Kultur im Rhein-Kreis Neuss Förderverein restauriert Getreidemühle

Rommerskirchen · Eine Getreidemühle aus Holz, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, wurde liebevoll restauriert. In Betrieb genommen kann sie zwar nicht mehr, aber Besucher können sie sich anschauen.

 Tillmann Lonnes, Jan Volkers, Ulrich Schneider (beide Förderverein) und Kathrin Wappenschmidt vor der frisch restaurierten Mühle.

Tillmann Lonnes, Jan Volkers, Ulrich Schneider (beide Förderverein) und Kathrin Wappenschmidt vor der frisch restaurierten Mühle.

Foto: Staniek

Zu Anschauungszwecken in Betrieb genommen werden kann sie zwar nicht mehr, aber anschauen können sie sich die Besucher des Kreislandwirtschaftsmuseum in Sinsteden schon. Und das auf dem Außengelände, denn um das gute Stück in die Halle mit den anderen landwirtschaftlichen Ausstellungsstücken zu befördern, ist sie einfach zu schwer – eine Getreidemühle aus Holz, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts von der Mühlen-Fabrik Jacob Schmetz in Geldern mit der Modellbezeichnung H No. 13 gebaut wurde und Eigentum von Johann Kempken aus Ramrath war. Die Mühle besteht aus zwei Teilen – einer auf dem Tisch stehenden Haferquetsche sowie den beiden horizontalen Mahlsteinen in der Zarge/Bütte zum Mahlen des Getreides.

Nach dem Ersten Weltkrieg habe Kempken sie als sogenannte Lohnmühle eingesetzt, erzählt Jan Volkers vom Förderverein des Landwirtschaftsmuseum. Heißt, mit einem Pferdegespann fuhr er damit durch die benachbarten Dörfer, holte die Getreidebündel und mahlte das Getreide. Das Mehl brachte er dann den Kunden zurück. Die Mühle, in der auch Hafer für Pferde verarbeitet wurde, wurde dem Museum bereits 1987 geschenkt und in den vergangenen Monaten von den ehrenamtlichen Mitgliedern liebevoll restauriert – und das nahezu kostenneutral. Denn Ulrich Schneider, ebenfalls Mitglied im Förderverein, hatte nicht nur das entsprechende Werkzeug zur Hand, sondern spendierte auch das Holz für die Trommel, in der sich die beiden Original-Mahlsteine verbergen, jeder mit einem Durchmesser von 1,30 Meter, einer Höhe von 20 Zentimetern sowie einem Gesamtgewicht von ungefähr drei bis vier Tonnen.

Drei bis vier Monate haben die Herren „gewerkelt“, allerdings, betont Volkers, nur einmal in der Woche hätten sie sich dazu getroffen. Kathrin Wappenschmidt, Leiterin des Sinstedener Kulturzentrums, ist froh über die Truppe, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die alten Gerätschaften, die in der großen Halle stehen, wieder nach und nach „aufzupeppen“ und dann als „Gerät des Quartals“ vorzustellen. Wegen Corona hat es nun viele Quartale ohne Gerät gegeben. Doch mit der Fertigstellung der Getreidemühle soll die Tradition fortgesetzt werden.

„Bei der Mühle handelt es sich um eine typische Anlage, wie sie besonders zu Beginn der Industrialisierung im ländlichen Bereich betrieben wurde“, erklärt Volkers. „Das Getreide wurde mit einem über einem Flächenriemen angetriebenem Elektromotor gemahlen, so dass die Mühle ein Zwischenglied zwischen den vorindustriellen Anlagen und den heutigen Großmühlen ist“, ergänzt Ulrich Schneider. Für ihre Entwicklung sei der ohne großen Aufwand zu installierende Elektromotor, dem vor der Elektrifizierung häufig ein Gas- oder Dieselmotor und davor Wasser- oder Windkraft vorausging, die Voraussetzung.

 Die neue „Bütte“ der Ramrather Getreidemühle.

Die neue „Bütte“ der Ramrather Getreidemühle.

Foto: Staniek

Geöffnet hat das Kulturzentrum an der Grevenbroicher Straße 29 dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist übrigens frei. Weitere Infos zum Museum, den Ausstellungen und Veranstaltungen sind unter www.kulturzentrum-sinsteden zu finden.

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