Wahlkreis 46 - Kaarst / Korschenbroich / Jüchen / Meerbusch Lienenkämper verteidigt sein Mandat mit Verlusten

Rhein-Kreis Neuss · Alle 186 Bezirke im Wahlkreis 46 sind ausgezählt. Lutz Lienenkämper gewinnt deutlich mit 41 Prozent der Erststimmen gegenüber Nicole Niederdellmann-Siemes mit 31,2 Prozent der Stimmen. Im Vergleich zu 2010 verliert er aber neun Prozent.

 Lutz Lienenkämper hat sein Mandat verteidigt.

Lutz Lienenkämper hat sein Mandat verteidigt.

Foto: NGZ

Lutz Lienenkämper kann sich über die wahrscheinliche Verteidung seines Direktmandates kaum freuen. Er sagt: "Das ist eine klare Niederlage für die CDU. Da gibt es nichts zu beschönigen. Selbstverständlich bin ich auch persönlich enttäuscht. Offenbar sind wir mit den Inhalten, die wir in den Vordergrund gestellt haben, nicht durchgedrungen."

Die Zweitstimmen im Wahlkreis 46 verteilen sich wie folgt. Die Wahlbeteiligung war mit 67,2 Prozent überdurchschnittlich hoch.

Die Stimmen zur Wahl

Auch Franz-Josef Moormann, Kaarsts Bürgermeister (CDU) ist enttäuscht und meint: "Ganz ehrlich, mit einem derart deutlichen Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Meiner Meinung nach hat der CDU hat in den vergangene zwei Jahren das Selbstbewusstsein gefehlt. Man hat es nicht verstanden, dem Wähler klar zu machen, welche Kernbotschaften die CDU hat. Das Spar-Thema allein war nicht substantiell genug."

Daniela Leyhausen, Vize-Chefin der Kreis-CDU, sagt über das Landesergebnis: "Ein Desaster. Eine Katastrophe. Eine bittere Niederlage. Ich habe persönlich mitverloren, weil ich mich fuer Norbert Röttgen engagiert hab. Der Wohlfühl-Wahlkampf von Hannelore Kraft hat gezogen. Die Buerger wollten die Wahrheit nicht hören."

Lars Christoph, Vorsitzender CDU-Stadtverband Kaarst: "Das Ergebnis ist eine Katastrophe. Die Bürger erwarten zu Recht von der Politik eine gewisse Glaubwürdigkeit und Klarheit. Beides hat bei der CDU gefehlt — bezogen auf Inhalte und Personen."

Jörg Löhler, FDP-Fraktionsvorsitzender in Kaarst: "Dass sich der Wind für die FDP zum Positiven gedreht hat, haben wir bereits in den vergangenen Wochen — im Wahlkampf an den Marktständen — gemerkt. Mit Christian Lindner ist ein Ruck durch die Partei gegangen."

Gute Laune herrscht derweil bei der FDP. Hanne Wolf-Kluthausen FDP-Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Korschenbroich und Vorsitzende des Stadtverbandes erklärt "Ich habe immer daran geglaubt, dass es die FDP in den Landtag schafft. Unsere Kandiaten haben sich wirklich durchweg gut geschlagen. Wir werden die komplette Ergebnisauswertung im Kreishaus abwarten und dann nach Hause fahren und dort in aller Ruhe eine Sektflasche öffnen."

Bis 16 Uhr haben in Kaarst bereits 70,1 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Im gesamten Rhein-Kreis waren es 58,5 Prozent. Kreisweit waren das etwa zwei Prozentpunkte mehr, als noch vor zwei Jahren.

Alle Hände voll zu tun, hatte beispielsweise das Team um Wahlvorsteher Karl-Heinz Göris und Bernd Kettler in der Alten Schule in Korschenbroich. Bereits um 16 Uhr meldet Göris eine Wahlbeteiligung im Korschenbroicher Ortskern von mehr als 55 Prozent. Für ihn "ein guter Schnitt". Seine Prognose: "Wenn das so weitergeht, nehmen wir noch die 70-Prozent-Hürde." Ob sich das "Straßenfest der Künste" und der verkaufsoffene Sonntag positiv auf die Korschenbroicher Wahlbeteiligung ausgewirkt hat, das schloss Göris nicht aus.

Im Wahlkreis 46, der die Kommunen Kaarst, Meerbusch, Korschenbroich und Jüchen umfasst, können sich die Wahlberechtigten bei der Erststimme zwischen sieben Direktkandidaten und bei der Zweitstimme zwischen 17 Parteien entscheiden.

CDU-Kandidat Lutz Lienenkämper holte bei der Landtagswahl 2010 jede zweite der abgegebenen Stimmen. Für seine Herausforderin Nicole Niederdellmann-Siemes votierten nur etwa halb so viele Wähler.

Aus diesem Grund geht der ehemalige Verkehrsminister Lienenkämper auch als klarer Favorit ins Rennen. Diesen Rückstand in nur zwei Jahren aufzuholen erscheint für Niederdellmann-Siemes, die ebenfalls erneut antritt, nahezu aussichtslos.

Da die Sozialwissenschaftlerin und SPD-Ratsfrau in Meerbusch nur auf Platz 33 der SPD-Landesliste steht, kann sie sich auch insgesamt nur äußerst geringe Hoffnungen auf einen Einzug ins Landesparlament machen.

Anders sieht das bei dem Grünen Oliver Keymis aus. Bereits seit dem Jahr 2000 ist er Landtagsabgeordneter. Seit 2006 ist er Zweiter Vizepräsident des Landtages. Für seine Partei ist der 51-Jährige dort ebenfalls Kultur- und Medienpolitischer Sprecher. Mit Listenplatz acht kann er schon einmal für die nächste Legislaturperiode im Landtag planen.

Die Kandidaten von FDP, Linke und Piraten stehen überhaupt nicht auf den Landeslisten ihrer jeweiligen Partei. Bernd Schumacher-Adams aus Meerbusch (FDP), Heiner Bäther aus Korschenbroich (Linke) und Wilhelm Frömgen aus Korschenbroich (Piraten) hoffen also nur auf ein gutes Ergebnis, ohne eine echte Chance auf den Einzug in den Landtag zu haben.

Eine Besonderheit im Wahlkreis 46 ist, dass die Familienpartei hier einen Direktkandidaten aufstellt. Wie schon vor zwei Jahren tritt der Unternehmer Michael Koesling aus Kaarst für seine Partei an. 2010 holte er immerhin 1,1 Prozent der Erststimmen, ist aber damit natürlich krasser Außenseiter.

(jco)
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