Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf
EILMELDUNG
Historischer „Me Too“-Prozess: Berufungsgericht hebt Urteil gegen Harvey Weinstein auf

Tarifstreit im Rhein-Kreis Gewerkschaft warnt vor neuen Verträgen

Rhein-Kreis · Weniger Urlaubstage, gestrichene Zuschläge, Arbeit auf Abruf: Fast 3000 Reinigungskräften im Rhein-Kreis könnten laut IG Bau massive finanzielle Einbußen drohen.

 Die Gewerkschaft IG Bau bittet Reinigungskräfte, neue Arbeitsverträge nicht zu unterschreiben.

Die Gewerkschaft IG Bau bittet Reinigungskräfte, neue Arbeitsverträge nicht zu unterschreiben.

Foto: IG Bau

Einem Großteil der 2820 Reinigungskräfte im Rhein-Kreis drohen ab sofort massive Einbußen. Das berichtet die Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG Bau, und ruft die Beschäftigten dazu auf, die Einschnitte nicht hinzunehmen. „Aktuell legen viele Chefs ihren Mitarbeitern neue Arbeitsverträge zu deutlich schlechteren Konditionen vor. Die sollte keiner unterschreiben“, warnt Doris Jetten von der IG Bau Düsseldorf.

Sollten die Arbeitgeber bei dieser Praxis bleiben und die anstehenden Tarifverhandlungen blockieren, dürfte die Reinigungsbranche einen „heißen Sommer“ erleben. „Auch im Rhein-Kreis Neuss könnten dann Schulen, Büros und Krankenhäuser schmutzig bleiben“, meint Jetten. Die Friedenspflicht zwischen IG Bau und Arbeitgebern lief Ende Juli aus. Zum Hintergrund: Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks hat den Rahmentarifvertrag für die Branche zum 31. Juli gekündigt. Bevor Gewerkschaft und Arbeitgeber am 15. August über einen neuen Vertrag verhandeln, sollen nach Beobachtung der IG Bau in der Zwischenzeit die Standards gedrückt werden. „Statt bisher 28 oder 30 Tagen Urlaub sollen Beschäftigte jetzt das gesetzliche Minimum von 20 Tagen hinnehmen. Zuschläge für Überstunden oder besondere Aufgaben werden in den neuen Arbeitsverträgen eingekürzt oder ganz gestrichen“, berichtet Jetten. Besonders brisant laut Jetten: Geht es nach dem Willen einiger Firmen, dann sollen Beschäftigte, die bislang feste Arbeitszeiten hatten, künftig auf Abruf arbeiten. „Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen müssen“, kritisiert die Gewerkschaft. Gerade Frauen seien von den Kürzungen betroffen. Eine Reinigungskraft, die Vollzeit rund 1300 Euro netto verdiene, habe schon jetzt große Schwierigkeiten, eine bezahlbare Wohnung zu finden. „Hinzu kommt: Ein Großteil der Beschäftigten hat nur einen Teilzeit- oder Minijob“, sagt Jetten.

Die IG Bau Düsseldorf hat jetzt die Reinigungsfirmen in der Region aufgerufen, sich in ihrem Arbeitgeberverband für die Rückkehr zu den tariflichen Standards einzusetzen. „Aber auch die öffentliche Hand ist gefordert: Städte und Kommunen können die Regeln festlegen, nach denen Schulen, Rathäuser und Ämter gereinigt werden. Klar ist: Zu sauberen Gebäuden gehören auch saubere Arbeitsbedingungen“, so Jetten.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort