Der Wald im Rhein-Kreis Neue Bäume braucht der Rhein-Kreis

Rhein-Kreis · Hitze- und Trockenperioden haben die ohnehin schon nicht üppige Waldlandschaft im Rhein-Kreis dezimiert. Wichtig ist es nun, Bäume zu pflanzen, die mit den Wetterbedingungen klar kommen, Pflanzen aus südlicheren Regionen.

„Was des einen Freud, ist des anderen Leid“ – günstige Standortfaktoren wie nährstoffreicher Lößboden, gemäßigte Temperaturen und günstige Niederschlagsverteilung sorgten bisher dafür, dass die Wälder im Rhein-Kreis gute Wachstumsbedingungen hatten. Dennoch ist dort der Waldanteil nicht besonders hoch, denn diese Bedingungen sind auch für den Ackerbau von unschätzbarem Vorteil. Plan aber sei, erklärt Umweltdezernent Karsten Mankowsky, den Waldanteil im Rhein-Kreis, aktuell noch 8,3 Prozent, bis zum Jahr 2100 (Waldvermehrungskonzept Kreiswald 2100) auf zwölf Prozent zu erhöhen.

Einer, der den Wald im Rhein-Kreis und seinen Zustand bestens kennt, ist Förster Axel Kriegler. Und der sagt: „Wir müssen jetzt Bäume anpflanzen, die die Trockenheit gut abkönnen. Bäume, die in südwestlichen Regionen gut gedeihen.“ Denn die seien wenig Wasser gewöhnt. So gehörten Fichten einfach nicht hierhin. „Das sind Flachwurzler, die sich das Wasser nicht aus dem Boden ziehen können“, erklärt Kriegler. Bäume, die Trockenheit gut abkönnten, seien unter anderem die Traubeneiche anstelle der Stieleiche oder der Spitzahorn anstelle des Bergahorns. Im Rhein-Kreis steht Mischwald, gibt es keine Monokulturen. „Wir arbeiten naturgemäß, haben eine breite Streuung von Baumarten“, erklärt der Förster.

Als Folge der Trockenheit vor allen in den vergangenen beiden Sommern, führt er weiter aus, hätten sich Schädlinge wie zum Beispiel der Borkenkäfer stark vermehrt. Sie schädigen die ohnehin schon geschwächten Bäume, vor allem Nadelbäume, zusätzlich. Außerdem seien vermehrt Schmetterlingsraupen wie Eichenprozessionsspinner, Schwammspinner und Goldafter an den Laubbäumen aufgetreten. Und nicht zuletzt wurden einige Baumarten durch eingeschleppte Pilze stark dezimiert. So gilt es, nicht nur den Waldanteil zu erhöhen, sondern zunächst entstandene Lücken zu schließen.

Mit einem „Z“ (für das Wort Zukunft) gekennzeichnete Bäume sind diejenigen, die, wie Axel Kriegler sagt, gefördert würden, weil sie den Bestand stabilisieren. Das bedeutet: Alles, was sie bedrängt, muss weg. Das könnten auch durchaus gesunde Bäume sein. Deren Holz wird dann an Privatleute als Brennholz verkauft. Stehendes und liegendes Totholz dagegen werde nicht entfernt, sondern bleibe liegen. „Es dient dem ökologischen Gleichgewicht“, sagt Karsten Mankowsky. Denn dort fühlten sich zum Beispiel Insekten sehr wohl.

„Gar herrlich hat’s die Forstpartie, es wächst der Wald auch ohne sie“ – diesen Spruch nimmt Axel Kriegler gelassen hin. Er weiß, dass die Aufgaben eines Försters, von denen Bestandschutz und -auffbau nur zwei darstellen, vielfältig sind. Und eins wird er nie verstehen können: Spaziergänger, die die Wege verlassen, um durchs Dickicht zu „waten“. „Die wissen gar nicht, welchen Gefahren sie sich aussetzen. Das kann vor allen nach Stürmen lebensgefährlich sein“, sagt der Fachmann und warnt immer wieder aufs Neue.

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