Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss „Emergency Eye“ bei Wirtschaft gefragt

Rhein-Kreis · Die Notruf-Software des Unternehmens Corevas aus Grevenbroich bietet auch Möglichkeiten für die Industrie oder im Kundendienst. Großkonzerne wie RheinEnergie und Evonik haben bereits Verträge zum Einsatz geschlossen.

 Die RheinEnergie nutzt die Software in der Entstörstelle, zum Beispiel bei der Fern-Einschätzung eines Wasserrohrbruchs oder eines defekten Stromkastens.

Die RheinEnergie nutzt die Software in der Entstörstelle, zum Beispiel bei der Fern-Einschätzung eines Wasserrohrbruchs oder eines defekten Stromkastens.

Foto: Corevas/Schwarzfuchs Media

Die Notruf-Software „Emergency Eye“ ist zunehmend auch in der Wirtschaft gefragt. Das Unternehmen Corevas, das der Mediziner Günter Huhle mit seiner Frau Carola Petri gegründet und das die Entwicklung des „Notfall-Auges“ vorantreibt, ist damit weiter auf Wachstumskurs. Die zündende Idee zu „EmergencyEye“ kam aus der Familie: Sohn Viktor Huhle, der damals noch Schüler war, hatte sie 2016. Nach seinem Abschluss in „International Business Administration“ an der WHU Otto Beisheim School of Management ist er nun in das Unternehmen zurückgekehrt. Viktor Huhle wird die Unternehmensentwicklung in Richtung industrieller Anwendung der Technologie vorantreiben.

Das Prinzip des „Notfallauges“: In einer Notsituation wählt ein Zeuge beziehungsweise Ersthelfer, der eine verletzte oder hilfsbedürftige Person entdeckt, den Notruf 112. Statt nur eine Beschreibung am Telefon zu erhalten, kann der Disponent in der Leitstelle entscheiden, „Emergency Eye“ einzusetzen – zum Beispiel zur präzisen Ortung des Notfallortes oder zur Nutzung der Kamerafunktion. Der Anrufer muss dem zustimmen. „Emergency Eye“ erleichtert dem Disponenten die Bewertung der Situation, zudem kann er den Anrufer anleiten, zum Beispiel bei der Ersten Hilfe. Dabei wird höchster Wert auf Cybersicherheit und Schutz der Privatsphäre gelegt. „Rund 40 Leitstellen in Deutschland und der Schweiz nutzen die Software bereits“, sagt Günter Huhle. Viele weitere haben ihr Interesse hinterlegt.

Aber die Software zur Optimierung der Notfallkommunikation ist auch in anderen Bereichen stark gefragt. Was im Notfall hilft und Leben retten kann, bietet schließlich auch Möglichkeiten für die Wirtschaft – zum Beispiel bei der Bewältigung problematischer Situationen, im Servicegespräch oder einfach nur beim Kundendienst. Man stelle sich vor: Ein Elektrogerät ist kaputt. Der Kunde meldet sich beim Kundendienst – und der kann sich per Software mit Video im Gespräch einen Eindruck vom Schaden verschaffen, wie dieser am schnellsten und effizientesten behoben werden kann und zum Beispiel einen Techniker mit dem entsprechenden Auftrag entsenden. Für die Software gilt: Es gibt eigentlich kaum Grenzen. Die Markterweiterung läuft. Man spreche, so Viktor Huhle, „derzeit mit zahlreichen Unternehmen“. Es geht vor allem um den Einsatz in Service, Techniksteuerung, Kundendienst, Ereignismanagement.

Industrie und Wirtschaft haben die Chancen für ihre Bedürfnisse schnell entdeckt. Die Schweizer Post und Energiekonzerne wie die RheinEnergie oder Chemieunternehmen wie Evonik haben bereits Verträge mit dem noch jungen Unternehmen aus Grevenbroich geschlossen. Corevas expandiert daher mit „Emergency Eye“ in verschiedenen Bereichen der Industrie. Und extra für deren Belange entwickelte Funktionen – wie die Fotodokumentation – sind auch in Notsituationen hilfreich und werden entsprechend auch von Einsatzleitungen, Krisen- und Katastrophenstäben für den Fall besonderer Großschadenslagen und deren effizienterer Einschätzung nachgefragt.

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