Hager & Meisinger GmbH aus Neuss Familienfreundlichkeit im Mittelstand

Uedesheim · Bei der Hager & Meisinger GmbH mit Hauptsitz in Neuss werden nicht nur Zahnersatzteile produziert, sondern auch Mitarbeiter mit jungen Familien unterstützt. Das wurde in einer nationalen Studie mit einem Top-10-Platz belohnt.

Mit dem Bonus „Familienfreundlichkeit“ werben viele Unternehmen in ihrem Profil für Arbeitskräfte. Wer das auch wirklich umsetzt, wurde in einer Studie von der Online-Bewertungsplattform „kununu“ und der Frauenzeitschrift „Freundin“ getestet. Dafür wurden die Online-Bewertungen von Arbeitnehmern und Auszubildenden zu ihren Arbeitgebern und Betrieben aus insgesamt 175.000 Unternehmen ausgewertet und analysiert. Der Neusser Familienbetrieb „Hager & Meisinger GmbH“ belegte in der Kategorie „Medizin und Pharma“ deutschlandweit Platz 6.

Geschäftsführer Burkard Höchst habe es „unglaublich stolz“ gemacht, es als mittelständisches Unternehmen „da oben hin“ geschafft zu haben. Auffallend ist: In allen 20 Branchen der Studie sind mittlere Betriebe hoch platziert. Das habe laut Höchst vor allem mit der Personalführung zu tun.

„Elternzeit ist bei uns für jeden möglich und bedeutet nicht den klassischen Karriere-Knick“, sagt der 55-Jährige. Bei Nachwuchs werde ein individuelles Arbeitsmodell zusammengestellt, das die persönliche Situation der Mitarbeiter fördere. Damit erhofft sich das Traditionsunternehmen vor allem Mitarbeiterbindung. „Gerade nach der Mutterschaft spüren wir eine gesteigerte Bindung zum Unternehmen“, sagt Höchst. Im techniknahen Angestelltenbereich arbeiten über 50 Prozent Frauen. Vor 17 Jahren gab es im Vergleich eine einzige.

„Die Situationen, die eine moderne Familie hat, kenne ich aus eigener Erfahrung“, sagt der Familienvater. Seit er die Führung des Unternehmens vor 22 Jahren zusammen mit Sebastian Voss übernommen hat, sei die Masse an Teilzeit gestiegen. Es gibt alle möglichen Formen. Von der Vier-Tages-Woche über die 80-Prozent-Stelle bis hin zu halben Tagen und Home-Office. Für die Verwaltung bedeute das zwar einen größeren Aufwand, die Mitarbeiter aber seien zufriedener. „Das Personal ist unser höchstes Gut, aber auch der höchste Kostenpunkt“, sagt Höchst.

Für Personalerin Sina Remmel ist die Auszeichnung eine Bestätigung für ihre Arbeit. „Oft setzt sich negatives Feedback bei freiwilliger Befragung durch“, sagt die 27-Jährige. „Hier aber nicht. Das zeigt uns, dass funktioniert, was wir versuchen.“ Sie ist ausgebildete Psychologin und arbeitet seit fast zwei Jahren bei dem Familienbetrieb in vierter Generation. „Wir suchen genau solche Fachleute, um an unserer Personalarbeit zu feilen“, sagt Höchst.

Der Fachkräftemangel hat auch den Hersteller von Zahnersatzteilen und Utensilien erreicht. „Es ist unglaublich schwierig geworden qualifiziertes und motiviertes Personal zu finden“, sagt Höchst. Das habe auch damit zu tun, dass die kleinen, filigranen Produktionsgegenstände nicht „jedermanns Sache“ seien. Mitbringen müsse man eine Ausbildung zu einem metallverarbeitenden Beruf und Leistungswillen. Der Rest geschehe vor Ort. Die komplette Einarbeitung dauere etwa ein Jahr. Allein 250 der 378 Mitarbeiter arbeiten im Produktionsbereich. Der Leistungsdruck ist immer hoch, gerade bei wachsenden Unternehmen.

Die Marke Meisinger soll auch künftig weiter wachsen. Im kommenden Jahr wird ein zusätzliches Gebäude an der Hansemannstraße im Gewerbegebiet Uedesheim gebaut. Es soll das neue Logistikzentrum bilden. Die Produktion verbleibt an ihrem jetzigen Standort. Doch das größte Projekt bleibe eine erfolgreiche und nachhaltige Personalarbeit, so Höchst.

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