Kulturzentrum Sinsteden Eintauchen in die virtuelle Realität

Rhein-Kreis · Die beiden Medienkünstlerinnen Beate Gärtner und Michelle Adolfs haben im Mai und Juni mit Besuchern digitale 3D-Objekte mit geometrischen Grundformen geschaffen. Und die in eine reale Landschaft gesetzt.

Rhein-Kreis Neuss: "Space Gap Reporting" Fotos von der Ausstellung
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Das erwartet Besucher auf der Ausstellung „Space Gap Reporting“ in Sinsteden

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Foto: Wolfgang Walter

Malerei, Skulpturen, Musik, auch Fotografie und Vorträge – das Kulturzentrum Sinsteden entwickelt sich immer mehr zum Brennpunkt zeitgenössischer Darstellungen. Diesmal sind die Exponate besonders ambitioniert, denn Beate Gärtner, Bildhauerin aus Essen, und Michelle Adolfs, Medienkünstlerin, stellen Ergebnisse experimenteller Versuche aus dem vergangenen Sommer vor. Damals wurde das Projekt MyVR_ Planet.X vorgestellt. An Erklärungsbedarf hat es keinen Mangel, zumal im Mai zwei Workshops vorangestellt waren. Im Sommer wurde „Between Earth and Cloud“ agiert, indem  die Künstlerinnen gemeinsam mit den Besuchern unterschiedliche digitale 3D-Objekte schufen. Da wurden die wundersamsten Gebilde kreiert, und die beiden Künstlerinnen hatten alle Hände voll mit der Nacharbeit zu tun, um die digitalen Gebilde in die „Realität“ umzuwandeln. Sie setzen die digitalen Objekte nämlich in eine reale Landschaft ein: Per QR-Code und Smartphone wurden diese Werke dann auch für den Besucher sichtbar. 

In drei eigens dafür vorgesehenen Räumen ist diese verblüffende Medienkunst nun im Kulturzentrum Sinsteden ausgestellt. Und wer will, bekommt dort ab Donnerstag, 8. Dezember, mit einer VR-Brille ausgestattet, nähere Einblicke. „Eine Chance für die Kunst“, sagt Beate Gärtner, „weil auf diese Weise verschiedene Zwischenebenen erfahrbar gemacht werden.“ An Vorschusslorbeeren hat es keinen Mangel, wenn von einer künstlerischen Gattung gesprochen wird, die sich immer stärker etabliere. Die Räume sind in der Reihenfolge „von analog bis individuell“ eingerichtet. Manche Begriffe sind jedem PC-Nutzer durchaus vertraut, andere sind Neuland. Zunächst werden also die Kunstwerke in Raster zerlegt und bewahren so ihren körperlichen Bezug. Das gilt für Petrischalen ebenso wie für einen von oben per Drohne gefilmten Rasen. In der zweiten Station geht es um Zwischenräume in der Cloud, wobei Augmented Reality (Erweiterte Realität) per Handy gefilmt wurde und beispielsweise von einer Wiese abzuscannen ist. So wurden 88 Gebilde von der sommerlichen Wiese in Sinsteden gesammelt und ausgedruckt. Die „Cloud“ bedarf einer Erklärung: Aus Skizzen, die bei den sommerlichen Versuchen im offenen Studio entstanden sind, wurde eine Werkreihe entwickelt. Sie kann überall, also auch in Räumen, platziert werden. Dafür QR-Codes scannen und die Links öffnen.

Die fertige virtuelle Welt ist im dritten Raum zu besichtigen. Dort finden sich Rauminstallationen aus Projektionen in Farben, Bewegungen und Klang. Meditatives Eintauchen in 3D-Formen ist angesagt, Raumabbildungen erlebbar macht  die VR (Virtual Reality-)Brille. Natürlich wurde auch über die Chancen und Risiken dieser neuen Kunstgestaltung und Lenkung der Blicke gesprochen. „Wir bekommen zu den Räumen und den Gegenständen ein neues Gefühl“, erklärt Michelle Adolfs und: „Menschen nehmen Anteil.“ Indem Strukturen, Farben und Bewegungen aussagekräftiger, zumindest abrufbar werden. „Wir wissen nicht, wohin uns das noch führen wird“, sinniert Beate Gärtner. Immerhin machen beide einen völlig unerschrockenen Eindruck. Die Künstlerinnen haben einen Plan: das Projekt voranzutreiben mit einer Ausstellung in einem ehemaligen Kloster.

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