Meerbusch Nadelöhr bringt Schwerverkehr

Meerbusch Eine denkmalgeschützte Brücke aus der Kaiserzeit im Krefeld-Linner Hafen sorgt dafür, dass nachts Sattelschlepper einen Umweg quer durch Meerbusch fahren müssen. Abhilfe ist erstmal nicht in Sicht.

In der Kaiserzeit plante man gerne modern und großzügig — jedenfalls für damalige Verhältnisse. Auch die 1906 eingeweihte Drehbrücke zum Hafen in Krefeld-Linn sollte ein Zeichen des technischen Fortschritts sein. Die (immer noch drehbare) Brücke steht heute unter Denkmalschutz.

Doch was Anfang des vergangenen Jahrhunderts topmodern war, erweist sich heute als viel zu enges Verkehrshindernis. Ein Problem, unter dem vor allem Meerbusch leidet. Während Lastwagen die alte Brücke gerade noch passieren können, müssen Sattelschlepper mit besonders sperriger Fracht einen Umweg fahren. Und der läuft geradewegs durch die Rheingemeinden, Strümp und Osterath.

Da zurzeit im Linner Hafen die Bauteile für ein neues RWE-Kraftwerk in Neurath bei Grevenbroich anlanden, waren im Sommer mehrmals pro Woche nachts Schwertransporte durch Meerbusch unterwegs. Auch diverse Beschwerden des Nierster Bürgervereins konnten daran nichts ändern.

"Ein äußerst störender Zustand", sagt der dortige Bürgervereins-Sprecher Hans-Wilhelm Webers. Im Moment sei die Zahl der Transporte zwar etwas zurückgegangen, die Sattelschlepper halten die Anwohner der normalerweise für Lkw gesperrten Stratumer Straße aber trotzdem noch regelmäßig nachts in Atem.

Für Krefeld sind die Folgen zweischneidig. Zum einen kann die Stadt so zumindest die lästigen nächtlichen Konvois mit Kraftwerks-Bauteilen bequem Richtung Meerbusch ableiten. Die Linner Anwohner sind ohnehin schon von den "normalen" Lkw schwer genervt, die sich über die einspurige Brücke quälen.

Man hat in der Seidenweberstadt aber auch erkannt, dass das Nadelöhr für den Hafen ein massiver wirtschaftlicher Nachteil ist. Seit Jahren gibt es daher Pläne, eine neue Brücke neben den kaiserlichen Stahlkoloss zu setzen. 2002 kalkulierte die Stadt die Kosten des Neubaus einer 75 Meter breiten Hubbrücke auf rund zwölf Millionen Euro.

Aus dem geplanten Baubeginn 2005 und der Eröffnung 2007 wurde aus Geldmangel jedoch nichts. Priorität habe jetzt erstmal Sanierung und Begradigung der durchs Hafengebiet Richtung Nierst laufenden Hentrich-, beziehungsweise Bataverstraße bis zum Jahr 2012, erklärte ein Krefelder Stadtsprecher.

Das Hafengebiet, zu dem die Brücke gehört, wird von der Neuss-Düsseldorfer-Häfen GmbH bewirtschaftet. Deren Geschäftsführer Ulrich Gross machte Anfang 2008 den Vorschlag, die Brücke "etwas zu verschieben, um sie für Touristen attraktiver zu machen." Dann wäre der Weg für eine neue Brücke frei.

(RP)
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