Rhein-Kreis Neuss Neue Chefs dringend gesucht

Rhein-Kreis Neuss · 2500 Unternehmer im Gebiet der IHK Niederrhein brauchen in den nächsten Jahren einen Nachfolger, der die Firma übernimmt. So gut wie bei Karosserie Krause klappt das selten. Chefs sollten sich laut IHK frühzeitig kümmern.

 Generationenwechsel im KFZ-Gewerbe: Mario und Werner Krause (vorn) mit ihren Vorgängern Volker und Friedhelm Krause. Doch nicht in jedem Betrieb klappt die Übergabe so gut – viele Firmen suchen händeringend Nachfolger.

Generationenwechsel im KFZ-Gewerbe: Mario und Werner Krause (vorn) mit ihren Vorgängern Volker und Friedhelm Krause. Doch nicht in jedem Betrieb klappt die Übergabe so gut – viele Firmen suchen händeringend Nachfolger.

Foto: woi

Bei der Neusser KFZ-Werkstatt Karosserie Krause lief alles optimal. Schon früh war klar, dass Werner Krause mit seinem Cousin Mario Krause die Firma von Vater Friedhelm und Onkel Volker übernehmen würde. "Das ging schrittweise. Wir sind ins Unternehmen eingetreten, wurden dann Geschäftsführer und später Inhaber", sagt Werner Krause.

Dass Söhne eine Firma übernehmen, wird aber zur Ausnahme. Wenn bei Wolfgang Koger von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein das Telefon klingelt, erwartet der Referent Starthilfe und Unternehmensförderung nicht so positive Geschichten wie die von der Karosserie Krause. "Es ist sogar so, dass Frauen anrufen, deren Mann plötzlich gestorben ist, aber für sein Unternehmen nichts in die Wege geleitet hat", sagt Koger.

Oft fehlten grundlegende Dinge, bei den PC-Passwörtern angefangen bis zum Unternehmertestament. Die IHK empfiehlt daher einen "Notfallkoffer" mit wichtigen Dokumenten für Vertrauenspersonen anzulegen. Nach einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags von 2011 haben aber nur 28 Prozent der Unternehmer einen solchen Koffer.

Diese niedrige Zahl zeigt die gesamte Problematik: "Die Nachfolge muss nicht nur für den plötzlichen Todesfall geregelt sein", sagt Koger. Mindestens fünf Jahre bevor ein Unternehmer seinen Betrieb abgeben will, sollte er damit beginnen, seine Nachfolge zu regeln. Im Gebiet der IHK Mittlerer Niederrhein, zu dem auch der Rhein-Kreis zählt, haben 2500 beim Handelsregister eingetragene Unternehmen einen Chef, der in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen will.

NRW-weit sind es 78 000 Unternehmen, mindestens einem Viertel davon droht, eines Tages ohne Nachfolger dazustehen. Zahlen, die auch die Kreishandwerkerschaft Niederrhein kennt. "Das Problem zieht sich durch alle Branchen", sagt Hauptgeschäftsführer Paul Neukirchen. Etwa 25 Prozent der Selbstständigen im klassischen Handwerk sind 55 Jahre oder älter. "Ab 55 sollten sich Unternehmer im Handwerk über die Nachfolge Gedanken machen. Nicht alle suchen aber tatsächlich auch einen Nachfolger", sagt Neukirchen. Ihr Anteil liege bei etwa zehn Prozent. Das sind im Rhein-Kreis etwa 150 bis 300 Betriebe. "Das betrifft alle Branchen, vom Bäcker bis zum KFZ-Mechatroniker", sagt Neukirchen.

Die Nachfolgeregelung sei auch deshalb schwierig, weil oft die Kinder den Betrieb nicht weiterführen wollten, sagt Koger. Zudem spiele der emotionale Aspekt eine Rolle: "Die Unternehmer müssen ihr Lebenswerk abgeben, das, was sie sich über Jahrzehnte aufgebaut haben", sagt Neukirchen. Er rät zu einem schrittweisen Übergang — wie bei Karosserie Krause. "Die Seniorchefs haben uns geholfen, wo sie konnten, aber nicht mehr reinregiert", sagt Werner Krause.

(NGZ/ac)
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