In Neuss, wo er zum einen als Landrat, zum anderen aber auch als Künstler beheimatet ist, schuf er bei Rosenberger im Neusser Hafen die 4,50 hohe Eisen-Skulptur des Mannes, der sich als der erste Diener seines Staates bezeichnet hat. Vor dem Kongresszentrum wurde die Skulptur jetzt in Potsdam, der Stadt der Bundesgartenschau 2001, aufgestellt. Schon Tage vorher waren die Konturen der Figur unterm Tuch zu erahnen. Dass es der Alte Fritz sein würde, das erkannten die Passanten bereits vor der offiziellen Enthüllung. Denn Patt ist es gelungen, den preußischen König in typischer Pose aus dem Eisen zu schneiden: Aufrecht stehend, die linke Hand an der Hüfte, die rechte auf einem Stock gestützt, alles unterm großen Dreispitzhut.

Doch unter der Verhüllung durften die Zuschauer der Enthüllungsfeier später noch etwas anderes entdecken. Trotz seiner Größe und seinem schweren Material wirkt die Statue leicht. Patt ist das mit Schnitten gelungen, die - an der richtigen Stelle angesetzt - dem ganzen Werk einen Leichtigkeit geben, trotz 4,50 Höhe und sechs Zentimeter dickem Eisen. So ist eine Figur entstanden, die weder das dahinter liegende Kongresszentrum erdrückt noch den davor liegenden großräumigen Platz dominiert. Durch den selbstbewusst nach vorne blickenden Preußenkönig kommt zum einen der stolze Charakter des absoluten Herrschers zum Tragen, zum anderen aber auch der Herrscher, der den leichten Dingen, wozu sich die Kunst nun einmal zählen lassen muss, zugetan ist. Dies ist Patt gelungen, so wie es eben einem Rheinländer gelingen kann, wenn er den Preußen ein besonders identitäts-stiftendes Kunstwerk beschert.

Enthüllung mit Feuerwerk

So wie bei Groß-Skulpturen von Patt üblich, wurde das Werk mit einem Feuerwerk seiner Bestimmung übergeben. Ein Unternehmen, das sich auf solche hitzigen Farbenspiele versteht, brachte den Platz zum Leuchten. Mit dem letzten Böller fiel dann die Hülle um den Alten Fritz und zum ersten Mal war das Kunstwerk in Potsdam zu bestaunen. Eine große Zahl von Gästen verfolgte das Spektakel, unter ihnen auch der Nachfahre von König Friedrich II., Wilhelm Karl Prinz von Preußen. "Ich denke, mein Vorfahre hätte Freude an der Entwicklung der Stadt Potsdam. Unter der Prämisse, dass die Statue für das Kongresszentrum und die Stadt werben soll, wäre er sicherlich auch damit einverstanden gewesen", meinte der Preußen-Prinz.

Mit besonderer Freude verfolgte der Potsdamer Oberbürgermeister Matthias Platzeck die Enthüllung: "Meine Hochachtung, ich bin hellauf begeistert. Mir gefällt er doll. Man erkennt ihn schon im Vorbeifahren." Dieter Patt freute sich über so viel Anerkennung. Sein Kunstwerk in Potsdam wird nun durch Sonne und Regen eine rostige Patina erhalten, was für die Potsdamer ein Anlass sein dürfte, den Namen "Alter Fritz" auch ganz speziell diesem Kunstwerk zu geben. Potsdam ist nun eine weitere Station für Großskulpturen von Dieter Patt. In Neuss steht vor der Stadthalle das imposante Königspaar.

Eine weitere Figur aus dem Atelier des Künstlers hat in St. Wendel im Saarland Platz gefunden: den Heiligen St. Wendelin, der ebenso wie der "Alte Fritz" in Potsdam, eine identitäts-stiftende Wirkung hat. Auch in St. Wendel wurde die Figur praktisch aus dem Feuer heraus geboren. "Es geht hier um die Elemente Eisen und Feuer. Aus dem Feuer heraus wird die Kunst befreit", sagte Dieter Patt. Ihm sei dabei auch in den Sinn gekommen, dass Kunst in Deutschland einmal verbrannt worden sei. Das Motiv des Preußenkönigs als Kunstobjekt habe er bei einigen Spaziergängen durch die Stadt Potsdam für sich entdeckt. "Ich bin durch die Straßen gegangen und habe gedacht, jeden Moment kommt der Alte Fritz hervor. Ich habe aus dieser Idee das nun erste Denkmal dieser Art in Potsdam gemacht. So werden Träume wahr." Friedhelm Ruf