Rhein-Kreis Neuss Nachhaltigkeit zahlt sich aus

Rhein-Kreis Neuss · Beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis wurde 3M für die Verbindung von Umweltschutz, sozialer Verantwortung und wirtschaftlichem Erfolg geehrt. Produktions-Direktor Gert Behling erklärt die 3M-Strategie.

 Ronald Pofalla, Chef des Bundeskanzleramts, Daniel Schmid, SAP AG, Barbara Kux, Siemens AG, Gert Behling (v.l.).

Ronald Pofalla, Chef des Bundeskanzleramts, Daniel Schmid, SAP AG, Barbara Kux, Siemens AG, Gert Behling (v.l.).

Foto: Gert Behling

Herr Behling, beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis geht es um soziale Verantwortung und Schonung der Umwelt. Aus Unternehmersicht betrachtet hört sich das zunächst einmal teuer an. Was motiviert 3M zur Teilnahme an diesem Wettbewerb?

Gert Behling Mit unserer Beteiligung am Deutschen Nachhaltigkeitspreis stellen wir uns aktiv dem Wettbewerb mit anderen Unternehmen und betreiben Benchmarking in Sachen Nachhaltigkeit. Dass Umweltschutz sich auch direkt auszahlt, belegt unser bereits 1975 ins Leben gerufene Umweltprogramm 3P. Dies steht für "Pollution Prevention Pays" oder "Umweltschutz zahlt sich aus". Mit dem Programm konnten wir bisher Emissionen um 1,5 Millionen Tonnen reduzieren und haben dadurch 1,4 Milliarden US-Dollar eingespart. Ein großer Teil von diesem Geld floss wieder in Projekte zum Umweltschutz.

3M wurde im Wettbewerb in der Kategorie "Deutschlands nachhaltigste Zukunftsstrategien" nominiert. Wann haben Sie angefangen, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen?

Behling Die Verantwortung für Mensch und Umwelt ist grundlegender Bestandteil unserer Unternehmenskultur und Geschichte. Bereits 1975, lange bevor sich der Nachhaltigkeitsgedanke als allgemein akzeptierter gesellschaftlicher Wert etablierte, haben uns die Vereinten Nationen ihren Umweltschutzpreis für unser Umweltprogramm 3P verliehen. Auch unsere personalpolitischen Grundsätze haben eine lange Tradition. Schon in den 1940er-Jahren formulierte der frühere 3M-Präsident William Mc Knight Leitlinien zu Wertschätzung, Vertrauen und Eigeninitiative, die bis heute gelten und stetig weiterentwickelt werden.

Wo werden diese Zukunftsstrategien im Unternehmen sichtbar?

Behling Unsere Nachhaltigkeitsstrategie beeinflusst das gesamte Unternehmen von der Personalpolitik über unser soziales Engagement, zum Beispiel mit der Bildungsinitiative 'Unternehmen Schule', bis zu Forschung & Entwicklung. Im Rahmen des Life Cycle Managements etablierte 3M bereits 1997 eine spezifische Methodik, die einheitlich für alle Geschäftsbereiche gilt. So entstehen neue oder optimierte Produkte mit Blick auf die Umweltschonung von der Konzeption über die Entwicklung, Materialbeschaffung und Herstellung bis zur Anwendung und Entsorgung.

Gilt Engagement für den Umweltschutz bei 3M weltweit gleichermaßen, also auch in Schwellenländern, in denen die entsprechenden Vorschriften oft noch weniger streng gefasst sind als zum Beispiel in Europa?

Behling Unsere hohen Umwelt- und Sozialstandards wenden wir weltweit innerhalb unseres Unternehmens an und erwarten gleiches von unseren Lieferanten. In Ländern mit weniger Regierungskontrolle werden Lieferanten umfangreicher auf die Einhaltung der 3M Standards zu Menschen- und Arbeitsrechten, Arbeits- und Umweltschutz und Transportsicherheit überprüft.

Welches ist das erfolgreichste Einzelprojekt, mit dem 3M nachhaltiges Wirtschaften im Unternehmen fördert?

Behling Unser 3P-Programm mit weltweit mehr als 8600 Projekten bündelt eine Fülle von sehr erfolgreichen Einzelprojekten. Im vergangenen Jahr haben 3M Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 59 3P-Projekte zur Steigerung der Energieeffizienz initiiert, die den weltweiten Energieverbrauch um insgesamt 82.000 Megawatt gesenkt haben. Allein von 2005 bis 2010 haben wir in Deutschland die Emissionen von Luftschadstoffen um 30 Prozent verringert. Gleichzeitig sanken die Abfallmenge in der Produktion um 44 Prozent und der Energieverbrauch um 42 Prozent.

Wie motivieren Sie die Mitarbeiter, das Engagement des Unternehmens für einen schonenden Umgang mit Ressourcen zu unterstützen?

Behling Unsere Mitarbeiter sind insbesondere durch das 3P-Programm aktiv in Nachhaltigkeitsprojekte eingebunden. Ihre praxisnahen Vorschläge helfen uns, dort anzusetzen, wo die größten Belastungen entstehen: bei der Herstellung und in der Lieferkette. So konnten wir mit einem europaweiten Konzept für Lkw-Transporte die Effizienz jedes einzelnen Transportes erheblich steigern, was zu jährlichen Einsparungen von fünf Millionen Lkw-Kilometern und 3600 Tonnen CO2 Ausstoß geführt hat.

Welche neuen Ziele setzen Sie sich nach dem Erfolg beim Wettbewerb um den Nachhaltigkeitspreis?

Behling Wir haben uns gerade erst wieder für 2015 neue Nachhaltigkeitsziele gesteckt und sind — trotz dieser erfreulichen Auszeichnung - weit davon entfernt, fertig zu sein. Die 3M Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2015 Treibhausgase um fünf Prozent, den Einsatz von Lösungsmitteln um 15 Prozent , die Erzeugung von Abfall um zehn Prozent und den Energieverbrauch um weitere 25 Prozent zu senken. Ein aktuelles Beispiel ist auch die Rückführung von Abfällen aus unserer Produktion von Klebstoff-, Faser- und Folienprodukten in die Kreislaufwirtschaft— die Recyclingquote liegt hier bei 90 Prozent.

Frank Kirschstein führte das Gespräch.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort