Idee stammt von Startup aus dem Rhein-Kreis Neuss Leben mit dem Smartphone retten

Rhein-Kreis · Die Software „EmergencyEye“ soll die Erstversorgung in Notsituationen verbessern. Die Macher sind inzwischen mit allen Leitstellen in NRW in Gesprächen. Auch bundesweit ist das Interesse an „EmergencyEye“ groß.

 „EmergencyEye“-Partner in der Kreisleitstelle (v.l.): Leitstellenleiter Thomas Dilbens, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Carola Petri und Günter Huhle (beide Corevas).

„EmergencyEye“-Partner in der Kreisleitstelle (v.l.): Leitstellenleiter Thomas Dilbens, Landrat Hans-Jürgen Petrauschke, Carola Petri und Günter Huhle (beide Corevas).

Foto: Rhein-Kreis Neuss

Eine plötzliche Notsituation kann jeden betreffen – entweder erleidet man sie selbst oder wird zum Ersthelfer und wählt die 112. Danach folgen meistens bange Minuten des Wartens auf den Rettungsdienst, währenddessen man entweder hilflos neben dem Verunglückten ausharrt oder sich verzweifelt an Erste-Hilfe-Maßnahmen zu erinnern versucht. Doch diese Kenntnisse sind genau dann meistens nicht präsent.

An diesem Punkt setzt das Programm „EmergencyEye“ (EE) an: Es hilft Helfern helfen. Das „Notfallauge“ ist eine Software für die Rettungsleitstelle, von der seit 1. Oktober 2018 nach umfangreicher Testphase bereits 450.000 Menschen im Rhein-Kreis Neuss profitieren. Das Prinzip erläutert Professor Günter Huhle, der das System mitentwickelt hat: „Fast jeder Notruf wird von einem Smartphone abgesetzt – die Leitstelle fragt daraufhin per SMS nach, ob der Anrufende einen Zugriff durch einen mitgesendeten Link auf sein Handy erlaubt“, sagt Huhle. Das sei ähnlich wie bei einer Fernwartung. Hat der Anrufer den Link aktiviert, kann der Disponent auf das Handy und wichtige Funktionen wie Kamera zugreifen. „Das ist ein Prozess von Sekunden“, betont Internist Günter Huhle.

Vor allem die Ortung des Smartphones sei ein entscheidender Vorteil, da die Ersthelfer aktuell natürlich einer enormen Stresssituation ausgesetzt seien und oft nicht genau sagen können, wo sie sind – oder es manchmal auch gar nicht wissen, falls der Notfall unterwegs eintritt. Während der Rettungsdienst dann zur entsprechenden Adresse unterwegs ist, kann der Disponent durch die Handykamera eine Bildverbindung herstellen, die Lage besser einschätzen und den Notrufenden bei Erste-Hilfe-Maßnahmen anleiten. Und damit einfach auch Ruhe vermitteln. „Das Trauma der Erstversorgung wie ‚Habe ich das Richtige getan?‘ kann so deutlich verringert werden“, erklärt Günter Huhle. Die Daten werden übrigens umgehend gelöscht – es bleibt nichts zurück. Es gebe nur die momentane Transparenz durch den erlaubten Zugriff, da es darauf dann wirklich ankomme.

Auf der Expo Professionel Mobil Radio (PMR) für Netzwerk sichere Kommunikation in Köln Ende November 2018 wurde „EmergencyEye“ der Fachwelt mit vielen tausend Besuchern vorgestellt und entwickelte sich laut Professor Huhle zu einem großartigen Publikumsmagneten. Es sei ein tolles Erlebnis gewesen, man sei mit offenen Armen empfangen worden und die Funktionalität habe überzeugt.

Inzwischen ist man mit allen Leitstellen in Nordrhein-Westfalen über eine Installierung von „ErmegencyEye“ im Gespräch und auch bundesweit ist das Interesse groß. Über den genauen Preis schweigt sich Huhle aus, er verrät nur: „Die Kosten belaufen sich auf weniger als einen Cent pro Bürger pro Monat“. Alle Leitstellen, die über diverse Modelle finanziert werden, sollen sich „EmergencyEye“ leisten können. Es kann auch kostenlos für zwei Monate getestet werden.

Wichtig ist Huhle, dass die Resonanz sehr positiv ausfällt, da das System Notversorgung durch „EmergencyEye“ wesentlich effizienter arbeiten könne:„Der Disponent bekommt Augen und kann so alles viel besser einschätzen.“ Die Laien genießen die professionelle Führung durch die direkte Verbindung zwischen Anrufendem und der Notrufzentrale.

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