„Sprich mit mir“ Rhein-Kreis startet Kampagne gegen handysüchtige Eltern

Neuss · Mit einer Kampagne will der Rhein-Kreis Neuss Eltern für einen bewussten Umgang mit Smartphones sensibilisieren. Angestrebt wird eine stärkere Interaktion mit Kindern.

 Die Verantwortlichen haben das Konzept jetzt gemeinsam vorgestellt.

Die Verantwortlichen haben das Konzept jetzt gemeinsam vorgestellt.

Foto: Andreas Woitschützke

Mit der Kampagne „Sprich mit mir – Familienzeit statt Handyzeit“ will der Rhein-Kreis Neuss Eltern für einen bewussten Umgang mit Smartphones sensibilisieren. Angestrebt wird eine stärkere  Interaktion mit Kindern. Eltern sollen auf die Risiken von mangelnder Zuwendung aufmerksam gemacht werden. „Die technologischen Möglichkeiten haben verändert, wie wir kommunizieren“, sagt Hans-Jürgen Petrauschke, Landrat des Rhein-Kreises Neuss. „Die Aufmerksamkeit sollte wieder mehr auf die Kinder gelegt werden.“

Das Konzept wurde jetzt vorgestellt: Mit einer Broschüre, die neben Spiel- und Bastelideen auch Ausflugsvorschläge enthält, sollen Eltern zu interaktiven Freizeitaktivitäten mit ihren Kindern angeregt werden. Außerdem gibt es ein Frage- und Antwortspiel, einen Malblock sowie eine Frisbeescheibe mit Motiven der Kampagne. Die sechs Karikaturen wurden von der Cartoonistin Renate Alf angefertigt und weisen auf Plakaten, Postkarten und Getränkedeckeln auf die Problematik hin. Erstmals eingesetzt wurden sie 2018 von der Städteregion Aachen. Künftig sollen die Materialien in Schulen und Kindergärten verteilt werden, aber auch in Bibliotheken und Arztpraxen, im Einzelhandel und in der Gastronomie. „Es ist extrem wichtig, dass man mit Säuglingen und Kleinstkindern spricht“, sagt Birgit Schikora, Leiterin des Jugendamtes Grevenbroich. „Durch einen Mangel an direkter Ansprache können neurobiologische Prozesse gestört werden, worunter die Sprachentwicklung leidet.“ Peter Annacker, Bereichsleiter Soziale Hilfe und Jugend der Stadt Meerbusch, stimmt zu: „Man darf nicht vergessen, dass Kinder vornehmlich durch Nachahmung lernen. Deshalb sind auch sie so fixiert auf Handys.“ Jedoch sollten Smartphones nicht durchweg verteufelt werden; vor allem gehe es um einen bewussten Umgang. Markus Hübner, Leiter des Neusser Jugendamtes, hebt die emotionale Entwicklung hervor: „Emotionale Kompetenzen sind sehr wichtig. Wenn die gefährdet sind, kann das schwerwiegende Folgen haben.“

Eine Studie der Universität Bielefeld hat ergeben, dass Kinder, die sich von ihren Eltern nicht zureichend beachtet fühlen, Defizite in ihrem Selbstbewusstsein, Vertrauen, ihrer Lebenszufriedenheit und Empathiefähigkeit aufweisen. „Die Aufmerksamkeit der Eltern ist durch nichts zu ersetzen“, so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.

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