Meerbusch Phantom Flick
Bis 2005 war Friedrich Karl Flick in Meerbusch gemeldet. An der Florastraße hatte er seinen Zweitwohnsitz. Der Tod des Großindustriellen löste in seiner alten Heimat Erinnerungen aus. Sein Park wird zum neuen Villenviertel.
Alt-Meererbusch "Der Friedrich Karl Flick hing sehr an seinen Meerbuscher Besitz", erinnerte sich ein Nachbar, "der hat immer gesagt: So lange ich lebe, wird das Anwesen an der Florastraße nicht verkauft." Als dann Anfang des Jahres das 40 000 Quadratmeter große Parkgrundstück parzelliert und vermarktet wurde, habe mancher gemunkelt: "Dem Flick schwinden die Kräfte."
Am Donnerstagabend verstarb der 79-jährige Milliardär mit Hang zum barocken Lebensstil in seiner zur Familienfestung ausgebauten Villa am Wörthersee. Bis 2005 war Flick in Meerbusch gemeldet; hatte dort noch seinen Zweitwohnsitz.
Doch er kam nur noch selten in das Haupthaus mit 780 Quadratmetern Wohnfläche. Das hatte er 1964 erworben. Dort lebte er in den 70-er Jahren, während die Konzernzentrale in Oberkassel residierte. Zur Hochzeit der RAF-Attentate patroullierte in dem Villenviertel stets ein großes Polizeiaufgebot.
Die Nachricht von seinem Tod löste in Meerbusch viele Erinnerungen aus. So bei Bürgermeister Dieter Spindler: "Ich kann mich noch gut an die Zeit der Baader-Meinhof-Bande erinnern. Da war öfters das ganze Haus an der Florastraße von Polizei und Sicherheitsbeamten abgeriegelt."
Und der Erste Beigeordnete Michael Nowack ergänzt: "Bei den Sicherheitsvorkehrungen am Hause Flick war Panzerglas noch das Geringste". Kein Wunder: Schließlich war der Milliardär und Großindustrielle aus Sicht der Terroristen ein Parade-Ziel für einen Anschlag.
Spindler hat erst kürzlich das Flicksche Anwesen in Augenschein genommen: "Da kann man mehr von einem Park als von einem Garten sprechen", so der Bürgermeister. Spindler hat Flick allerdings nie persönlich gesprochen. Das ging fast allen Meerbuschern so. "Er war hier ein Phantom", versucht eine Nachbarin ihre Eindrücke in Worte zu fassen, "alle sprachen von ihm, doch nur wenige haben ihn je gesehen oder gar gesprochen."
Da war Flick kein Einzelfall. Nur wenige, die in Alt-Meererbusch leben, zeigen sich im gesellschaftlichen Leben von Meerbusch. Aber Flick bekannte sich zu seinem früheren Wohnort. 1991 ermöglichte er mit einer großzügigen Spende die Herausgabe der Meerbuscher Stadtgeschichte. "Zwei starke Persönlichkeiten haben Alt-Meererbusch geprägt", sagt der Nachbar, "Baron von der Leyen und Friedrich Karl Flick."
Der Flicksche Park, stets tadellos in Schuss gehalten, war nicht nur angesichts seiner Größe beispiellos. Auf dem Areal stand neben dem geräumigen Haupthaus auch noch ein Jagdhaus. "Dort empfing er jene Gäste", erinnert sich der Nachbar, "die er nicht in seine Privaträume lassen wollte." Eine Driving-Range, Obstplantage und ein Gemüsegarten rundeten das Anwesen ab.
Die Weitläufigkeit wird verloren gehen. Das Flicksche Privathaus ist verkauft. An einen Industriellen, der zugleich auch zwei Nachbarparzellen erwarb, um "noch etwas Park für sich zu haben". Das Jagdhaus wurde abgerissen. 26 Villen werden dort auf Grundstücken mit einer Größe von 1052 bis 2396 Quadratmetern errichtet. Nur drei Parzellen wurden bisher nicht verkauft.
Das berichtete gestern Suzanne Wienen, die sowohl den Verkauf des Flick-Hauses über die Bühne brachte als auch den Verkauf der 26 Parzellen über die Firma Baucoord in die Hand nahm. "Es hält sich übrigens hartnäckig das Gerücht, dass Dr. Flick einen eigenen großen Golfplatz auf dem Grundstück hatte.
Das stimmt so aber nicht, es gab lediglich eine Art Übungsgelände." Doch davon ist nichts mehr zu sehen, die ersten neuen Hausherren haben schon mit dem Bau begonnen. Dass Wienen den Flick-Park nicht am Stück, sondern in einzelnen Parzellen verkauft, hat seinen Grund: "Das Areal wäre sonst einfach zu groß, zu teuer."
Kaum möglich, einen Käufer für einen solchen parkähnlichen Garten in bester Lage zu finden. Wer auf dem ehemaligen Flick-Gelände wohnen möchte, hat noch Chancen. Die drei freien Grundstücke sind nicht teurer, als der Bodenrichtwert in Meerbusch in diesem Bereich ausweist: "Interessenten müssen mit einem Preis von ungefähr 450 Euro pro Quadratmeter rechnen", informiert Suzanne Wienen.
Übrigens: Selbst für Wienen, die sowohl das einstige Wohnhaus als auch den schönen Park des Milliardärs vermarktet, blieb Friedrich Karl Flick ein Phantom: "Ich habe Dr. Flick nie persönlich kennen gelernt. Über die Immobilienverkäufe war ich ausschließlich mit seiner Bauabteilung im Gespräch."