Interview mit Gerd Dudenhöffer „Manchmal ist man der Heinz“

Von Sebastian Peters Was für ein Luxus! Gleich zwei Badezimmer hat das Hotelappartement, in dem Gerd Dudenhöffer während seines Gastspiels in Baden-Württemberg am vergangenen Wochenende residierte. Kleiner Haken: nur eine der Duschen funktioniert richtig. Was macht Dudenhöffer? Die Schirmmütze ist mindestens ebenso sehr charakteristisches Zeichen geworden wie das notorische Nörgeln. Gerd Dudenhöffer ist "Heinz Becker". Foto: Handwerker-Promotion

Von Sebastian Peters Was für ein Luxus! Gleich zwei Badezimmer hat das Hotelappartement, in dem Gerd Dudenhöffer während seines Gastspiels in Baden-Württemberg am vergangenen Wochenende residierte. Kleiner Haken: nur eine der Duschen funktioniert richtig. Was macht Dudenhöffer? Die Schirmmütze ist mindestens ebenso sehr charakteristisches Zeichen geworden wie das notorische Nörgeln. Gerd Dudenhöffer ist "Heinz Becker". Foto: Handwerker-Promotion

Was für ein Luxus! Gleich zwei Badezimmer hat das Hotelappartement, in dem Gerd Dudenhöffer während seines Gastspiels in Baden-Württemberg am vergangenen Wochenende residierte. Kleiner Haken: nur eine der Duschen funktioniert richtig. Was macht Dudenhöffer? Er schlägt sich Stunden um die Ohren, um die nicht funktionierende Dusche in Gang zu bringen und schimpft derweil wie ein Rohrspatz über die defekte Brause.

"Fast so wie mein Heinz Becker", merkt Dudenhöffer im Gespräch mit der NGZ an. Am kommenden Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, steht Dudenhöffer mit seinem aktuellen Programm "WiEderspruch" auf der Bühne der Neusser Stadthalle. Im Interview mit der NGZ reflektiert der Saarländer die Entwicklung seiner Kultfigur "Heinz Becker.

Jeder glaubt einen Heinz Becker zu kennen, keiner will einer sein. Stimmen Sie dieser These zu?

Dudenhöffer Da ist schon was Wahres dran. Man will ja immer der gute Mensch sein, manchmal ist man aber auch einfach der Heinz Becker. Das wollen dann die Leute nicht wahrhaben. Uns passiert es doch allen ziemlich oft, dass wir intolerant werden. Aber: Man darf auch nicht vergessen, dass man mit den "Heinz Beckers" oft ziemlichen Spaß haben kann.

Passiert es oft, dass Sie mit "Herr Becker" angeredet werden? Kann Ihr Publikum den Privatmenschen von der Figur "Heinz Becker" trennen?

Dudenhöffer Ja, aber ich bin ja nicht der einzige Schauspieler, dem das so geht. Ein Horst Tappert wird auch zeitlebens mit Derrick gleichgesetzt und Götz George ist immer der Schimmi. Eigentlich stört mich das nicht. Wenn es jedoch um etwas drastische Meinungen von Heinz Becker über Ausländer oder Homosexualität geht, dann distanziere ich mich natürlich. Da denke ich ganz anders und liberaler drüber. Im Grunde aber ist es doch nur ein Name: Dudenhöffer oder Becker.

Wie ist der "Heinz Becker" denn in Ihrem Kopf entstanden?

Dudenhöffer Alles begann damit, dass ich zwei befreundeten Grafikern, die meine Wohnung renovierten, beim Anbringen einer Holzdecke zuschaute. Die beiden unterhielten sich die meiste Zeit über sinnlos und nebeneinander her und da dachte ich: "Ja, so ist das Leben". Der Alltag ist eben so, sehr oft ziemlich banal. Und daraus ist dann der Heinz entstanden.

Fühlen Sie sich manchmal festgelegt auf diese Rolle?

Dudenhöffer Die Rolle macht mir immer noch Spaß und das seit nunmehr fast einem Vierteljahrhundert. Zuerst war die Figur des Heinz Becker ja beschränkt auf eine Mundartfigur, die einen recht beschränkten Horizont hatte. Mit der Zeit weitete sich das dann aus. Es folgten Stammtischparolen und all das, was den Heinz Becker so auszeichnet.

Wie entstehen die Texte, sowohl für das Fernsehen als auch für das Theater?

Dudenhöffer Das sind zwei verschiedene Ansätze. Die Drehbücher für die Fernsehsendungen schreibe ich selber. Im Schnitt kann man sagen, dass ich für 30 Minuten Serie 15 Tage schreibe. Zurzeit konzipiere ich neue Folgen der Serie, die fürs Fernsehen geplant sind. Auch für mein Soloprogramm habe ich eine feste Struktur. Die Texte entstehen bei mir selten spontan auf der Bühne. Ich notiere mir alles genau und greife manchmal Zwischenrufe aus dem Publikum auf.

Können Sie alles realisieren, was Sie sich vornehmen, oder trauen Sie sich beim Heinz Becker manchmal zu wenig?

Dudenhöffer Auf jeden Fall. Ich traue mich immer zu wenig. Dabei sind es besonders die minimalistischen Serien, die gut ankommen. Beispiel: Wenn ich eine Folge schreibe, in der Heinz Becker im Schwimmbad ist und er die ganze Zeit nicht zu sehen ist, dann ist das schon sehr gewagt. Oder die Folge, in der Heinz Becker die ganze Zeit im Aufzug steht. Da gibt es einen 30-minütigen Monolog. Sowas schwankt immer auf einem schmalen Grad. Damit bin ich aber sehr zufrieden. Solche Folgen leben mehr von den Texten und darauf kommt es an. Handlungsarmut muss nicht Textarmut bedeuten.

Was ist das genau für ein Dialekt, den Heinz Becker spricht?

Dudenhöffer Gute Frage. Es ist Saarländisch, allerdings kein astreines. Man spricht besser von "Saarpfälzisch". So sind wir in der Ecke von Homburg, wir sprechen immer ziemlich gradlinig. Man muss aber dazu sagen, dass ich nicht immer lupenreinen Dialekt spreche. Ich schleife den Dialekt schon manchmal. Die Rolle ist stark an den Dialekt gebunden.

Verstehen das alle Leute gleich und wie reagieren die Menschen an sich und speziell die Neusser?

Dudenhöffer Ich muss hier mal mit dem Klischee aufräumen, dass es regionale Unterschiede beim Publikum gibt. Klar gibt es immer wieder Städte, wo wir sagen: "Jetzt noch ein Mal und dann ist Schluss". Aber generell verstehen die Leute den Witz von Heinz schon überall. Und, na klar, auch in Neuss. Da war ich ja schon einige Male.

In diesen Tagen erscheint auch Ihr neues Buch "Die Reise nach Talibu:"

Dudenhöffer Das ist im Grunde eine Spielerei, die ich mit leiste. Bei den Tourneen gibt es keinen direkten Verkaufsstand. Wer danach fragt, der kann allerdings ein Buch bekommen.

Info Gerd Dudenhöffer: Wiederspruch, Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, , Stadthalle Neuss , 30,50 Euro, 28 Euro, 25,50 Euro (inkl. Gebühren)

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort