Kulturforum Alte Post in Neuss Looters-Ensemble im Doppelpack
Neuss · Die junge Theatergruppe überzeugte gleich zweimal in der Alten Post. Die Geschichte hinter dem Stück „Der allerletzte Mensch auf der Welt“ ist wirklich abstrus.
Am Wochenende gab es im Kulturforum Alte Post zwei Aufführungen als Gastspiel des Looters-Ensembles. Die „Looters“ (Die Plünderer) wurden 2007 von Teilnehmern des Jungen Schauspielhauses Düsseldorf gegründet, die Aufführungen finden hauptsächlich im Theatermuseum Düsseldorf statt. So war es auch bei der aktuellen Inszenierung, dem 38. Theaterprojekt der jungen Truppe, das im Theatermuseum im Januar uraufgeführt wurde. Und dennoch haben die Looters viel mit Neuss zu tun.
Das aktuelle Ensemble hat sich bei den Neusser Musicalwochen 2022 kennen gelernt, in der Alten Post wurde 2019 das Stück „Insight“ uraufgeführt. Nun gab es also im Kulturforum „Der allerletzte Mensch auf der Welt“. Der Text sowie die Musik hat Dennis Palmen geschrieben, der auch Regie führt. Und weil Finn Leonhardt in der Rolle des „Flare“ erkrankt war, übernahm Palmen auch dessen Spiel. Er nutzte zwar das Textbuch, aber weil er seinen eigenen Text sehr gut kannte, störte das niemanden.
Palmen leitet auch das Jugendensemble des Kulturforums für 13- bis 17-Jährige. Und auch Inken Loose in der Rolle der „Icing“ ist dem Kulturforum eng verbunden: Die staatlich anerkannte Logopädin bietet Beratung bei Stimm- und Sprechproblemen an. Sie hat zudem Gesang an der Musikschule der Stadt Neuss studiert. Das kommt den gelegentlichen Songs des Stückes sehr zugute. Aber auch Theresa Koster als „Trophy“, Jana Meskes als „Juice“, Lieselotte Kons als „Lagrange“ und Kyriaki Sismanidou als „Kepler“ machen alle Songs, zum Teil mehrstimmig, zu Höhepunkten.
Die Geschichte ist wirklich abstrus: Durch ein Erdbeben stürzen verschiedene Parteien in einem Hochhaus ineinander. Fitnessstudio und Brautmoden müssen sich einen Raum teilen. Sechs Menschen stellen fest, dass ihre Beziehungen und Lebenspläne ebenso sanierungsbedürftig sind wie das Hochhaus. Lediglich der Vamp „Juice“ bleibt gelassen und „hat immer noch Löcher in den Socken“ – und das alles trotz des Songs „Wir sind Geister füreinander und haben den Glauben an uns verloren“.
Alle sechs Protagonisten spielen nahezu professionell, auch wenn der ein oder andere „Ausraster“ zu engagiert gerät. Im Zentrum des zweckmäßigen Bühnenbildes steht ein gewaltiges Sofa, auf dem alle, oft gemeinsam, dem Weltuntergang entgegenfiebern. Ein Sekretär, eine antike Musiktruhe, ein Garderobenständer, ein wenig Grün ergänzen die Couch, über allem hängt ein barockes Gemälde – schräg, wie das Leben unter katastrophalen Umständen denn nun mal so ist. „Ich werde die Spielverderber ignorieren, denn ich habe für Unsicherheit gar keine Zeit.“ Ein grandioser Song beendet eine ebensolche Geschichte.