Capella Qurina im Münster Neuss Ein Nachtkonzert, aus dem hoffentlich Tradition wird

Neuss · Die Capella Quirina überzeugte unter ihrem Leiter Joachim Neugart beim Konzert im Quirinusmünster.

 Die Capella Quirina mit Joachim Neugart (r.) stellte ein sorgfältig geplantes Programm vor.

Die Capella Quirina mit Joachim Neugart (r.) stellte ein sorgfältig geplantes Programm vor.

Foto: Joachim Neugart

Als die Capella Quirina, der Kammerchor an der Neusser Quirinusbasilika, im vergangenen Jahr nach einer USA-Tournee ein Format suchte, um dem heimischen Publikum das in Übersee gesungene Programm vorzustellen, entschied sie sich erstmals für ein „Nachtkonzert“. Der gute Besuch zur Premiere lud geradezu ein, dieses Format zur Tradition werden zu lassen. Auch beim zweiten Nachtkonzert füllten jetzt gut 130 Zuhörer die Basilika.

Münsterkantor Joachim Neugart, der Leiter des Ensembles, verbreitete in einem sorgfältig zusammengestellten Programm zunächst Endzeitstimmung. Johann Sebastian Bachs Motette für Doppelchor „Ich lasse Dich nicht, du segnest mich denn“ endet im Cantus firmus des Soprans „auf Erden weiß ich keinen Trost“. Auch in seiner doppelchörigen Motette „Komm, Jesu, komm“ verarbeitet Bach Texte einer Trauerarie. Wegen einer besonders schweren Stelle im ersten Satz hat die Motette unter Choristen den Beinamen „Der saure Weg“.

Den korrekten Text „Du bist der rechte Weg“ gestaltete Joachim Neugart in kunstvollen Schattierungen, die der Kammerchor mit seinen schönen Einzelstimmen exakt nachvollzog. Zwei fünfstimmige Motetten von Andreas Hammerschmidt aus seinen „Musicalischen Andachten“ (1641) hatten den gleichen Kontext: „Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren“. Den Continuopart spielten wie auch bei Bach Hans-Jakob Gerlings (Orgel) und Johannes Neugart (Violone).

Auf der großen Münsterorgel schloss Peter Höngesberg mit dem „Preludio religioso“ aus der „Petite Messe solennelle“ von Gioacchino Rossini kongenial an den Tenor des Programms an. Ein schwermütiges Präludium und eine lebhaftere Fuge hatte Rossini zum Offertorium in seine berühmte Messe eingefügt. Und auch die Adagio-„Cantilene“ aus der 11. Orgelsonate von Josef Rheinberger hatte in den zarten Registrierungen ein wehmütiges Stimmungsbild.

Dann aber begann die „Sommernacht a-cappella“. Zwei wunderbar rein vorgetragene Gesänge des Spätromantikers Hugo Wolf auf Texte von Josef von Eichendorff und vor allem das sechsstimmige „Abendlied“ von Josef Rheinberger, sein populärstes Werk überhaupt, waren Glanzstücke.

Und weil die „Capella Quirina“ sich neuer Musik besonders verpflichtet fühlt, gab es attraktive zeitgenössische Chormusik von Ēriks Ešenvalds (42), Ethan McGrath (28) und ein „Wiegenlied“ aus den „acht japanischen Folk-Songs“ des 2013 verstorbenen und dem Kammerchor besonders verbundenen Vic Nees. Bei Ēriks Ešenvalds’ „Only in sleep“ träumte eine Sopransolistin (Lioba Mollenhauer) in arabesken Versen über ätherischen Akkordschwingungen des Chores: Ein wunderbares Abendlied zur Nachtstunde!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort