Neusser Kulturnacht am 4. Juli: Zimmermann von der VHS Nichts ist schlimmer als Menschen abzuspeisen

Wenn sie nach Hause kommt, gehört das Telefonieren nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Obwohl ihr der Ruf voran eilt, die "freundliche Stimme am Telefon" zu sein. Vielleicht ist aber genau das auch der Grund, warum Gabriele Zimmermann in den eigenen vier Wänden lieber einen Bogen um den Apparat macht. Die "freundliche Stimme am Telefon" hat auch ein freundliches Gesicht: Gabriele Zimmermann von der Volkshochschule. NGZ-Foto: H. Jazyk

Wenn sie nach Hause kommt, gehört das Telefonieren nicht gerade zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Obwohl ihr der Ruf voran eilt, die "freundliche Stimme am Telefon" zu sein. Vielleicht ist aber genau das auch der Grund, warum Gabriele Zimmermann in den eigenen vier Wänden lieber einen Bogen um den Apparat macht. Die "freundliche Stimme am Telefon" hat auch ein freundliches Gesicht: Gabriele Zimmermann von der Volkshochschule. NGZ-Foto: H. Jazyk

Schließlich ist sie jeden Tag schon stundenlang damit beschäftigt, per Telefon Auskünfte zu erteilen, Ratschläge zu geben und Anmeldungen entgegenzunehmen, und weil sie selbst "nichts schlimmer findet als abgespeist zu werden", ist es für sie selbstverständlich, auf jeden freundlich zu reagieren.

Die Grevenbroicherin arbeitet seit 1984 bei der Volkshochschule, an zentraler Stelle gewissermaßen, denn ihre Telefonnummer ist in der Regel diejenige, die in den Infobroschüren angegeben wird. Die staatlich geprüfte Sekretärin sitzt im Vorzimmer von VHS-Chefin Ulrike Voß-Goldstein, arbeitet dieser ebenso zu wie den Dozenten der VHS, für die sie Einladungen, Sitzordnungen oder die Vorlagen für Prüfungen entwirft.

"Irgendwie hab ich dafür ein Händchen", sagt Gabriele Zimmermann - nicht aus Mangel aus Unbescheidenheit, sondern mehr als Summe langer Erfahrungen: Denn wie soll man es anders als ein Vertrauensvotum werten, wenn die Dozenten mit grob gefertigten Einladungen zu ihr kommen und einfach bitten: "Entwerfen Sie doch mal... ?"

Für die Arbeit am PC hat sich die 37-Jährige, die privat gerne gute Krimis liest und ansonsten viel Zeit mit ihren drei Nichten und Neffen verbringt, über viele Kurse fit gemacht. "Für ,Word' wohl alles, was es an Schulungen gibt", sagt sie lachend, aber auch hier macht die Begeisterung für das Gerät an der eigenen Haustür Halt: Genauso wie das Telefon muss auch der heimische Computer sich eher still verhalten.

Doch wer täglich so viel mit Menschen redet, kann zu Hause wohl auch die Ruhezeit gebrauchen. Zumal da es nicht im Naturell der jungen Frau liegt, die Anliegen ihrer Besucher einfach nur "abzufertigen". Ob sie Ansprechpartner nur vermittelt oder selbst als solcher nötig ist: "Ich finde es wichtig, immer freundlich zu sein."

Die 28 Tagesfahrten der VHS etwa gehen über ihren Schreibtisch: Sie nimmt die Anmeldungen entgegen und ordert danach die Busse. 445 Anrufer kann sie dafür berücksichtigen, und darunter sind inzwischen etliche, die sie schon seit Jahren - zumindest telefonisch - kennt. "Diese rufen mich inzwischen auch schon an, wenn ich gar nicht zuständig bin", sagt sie, und manche kämen gar persönlich vorbei, um mit ihr einfach nur zu reden.

Ein größeres Gegengewicht zum allgegenwärtigen Bild vom sturen Büromenschen als Gabriele Zimmermann kann man sich kaum vorstellen. Bei ihr kommt es einem deswegen auch ganz natürlich vor, dass sie ihrerseits zum Telefonhörer greift, wenn sie lange Zeit nichts von einem bisher sehr regelmäßigen Nutzer der Exkursionen gehört hat: wie bei der 90-jährigen Dame, von der sie dann erfuhr, dass ihr Arzt die Reisen leider verboten hat... Helga Bittner

(NGZ)
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