Ausstellung: Blick in die Zukunft der Region Mythos Rhein als gemeinsame Dachmarke
Ausstellung: Blick in die Zukunft der Region · Von Friedhelm Ruf
Von Friedhelm Ruf
Visionäre leben von Träumen. Einer davon sind die Stadtteile Köln, Düsseldorf oder Dortmund in einer gemeinsamen Megastadt, die das Rheinland und das Ruhrgebiet erfasst. Zu erleben sind diese Visionen in einer Ausstellung mit dem Titel "RheinRuhrCity - Die unentdeckte Metropole", die Freitag Abend im NRW-Forum im Düsseldorfer Ehrenhof eröffnet wurde. Es ist, wie es Minister Dr. Michael Vesper formulierte, ein "Laboratorium zum Nachdenken bei gelockerter Vernunft." Der Rhein - wie hier bei Grimlinghausen - soll die Dachmarke der großen Metropole sein.
"Die Ausstellung ist ein großes Experiment", sagte Werner Lippert vom Ausstellungsmanagement NRW-Forum Kultur und Wirtschaft. Es gehe nicht um die Konkurrenz, wie zum Beispiel zwischen Köln und Düsseldorf. "Wir fragen danach, was die Region an Positivem und Negativem zu bieten hat im Vergleich zu den Großräumen London oder dem niederländischen Randstaad", sagte Lippert.
In Zeiten der Globalisierung werde der Rückzug auf das Regionale immer wichtiger. Für die Bürger gebe es nicht mehr die Grenzen, die in den Köpfen der Kommunalpolitiker noch eine große Rolle spielten. So habe man eine Umfrage bei 400 Bürgern gemacht, die die Frage "Wo ist das Ruhrgebiet?" beantworten sollten. "Für viele geht das Ruhrgebiet bis nach Aachen und nach Bonn", sagte Lippert. Es seien neue Pendlerbewegungen entstanden mit vielen neuen Bildern in den Köpfen der Menschen.
Um neue Bilder geht es auch in der Düsseldorfer Ausstellung, an der der Niederländer Winy Maas besonderen Anteil hat. Einer der Partner der Ausstellung ist auch die Architektenkammer NRW mit ihrem Präsidenten Hartmut Miksch, der dafür warb, den Menschen Bilder zu zeigen, damit sie sich das Unvorstellbare vorstellen könnten. "Und das in einer Zeit, die mehr von Depression als vom Aufbruch geprägt ist." "Kunst und Architektur entwerfen Bilder, die das Nachdenken anregen", sagte Minister Vesper. Diese Bilder sollen von den Besuchern der Ausstellung "weitergemalt" werden.
"Die Bilder und die Themen werden die Debatte in Bewegung bringen", war sich der Minister sicher. Unter seiner Schirmherrschaft sollen nun bis zum 16. Februar 2003 Fragen, Visionen und Zukunftsperspektiven der Rhein-Ruhr-Region entworfen werden. Dabei ist im NRW-Forum ein so genannter RegionMaker eines der zentralen Ausstellungsstücke. Unter realen Bedingungen lassen sich dort die Einflüsse von Wohnen, Verkehr, Industrie, Agrarlandschaft, Stadt, Land und vielen anderen Parametern simulieren und direkt sichtbar machen.
Am Freitag stellten (v.l.) NRW-Bauminister Dr. Michael Vesper, Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin, der Präsident der Architektenkammer NRW, Hartmut Miksch und Projektgestalter Winy Maas die Ausstellung "RheinRuhrCity - Die unentdeckte Metropole" vor. NGZ-Fotos: L. Berns.
So kann der Besucher selbst nachvollziehen, was geschieht, wenn er die ganze Region mehr als Parklandschaft haben möchte oder als ein RhineValley für die Forscher. In einem anderen Raum erleben die Besucher die Rhein-Ruhr-Region bei einem Hubschrauberrundflug der besonderen Art. In einem dramatischen Film entstehen neue Hochhausstädte oder weitläufige Parklandschaften an Rhein und Ruhr und lassen die neue Metropole in unbekannten, provokanten Szenen entstehen.
So dürften sich zum Beispiel die Mettmanner verwundert die Augen reiben, wenn sie sehen, wie ihr Kreis zu einem riesigen Agrargebiet wie einst die russischen Kolchosen oder die für Mähdrescher parat gemachten Landschaften im Westen der USA umgewandelt wird. Schließlich kommen in einem so genannten Einführungs-Raum Einwohner, Politiker und Experten zu Wort und zeichnen ihre Visionen der Rhein-Ruhr-Metropole.
Führende Planungstheoretiker und Soziologen wie Saskia Sassen und Peter Hall geben einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der Diskussion über Globalisierungsprozesse. Ergänzt wird die Ausstellung mit zahlreichen Vorträgen und Hörfunkprogrammen. "Es geht nicht um einen kleinlichen Zankapfel zwischen Städten, sondern um besondere Potenziale und Perspektiven. Es geht um das, was uns jetzt stark macht und was uns in Zukunft stark macht", sagte Vesper. Während die Ausstellung gewagte Visionen und Träume als Bilder zum Nachdenken malt, will es der Düsseldorfer Oberbürgermeister Joachim Erwin schon viel konkreter anpacken.
Das Logo der Ausstellung.
"Es geht um die Frage, wie wir es hinbekommen, etwas zu machen, was andere Städte wie Berlin oder London schon vor hundert Jahren gemacht haben." Die Politiker sähen die Realitäten nicht und verharrten in Strukturen. "Es muss einen Intendanten geben, damit eine große Region entsteht", sagte Erwin. Die Strukturen müssten auf jeden Fall überprüft werden. "Wir verharren zurzeit im Suppenteller und sind zufrieden mit ein paar Sternchen aus der Buchstabensuppe." Es wäre eine historische Chance, mehr gemeinsam in der Region zu machen und dafür auch Strukturen zu bekommen.
Denn außerhalb von Europa interessiere es niemanden, "dass Neuss nicht Düsseldorf ist." Dass die Häfen Neuss und Düsseldorf zusammenarbeiten sei sinnvoll, "wir müssen in der Region viel mehr Arbeitsteilung definieren, damit nicht alle das gleiche machen." Dass der Rhein ein Namensbestandteil der Metropole sei, begrüßte Erwin. "Der Mythos Rhein muss die gemeinsame Dachmarke sein." Dabei gehe es um eine Region, in der elf Millionen Menschen leben. "Wir reden über Visionen, die erst in einem Menschenalter realisiert werden könnten.
"Aber es gibt ja auch schon Beispiele für Metropolen, wie Hannover oder Stuttgart zeigten. "Wir sollten nun RheinRuhrCity nicht überhöhen", sagte Minister Vesper. "Es ist nicht damit gemeint, dass wir in einem Jahr Kommunalwahlen hätten und einen einzigen Oberbürgermeister für die Region wählen würden." Und der Kreis Neuss? Er gehört ohne Zweifel zur Vision von der Megastadt, die am Rhein nicht endet. So soll die RheinRuhrCity auch eigentlich Rheine Central heißen.
In einem Begleitbuch mit dem Titel "Metropolenführer" ist die Insel Hombroich vermerkt und wo sie zu finden ist: Rhein Center-Neuss, womit nicht die gleichnamige Siedlung als Teil von Neuss, sondern Neuss als Stadtteil der Metropole gemeint ist.