Arbeitssuche im Rhein-Kreis Per schnellem Check zum neuen Job
125 Arbeitssuchende waren zum ersten Job-Speed-Dating des Jobcenters und Technologiezentrums Glehn gekommen, zehn haben eine Arbeit gefunden, bei 50 ist ein zweites Gespräch mit dem vielleicht zukünftigen Arbeitgeber geplant.
Hans Rippers lacht zufrieden. „Ich suche immer gute Leute und heute bin ich auch fündig geworden“, sagt der Betreiber mehrerer Rewe-Geschäfte. Neben ihm steht Claudia Reichel. Sie ist gelernte Verkäuferin, hat einige Jahre in einer anderen Branche gearbeitet, und will nun wieder zurück zu den Lebensmitteln. Da ist sie bei Hans Rippers genau richtig. Vereinbart haben beide nun einen Probetag im Geschäft. „Sie soll sehen, ob es ihr bei uns gefällt“, sagt Rippers.
24 Arbeitgeber aus den Bereichen Hotel/Gastronomie, Dienstleistung/Wachdienste, Pflege, Lager/Logistik, Einzelhandel/Verkauf, Produktion sowie Wirtschaft und Verwaltung waren ins Neusser Kreishaus gekommen, um sich dort bei einem Speed-Dating auf die Suche nach neuen Mitarbeitern zu machen. Zehn Minuten standen pro Gespräch zur Verfügung, dann ertönte ein Glöckchen und auf ging’s zur nächsten Mini-Vorstellungsrunde.
Zum ersten Mal hatten das Technologiezentrum Glehn (TZG) und das Jobcenters des Rhein-Kreises diese Form der Jobvermittlung gewählt. „Man muss auch einmal andere Wege gehen“, meinte Norbert Klothen, Geschäftsführer des TZG. Neu ist die Methode allerdings nicht, Speed-Datings auf der Suche nach Auszubildenden gibt es schon seit längerem. Besonders war allerdings die Betreuung der Arbeitssuchenden durch das Jobcenter. „Drei Tage hatten sie die Möglichkeit, ihre Unterlagen auf Vordermann zu bringen und auch die Gesprächssituation zu üben“, sagt Volker Radke vom Jobcenter. Mit dicken Mappen und hunderten von Kopien mussten die Bewerber nicht los ziehen, sondern nur mit einem Päckchen Visitenkarten. Auf denen gab es neben einem Foto kurz biographische Angaben sowie solche zum beruflichen Werdegang. Über einen QR-Code auf der Karte haben die Arbeitgeber nun die Möglichkeit, sich intensiver mit einem Kandidaten zu beschäftigen, von dem sie glauben, er könnte ins Unternehmen passen. Die kleine „Check-Karte“ hat übrigens das TZG erfunden, und dafür auch schon Anfragen anderer Jobcenter erhalten.
Nach gut sieben Stunden im Kreihaus hätten 125 Arbeitssuchende insgesamt 420 Gespräche geführt, informiert Norbert Klothen. Zehn hätten definitiv einen neuen Arbeitsplatz und „50 werden zu einem zweiten Gespräch eingeladen“. Kothen, Volker Radke und Gabriele Carstensen von der SBH West, die die Arbeitgeber gesucht hatte, sind begeistert. Der Erfolg schreit für sie nach Wiederholung, und die gibt es am 1.Oktober.
Ob dann Anette Strutz und Lea Badort von der Hotelkette Holiday Inn dabei sein werden, wird sich zeigen. Ihnen jedenfalls gefiel die Idee des kurzen Kennenlernens auch. Auf der Suche waren die Verkaufsleiterin und die angehende Hotelfachfrau nach Azubis sowie Mitarbeitern für die Rezeption. Examiniertes Pflegepersonal sowie ebenfalls Azubis für den Pflegebereich suchte Iris Baldus, Leiterin des Seniorenhauses Lindenhof in Grevenbroich. Der Andrang dort war nicht sehr groß. Sie hofft den Mangel an Pflegekräften zukünftig auch dadurch ein wenig ausgleichen zu können, dass Frauen und Männer sich umschulen lassen. „Was viele davon abhält, ist vielleicht auch die Angst, während der neuen Ausbildung auf Geld verzichten zu müssen. Aber“, erklärt Baldus, „doch das ist nicht der Fall. Die Differenz wird aufgefangen.“