Schuleingangs-Untersuchungen im Rhein-Kreis Haben Kinder Sprachdefizite durch Medienkonsum?

Rhein-Kreis · Nach den Schuleingangsuntersuchungen in diesem Jahr zieht der Rhein-Kreis eine ernüchternde Bilanz: Vor allem Sprachauffälligkeiten und fehlendes Textverständnis wurden vor der Einschulung bei einigen Kindern festgestellt.

 Vor allem Eltern haben einen großen Anteil daran, die besten Voraussetzungen für eine gelingende Schullaufbahn zu schaffen.

Vor allem Eltern haben einen großen Anteil daran, die besten Voraussetzungen für eine gelingende Schullaufbahn zu schaffen.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Exakt 4294 Kinder sind in diesem Jahr kreisweit eingeschult worden. Zuvor hatten sie sich einer Schuleingangsuntersuchung unterziehen müssen. Barbara Albrecht, Leiterin des Kinder- und Jugendlichen-Gesundheitsdienstes beim Rhein-Kreis Neuss, hat keinen Anlass, mit den Ergebnissen zufrieden zu sein. In vielen Bereichen erreichen nur 70 bis 80 Prozent der einzuschulenden Kinder unauffällige Befunde.

Die Mitglieder des Sozial- und Gesundheitsausschusses erfuhren unter anderem folgendes: „Der Anteil der Kinder mit Sprach-Auffälligkeiten schwankt zwischen 25 und 29 Prozent“, erklärte die Amtsärztin. Sie sieht einen Zusammenhang zwischen diesen Defiziten und einem zu hohen Medienkonsum. Zwar hätte kaum ein Kind kurz vor der Einschulung ein eigenes Smartphone oder einen PC, sie verbrächten aber zu viel Zeit vor den Bildschirmen von Geräten, die es in der Familie gibt. Besonders viele Defizite werden in der Schule sichtbar, wenn es um das Verstehen von Texten geht.

Dort ist die Tendenz steigend. Aber nicht nur mit der Sprache, auch mit Zahlen stehen viele Kids offenbar auf Kriegsfuß. Wenn es um die visuelle Wahrnehmung geht, sind die Ergebnisse nicht so negativ. Auch die Körperkoordination ist kein kritischer Punkt. Wenn die Schuleingangsuntersuchung nicht gut gelaufen ist, ist in Einzelfällen eine spätere Einschulung sinnvoll. Möglich ist es, Defizite durch entsprechende Förderung auszugleichen.

Barbara Albrecht macht in diesem Zusammenhang auf folgendes aufmerksam: „Wir haben den offenen Schuleingang, das heißt, dass Kinder die ersten zwei Schuljahre in drei Jahren durchlaufen können. Barbara Albrecht weiß, dass viele Eltern einen stressigen Alltag haben. Trotzdem erwartet sie von ihnen, dass sie sich Zeit nehmen für ihren Nachwuchs, nicht alles der Kindertagesstätte überlassen. Sie rät zum gemeinsamen Spielen von Gesellschaftsspielen, statt auf einen Bildschirm zu starren. Und bei Problemen mit Zahlen ist es sinnvoll, den Kindern kleine Aufgaben zu stellen wie die, drei Teller auf den Tisch zu stellen oder vier Eier aus dem Kühlschrank zu holen. Außerdem rät die Ärztin dazu, den Kindern regelmäßig etwas vorzulesen und später mit ihnen gemeinsam zu lesen.

Von den 4294 Kindern, die zur Schuleingangsuntersuchung gekommen waren, hatten 3927 ein Impfbuch. „Diese Quote ist vergleichsweise gut“, erklärte Barbara Albrecht. Gesundheitsdezernent Karsten Mankowsky erklärte folgendes: „Es ist ganz entscheidend, dass wir die Eltern mitnehmen.“ Es gebe viele Angebote, viele Hilfen. „Wir sind aber kein totalitärer Staat, so dass uns Grenzen gesetzt sind, wenn es uns nicht gelingt, das Elternhaus mit ins Spiel zu bringen.“

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