Silvesterkonzert von Schlubeck und Neugart Mit Panflöte und Orgel begeistert

Die ungewöhnliche Kombination von Panflöte und Orgel lockte am Silvesterabend zahlreiche Zuhörer ins Quirinus-Münster. Ausführende waren der 29-jährige Matthias Schlubeck, ein wahrer Meister der Panflöte - ein Instrument, das häufig unterschätzt, ja sogar belächelt wird - sowie Münsterkantor Joachim Neugart, der ihn an der Orgel begleitete. Schlubeck, der unter anderem bei dem großen Gheorghe Zamfir, dem wohl bekanntesten Panflötisten weltweit studierte, belehrte das Publikum am Dienstag auf imposante Weise eines Besseren.

Auf dem Programm standen Werke von Händel, Fiocco, Boismortier, d"Aquin, Mozart, Rheinberger und Bach sowie eine Soloimprovisation auf der Bass-Panflöte. Der Abend begann mit der Sonate G-Dur für Flöte und Orgel von Georg Friedrich Händel. Bereits zu Beginn beeindruckte Schlubeck mit klarem Ton und Ausdrucksstärke in den langsamen Sätzen sowie einer bestechend sicheren Technik. Besonders in den 16-tel-Passagen machte sich seine Klasse bemerkbar. Mit erstaunlicher Treffsicherheit meisterte er den anspruchsvollen Solopart.

Sogar barocke Intonation war vorhanden, was die Interpretation der Sonate zu einem gelungenen Konzertauftakt machte. Gleiches gilt für das Divertissement de Campagne des französischen Orgelspezialisten Joseph Bodin de Boismortier. Die einzelnen Tänze wurden äußerst galant und beschwingt dargeboten. Aber auch in den langsamen Stücken bewies der 1973 in Wuppertal geborene Panflötist, der übrigens als einziger in ganz Deutschland sein Studium im Fach Panflöte mit Examen abschloss, dass er zu den ganz Großen seines Faches gehört.

Im Adagio des unbekannten Franzosen Joseph Hector Foicco waren es vor allem die vielfältigen dynamischen Schattierungen, welche das schöne Stück so interessant machten. Die stets sichere und brillante Begleitung an der Orgel durch Neugart unterstrich noch das insgesamt sehr hohe Niveau des Konzertes. Dass Schlubeck auch improvisieren kann, bewies er anschließend in einer meditativ gestalteten musikalischen Darbietung auf der Bass-Panflöte. Anschließend demonstrierte auch Joachim Neugart sein Können als Solist an der Orgel.

Das "Noel" von Louis Claude d"Aquin gestaltete er durch abwechslungsreiche Registerwahl, gepaart mit technischer Brillanz äußerst reizvoll. Ungewohnt, wegen der für Mozart untypischen Kombination von Panflöte und Orgel, aber sehr schön interpretierten die beiden Solisten das unbekannte "Rondo D-Dur KV 164 Anh." aus dem Nachlass. Dabei waren es vor allem wieder die exzellente Intonation und die dynamischen Abstufungen Schlubecks, aber auch die technisch sichere und grazile Begleitung durch Neugart, die das Rondo zu einem musikalischen Leckerbissen machten.

Besinnlich wurde es dann wieder während des wunderschönen Abendliedes von Joseph Gabriel Rheinberger, bevor abschließend der Panflötist mit dem Menuett und der bekannten Badinerie aus der zweiten Orchestersuite h-moll von Bach noch einmal alle Register seines technischen Könnens unter Beweis stellte. Matthias Schlubeck gelang es am Silverster-Abend auf eindrucksvolle Weise, dem Publikum das eher unvertraute Instrument Panflöte "vorzustellen" und dessen eher schlechten Ruf zumindest ein wenig zu verbessern.

Der anhaltende Applaus wurde mit zwei Zugaben belohnt. Schlubeck und Neugart spielten das rumänische Folklorestück "Die Lerche", in dem der Solist mit Vogelstimmenimitationen sowie rasanten und technisch höchst schwierigen Passagen das Publikum zu stehenden Ovationen und Bravorufen brachte. Beendet wurde der phantastische Abend im voll besetzten Quirinus-Münster mit dem lyrischen "Salut d"amour" von Edward Elgar. Gerion Vieten

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort