Revierförster im Rhein-Kreis Herr über 2500 Hektar Waldfläche

Rhein-Kreis · Revierförster Johannes Kemper kümmert sich im Rhein-Kreis um ein zwar waldarmes, aber sehr artenreiches Gebiet. Aktuell kämpft er im Dormagener Stadtwald mit der Rußrindenkrankheit, einer Folge des Klimawandels.

Wenn Johannes Kemper durch den Dormagener Stadtwald spaziert, wird er oft angesprochen. „Kinder und Erwachsene stellen mir Fragen, etwa, warum Bäume gefällt werden müssen“, sagt der 28-Jährige. Dieser Wald ist eines von zahlreichen über den Rhein-Kreis verteilten Waldstücken, für das der seit Herbst 2018 im Amt eingesetzte Förster des Forstbetriebsbezirks Neuss verantwortlich ist. „Aufgrund von Niederschlagsarmut und erhöhten Temperaturen haben wir aktuell mit besonders vielen Schädlingen zu kämpfen“, sagt Kemper, der in Mühlheim an der Ruhr geboren ist und sich schon als Kind einen „grünen Beruf“ gewünscht hat.

„Nach einem Schulpraktikum bei einem Förster war mit klar, dass ich diesen Beruf von der Pike auf lernen wollte“, sagt Kemper, der heute in Neuss und damit im Zentrum seines Verantwortungsbereichs wohnt. So begann er 2011 seine Ausbildung zum Forstwirt und studierte anschließend Forstwirtschaften in Göttingen. „Die Rußrindenkrankheit, eine Folge von Hitze und Trockenheit, ist ein ziemlich neues Phänomen und befällt vor allem Bergahorn“, erklärt Kemper, und zeigt im Dormagener Stadtwald auf rund 45 Jahre alte, 20 Meter hohe Ahornbäume, deren Stämme mit großen schwarzen Rissen durchzogen und deren Kronen weitgehend kahl sind. „Befallene Bäume sterben innerhalb von Monaten ab und müssen gefällt werden.“ Zudem könne der schwarze Sporenstaub die Lungenbläschen angreifen, informiert Kemper.

Mit einem Waldanteil von nur sechs Prozent ist der Rhein-Kreis einer der waldärmsten Kreise in Nordrhein-Westfalen; der Landesdurchschnitt liegt bei 27 Prozent. „Der wenige Wald ist für die relativ zur Fläche vielen Menschen, die hier leben, von großer Bedeutung“, sagt Kemper – das sowohl als Schutz- und Erholungsgebiet als auch als Rohstoffquelle. „Zum Glück gibt es im Rhein-Kreis viel Laubholz.“ Das sei weniger anfällig für Schädlinge wie den Borkenkäfer, der vor allem Fichten befalle. Artenvielfalt biete eine Prophylaxe gegen den Schädlingsbefall ganzer Waldabschnitte. „Wird eine Baumart befallen, können andere Baumarten deren Wegfall kompensieren. Man strebe „naturnahe Mischwälder“ an mit Pflanzenarten, deren Bedürfnisse den Gegebenheiten vor Ort entsprechen. Das seien im Dormagener Stadtwald etwa Traubeneschen oder Esskastanien. Die Neupflanzung dieser Arten mache den Wald auch „fit für den Klimawandel“, sagt Kemper.

Die Arbeit von Johannes Kemper ist dreigegliedert: Als Beamter der Landesforstbehörde „Wald und Holz“ NRW übernimmt er forstwirtschaftliche Dienstleistungen – Fällungen, Baumpflege oder Aufforstung – im kompletten Rhein-Kreis außer Korschenbroich, das nicht zum Forstbetriebsbezirk Neuss gehört. Dann berät und betreut er kommunale und private Waldbesitzer. „Was viele nicht wissen: Rund zwei Drittel des Waldes in NRW ist in Privatbesitz“, sagt Kemper. „Bei der Beratung geht es um Naturschutz, Waldwirtschaft, Pflanzmaßnahmen oder das Bauen von Wegen.“ Und drittens kümmert sich der Förster um die Presse- und Umweltarbeit. „Wir informieren die Bevölkerung unter anderem über die Gründe von Baumfällungen.“ Erfreulicher seien natürlich Pflanzaktionen. „Dabei helfen oft Kinder“, sagt Johannes Kemper.

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