Ende mit großer Tragik Mosaik mit Schauspielern

Elisabeth braucht Geld. Für einen Wandergewerbeschein. Sie erregt das Mitleid des Präparators der Anatomie und bekommt das Geld von ihm. Weil sie ein wenig geschwindelt hat, es nämlich für die Bezahlung einer Geldstrafe braucht, die sie bekommen hat, weil sie ohne Schein erwischt wurde, bringt er sie jedoch ins Gefängnis.

Dass er damit ihr Leben zerstört, stellt sich erst heraus, als Elisabeth von ihrem Verlobten, verlassen wird, nachdem er erfährt, dass sein Zukünftige vorbestraft ist. Eine kleine Geschichte im Grunde, unter kleinbürgerlichen Menschen, die allerdings in großer Tragik endet: Elisabeth geht ins Wasser. "Glaube Liebe Hoffnung" erscheint da als Titel eher wie ein zynischer Kommentar, doch der 1901 geborene Autor Ödön von Horvath, der in dem "kleinen Totentanz" das Schicksal Elisabeths mit dem Leben von über einem Dutzend anderer Menschen verknüpft, verwahrte sich gegen jeden Sarkasmus-Vorwurf: Seine Figuren seien keine "Juxspiegelbilder", denn er lehne alles Parodistische ab ...

"Der Kampf des Menschen gegen etwas, was ihn fertig macht" ist für Sylvia Richter der Kern des Stücks. Die Oberspielleiterin des Landestheaters hat Horvaths Drama von 1936 für ihr Haus bearbeitet und dafür die komplette Schauspielerriege auf der Bühne versammelt. "Es ist ein richtiges Ensemblestück", sagt die Regisseurin, "jede Rolle ist ein wichtiges und eigenständiges Mosaiksteinchen für das Ganze". Carmen Betker spielt zwar die Elisabeth und ist zumindest der Dreh- und Angelpunkt der kleinen Ereignisse, aber nicht minder wichtig ist nach Richters Auffassung der Auftritt einer Irene Prantl (Hergard Engert), auch wenn er nur kurz sei.

Was Richter und auch den Dramaturgen Johannes Blum so besonders reizt, sind die stimmigen Charakterskizzen, die Horvath von seinen Figuren zeichnet. "Es entsteht ein so enges Geflecht zwischen den Personen, dass man am Text nichts wegnehmen darf", sagt Blum; also sei auch nichts gestrichen worden. Rund zwei Stunden dauert die Aufführung, für deren Ausstattung Dietmar Teßmann verantwortlich ist. "Einen spröden Raum" habe er entworfen, sagt er, einen, der die isolierte und tote Welt der Menschen spiegele. Info Oberstraße 95, Freitag, 13. Januar, 20 Uhr, (Premiere) Karten unter Telefon 02131/26 99 33 (hbm)

(NGZ)
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