel. Laut IHK-Saisonumfrage gaben 42 Prozent der befragten Betriebe an, keine geeigneten Bewerber zu finden. Thorsten Hellwig, Sprecher in der NRW-Zentrale des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga), bestätigt dies. „Wir stehen vor herausfordernden Zeiten. Die Arbeits- und Fachkräftesicherung sind ein großes Thema.“

Für bürokratische Erleichterung könnte das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz sorgen, das am 1. März in Kraft tritt. Es soll die Einwanderung qualifizierter Arbeitskräfte aus Drittstaaten erleichtern. Das bisherige Verfahren stufen viele Betriebe als zu aufwendig ein. Es soll bald vereinfacht werden.

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