Politiker waren zu Gast in Fouesnant in der Bretagne / Gemeinsame "Ratssitzung" Meerbuscher Meinung auch beim Dünenschutz gefragt

Von Markus HeinzSeit langem schon herrscht auf den Autobahnen zwischen Meerbusch und dem bretonischen Fouesnant überdurchschnittlich viel Verkehr. Ein Grund: Es gibt fast keine Woche im Jahr, in der nicht irgendeine Gruppe aus einer der beiden Partnerstädte in die eine oder andere Richtung unterwegs ist.

Von Markus Heinz

Seit langem schon herrscht auf den Autobahnen zwischen Meerbusch und dem bretonischen Fouesnant überdurchschnittlich viel Verkehr. Ein Grund: Es gibt fast keine Woche im Jahr, in der nicht irgendeine Gruppe aus einer der beiden Partnerstädte in die eine oder andere Richtung unterwegs ist.

Vergangenen Donnerstag früh am Morgen taten es die Meerbuscher Politiker nun ihrer austauschfreudigen Bevölkerung gleich und machten sich auf die etwa 1.000 Kilometer lange Strecke zur atlantischen Südküste der Bretagne. Insgesamt vier Tage war die 45-köpfige Delegation - bestehend aus aktiven und ehemaligen Politikern - unterwegs, wovon der erste und der letzte allerdings fast komplett im Bus verbracht wurden. Und siehe da: "Als wir in Fouesnant aus dem Bus ausstiegen, sahen wir schon drei Fahrzeuge der Meerbuscher Feuerwehr dort stehen", berichtet Bürgermeister Dieter Spindler.

Der Austausch zwischen den beiden Städten geht eben weit über die Schülerebene hinaus: Selbst die Postangestellten besuchen sich gegenseitig. Spindler: "Aus dem Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag von 1963 ist längst gelebte Nachbarschaft geworden." Und weil Nachbarschaft - selbst wenn eine Tagesreise mit dem Bus zwischen den Nachbarhäusern liegt - auch bedeutet, sich mit den Problemen der Freunde auseinanderzusetzen und gemeinsam Lösungsstrategien zu suchen, fanden sich die Politiker der beiden Städte am Samstag nach zwölf Jahren erstmals wieder zu einer gemeinsamen "Ratssitzung" zusammen.

Auf der Hinfahrt hatten sich die Besucher schon in die Themen des aktuellen politischen und Alltagsgeschehens in Fouesnant eingelesen. Am Freitag stand dann eine Stadtrundfahrt an, bei der gezielt die Punkte angefahren wurden, die auch Gegenstand des Politikertreffens sein sollten. Der neue Beigeordnete für Jugend, Soziales und Kultur, Hans Mattner-Stellmann, betont den Nutzen dieser Exkursion, denn so konnten die Meerbuscher "vor Ort sehen, über welche Probleme wir uns eigentlich unterhalten."

Schließlich sei nicht alles im vorab gelesenen Bericht so ohne weiteres nachvollziehbar gewesen: Das vielleicht dringlichste Probleme Fouesnants, der Dünenschutz, liegt den meisten Meerbuschern sicherlich eher fern. Doch nach dem Ortsbesuch, bei dem sich die Deutschen überzeugen konnten, "wie das Land regelrecht wegbricht, wenn die Dünen nicht irgendwie befestigt werden" und wie im gleichen Tempo die Grundlage des Tourismus in Fouesnant abbröckelt, war allen klar, warum dieses Thema im 20.000-Einwohner-Ort Fouesnant so leidenschaftlich diskutiert wird.

So wurde denn bei der gemeinsamen Sitzung auch mittels Simultanübersetzung munter diskutiert, wie die Fouesnanter Probleme anzupacken seien. Das weitere Programm verschob sich sogar um ein Stunde. Beim abschließenden festlichen Abendessen ernannte Bürgermeister Roger Le Goff vier neue Ehrenbürger von Fouesnant: Rolf Cornelissen vom Partnerschaftskomitee sowie die früheren Bürgermeister Rolf Hapke, Dr. Lothar Beseler und Ernst Nüse.

Letzterer bekam die Auszeichnung aus Krankheitsgründen zu Hause überbracht. Aber die Ratsmitglieder brachten auch Anregungen für die eigene Stadt mit zurück. So hat das Vorbild des Spaßbads der französischen Fischereistadt einige Impulse für die Überlegungen zur Entwicklung des Meerbuscher Hallenbades gegeben. Auch besitzt Fouesnant ein "Centre nautique", in dem für bis zu 40 Jugendliche Segel- und Windsurfkurse inklusive Unterbringung zu zivilen Preisen angeboten werden.

Mattner-Stellmann will dies in Meerbusch bekannter machen. Nicht zuletzt werden wohl viele der Mitreisenden bemerkt haben, dass ihre Kenntnisse der Nachbarsprache "ausbaufähig" sind. Der Beigeordnete ist sich jedenfalls sicher: "Mein Sohn lernt demnächst in der Schule Französisch, und ich weiß, wer mit ihm lernt!"

(NGZ)
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