Sonderausgabe der MAD-Redaktion MAD: WM-Special

In Zeiten großer Fußballereignisse wie Europa- oder Weltmeisterschaften lässt sich immer wieder ein interessantes Phänomen beobachten: In der Öffentlichkeit wie in den Medien scheint vollkommen aus dem Blickfeld zu geraten, dass es auch Leute geben soll, die sich nicht allzu sehr für den Sport, bei dem das Runde ins Eckige soll, interessieren. Dementsprechend sinkt während dieser Zeiten die Humorquote in Bezug auf Fußball bedenklich auf Null ab. Doch das soll dieses Jahr offenbar anders werden - hat sich jedenfalls das Comicmagazin MAD vorgenommen.

In seinem vierten Special, seit es nach längerer Pause wieder eine deutsche Ausgabe des MAD-Magazins gibt, dreht sich nämlich alles um König Fußball. Doch um es vorweg zu nehmen: Die Humorbilanz fällt reichlich durchwachsen aus. Dafür gibt es zwei Hauptgründe. Zum einen zeigt sich das Heft doch ein wenig unentschlossen. Ganz offensichtlich gab es ursprünglich den Ansatz, sich einmal kräftig über den Fußball im allgemeinen und vor allem das milliardenschwere Geschäft mit dem Sport lustig zu machen. Gerade Rubriken wie die Reihe "Sie sind ein wahrer Fußball-Fan wenn..." oder die MAD Fußball-Fibel zeugen davon.

Doch sie zeigen auch gleichzeitig, warum das Konzept weitestgehend scheitert. Ganz offensichtlich wollte es sich der Verlag es dann doch nicht völlig mit den Fußballfans verscherzen. Schließlich stellen diese eine nicht gerade geringe potenzielle Käufergruppe dar. Und so übt sich das MAD-Magazin über weite Strecken in der einzigen Form von "Humor", die auch während Fußball-Hochereignissen erlaubt ist: Fußballfans machen laue Witzchen über Fußball. Von der "Mär der elf kleinen Holländer" bis hin zu dem leidlich witzigen "Wenn Verstöße gegen Fußballregel auch im Alltag geahndet werden" finden sich auf den 54 Seiten des Sonderheftes hierfür zahlreiche Beispiele.

Die Anbiederung gipfelt dann darin, dass sich selbst in der Heftmitte dieses Sonderheftes ein WM-Planer zum Herausnehmen findet. Wesentlich ärgerlicher ist jedoch, dass die Gags im MAD bisweilen doch einen etwas unangenehmen Nachgeschmack haben. Wenn ein nicht unerheblicher Teil der Witzchen daraus besteht, sich über vermeintliche Eigenheiten anderer Nationen lustig zu machen und in Sprüchen gipfelt, wie Spieler Gerald Asamoah als den "munteren Multi-Kulti-Mohr" zu bezeichnen, gefriert einem schon das Lachen im Gesicht. Weiteres Beispiel: In einer Rubrik, in der alternative Karten für den Schiedsrichter vorgestellt werden, gibt es auch die Visa-Karte.

Zitat: "Bei Fouls von nicht weißen Spielern einzusetzen. Bei verdächtigem ausländischen Spieler könnte es sich um Terrorist handeln, dessen Aufenthaltsgenehmigung überprüft werden muss. Strafe: Überführung nach Guantanamo Bay." Da helfen dann auch einige "Ausgleichsgags" über deutsche Hooligans nicht mehr weiter. Stellt sich also die Frage, ob einige in der Tat gelungene Comics des MAD Hauszeichners Ruthe in diesem Zusammenhang noch die drei Euro Heftpreis wert sind. dm

(NGZ)
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