Rhein-Kreis Neuss Logistikflächen dringend gesucht

Rhein-Kreis Neuss · Initiative will Logistik fördern / Immobilienwirtschaft fordert große Einheiten.

 Jürgen Steinmetz, Bertram Gaiser, Samer Mulla und Bernd Neffgen.

Jürgen Steinmetz, Bertram Gaiser, Samer Mulla und Bernd Neffgen.

Foto: lber

Gelingt es dem Rhein-Kreis nicht, schnell neue, große Gewerbeflächen auszuweisen, droht er seinen Status als Vorzeigestandort für Logistik zu verlieren. Mit dieser Warnung bestimmte Immobilienexperte Samer Mulla, Segro Germany, eine Diskussionsrunde zum Thema bei der Internationalen Gewerbe-Immobilienmesse Expo Real in München.

Mulla, dessen Unternehmen unter anderem bei Logistikzentren in Kapellen engagiert ist, bezweifelt, dass die in einer Studie der Industrie- und Handelskammer Mittlerer Niederrhein in der Region und im Kreis ausgemachten "Premiumflächen" für Logistik groß genug und vor allem rechtzeitig verfügbar sind. "Bei uns werden inzwischen regelmäßig Grundstücke in einer Größenordnung von 100 000 Quadratmetern angefragt", sagt Mulla. Ein Beispiel sei das neue Logistikzentrum von Amazon in Rheinberg. Für ähnlich interessante Projekte fehle am Niederrhein und im Rhein-Kreis schlicht das Angebot. "Wir weisen seit Jahren darauf hin, dass in zu kleinen Maßstäben gedacht und geplant wird", sagt Mulla. Die Region laufe Gefahr, den Anschluss zu verlieren: "Der Zug fährt gerade ab." Der Immobilienexperte verweist auf zahlreiche Gespräch mit Kommunen und Behörden: "Oft wird dabei auf eine Blockade durch die Bezirksregierung verwiesen. Dann kann ich nur sagen: Bauen Sie Druck auf! Ohne wird sich nichts bewegen." Mulla sieht bereits jetzt eine Verlagerung in der Logistikbranche. Besonders im Kölner Norden und auch im Gebiet Köln/Bonn seien Flächen in der nachgefragten Größenordnung zu haben: "Die Unternehmen werden diese Chancen nutzen."

IHK-Geschäftsführer Bernd Neffgen glaubt dennoch an den Erfolg der Potenzialflächen. Der Niederrhein habe den nötigen "langen Atem", um deren Entwicklung durchzusetzen. Konkret geht es um das interkommunale Gewerbegebiet von Neuss und Dormagen am Silberseee, das interkommunale Gewerbegebiet Jüchen/Grevenbroich, Flächen in Niederkrüchten/Elmpt, in Mönchengladbach-Hardt und an der Grenze von Krefeld und Meerbusch. "Auf diese Flächen wollen wir uns konzentrieren, weil sie den nötigen Anforderungen — Infrastruktur, Nähe zum Kunden, qualifizierten Arbeitskräften — am besten entsprechen", sagt Neffgen.

Jürgen Steinmetz, Vertreter des Landrates, drängt darauf, die Belange der Logistik im derzeit in Arbeit befindlichen Regionalplan, der definiert, wo im Regierungsbezirk neue Gewerbeflächen möglich sind, ausreichend zu berücksichtigen. Sein Argument: Logistik schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze und macht einen Standort für weitere Wirtschaftszweige attraktiv.

Knapp 10 000 Logistikbetriebe im Rheinland beschäftigten mehr als 170 000 Menschen, Tendenz steigend. Um den Logistikboom zu fördern, setzt Steinmetz auch auf den neu gegründete Verein Logistikregion Rheinland, in dem Kommunen, IHK, Unternehmen und Wissenschaft zusammenarbeiten — auch um das zu tun, was die Immobilienwirtschaft auf der Expo Real so deutlich gefordert hat: Neue Flächen für Logistik schaffen.

(NGZ)
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