Infektionsbericht des Rhein-Kreises Die nächste Grippewelle kommt bestimmt

Rhein-Kreis · Längst ausgemerzt geglaubte Krankheiten wie die Krätze sind auf dem Vormarsch. Michael Dörr, Leiter des Kreisgesundheitsamtes, sprach im Sozialausschuss über die Infektionskrankheiten im Rhein-Kreis.

 Narben im Hüftbereich eines Mannes erinnern an eine Überstandene Skabies (Krätze) Erkrankung.

Narben im Hüftbereich eines Mannes erinnern an eine Überstandene Skabies (Krätze) Erkrankung.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Die Krätze ist auf dem Vormarsch, die Zahl der Erkrankungen im Rhein-Kreis lag im vergangenen Jahr bei 297, in 2017 waren 149 Infektionen registriert worden. „Flüchtlinge sind überdurchschnittlich häufig von der Krätze betroffen. Es handelt sich bei der Krätze aber um keine schwere Erkrankung, außerdem ist sie gut therapierbar“, erklärte der Leiter des Gesundheitsamtes, Michael Dörr, jetzt im Kreissozialausschuss. Was er beklagt: „Viele Betroffene halten die Therapie nicht stringent ein und stecken so andere an.“

Dörr sprach auch von einer neuen Krankheit, deren Symptome vergleichbar mit denen der Kinderlähmung seien. Dagegen gebe es noch keinen wirksamen Impfstoff. „Es handelt sich um einen neuen Polio-Erreger, aber eine klassische Epidemie ist nicht zu befürchten“, so seine Einschätzung. Voll angekommen im Kreis ist die Grippe. Zum Jahresbeginn 2018 waren 1216 Grippefälle gemeldet worden. Positiv: Viele Menschen haben sich jetzt impfen lassen. Weniger erfreulich: Es kam zu Engpässen bei der Versorgung mit Impfstoff. „In der vorletzten Woche ist die Zahl der Grippefälle stark gestiegen“, erklärte Dörr. Doch damit nicht genug: „Das dürfte erst der Beginn der Grippewelle sein.“

In 2018 wurden 14 Fälle der Legionärskrankheit registriert. Im Kreisgebiet lässt sich keine einheitliche Infektionsquelle ausmachen. Im vergangenen Jahr wurden außerdem 79 Fälle von Fäkalkeimen wie Escherichia coli in den unterschiedlichsten Varianten im Rhein-Kreis Neuss registriert. Zu den Beschwerden, die diese Keime auslösen können, gehören Brechdurchfall, Übelkeit, Flüssigkeitsverlust und Fieber. Der Amtsarzt hält es für wahrscheinlich, dass neue, sensible labortechnische Nachweisverfahren dazu geführt haben, dass diese Erkrankungen verstärkt diagnostiziert werden.

Zu viel Antibiotika bergen bekanntlich die Gefahr von Resistenzbildungen. Der Verbrauch dieser Medikamente im Rhein-Kreis bewege sich, so Dörr, auf einem „guten, mittleren Niveau“, wobei es zwischen den einzelnen Städten Unterschiede gibt: Während in Kaarst sehr zurückhaltend Antibiotika verschrieben werden, gehen diese Medikamente in den Neusser und Grevenbroicher Apotheken häufiger über die Ladentheke. Gelbfieber, berichtete der Mediziner, spiele im Rhein-Kreis keine Rolle. Wer verreist, sollte aber wissen, dass das Gesundheitsamt in Grevenbroich eine der Impfstellen gegen das Gelbfieber ist.

(barni)
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