Im Neusser Zeughaus Deutsche Kammerakademie mit hinreißendem Programm

Neuss · Im Neusser Zeughaus bekamen die Gäste beim ersten Abokonzert der Deutschen Kammerakademie jetzt „Streichermagie“ und „Tastenzauber“ geboten. Was steckt dahinter?

 Die DKN bestätigte einmal mehr ihren Ruf von der „prominentesten Kulturbotschafterin für die Stadt Neuss“.

Die DKN bestätigte einmal mehr ihren Ruf von der „prominentesten Kulturbotschafterin für die Stadt Neuss“.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Das Zeughaus war zum ersten Abokonzert der Deutschen Kammerakademie Neuss am Rhein (DKN) nahezu vollständig besetzt. Ein gut gelaunter Orchestermanager Martin Jakubeit freute sich über „volles Haus“ und konnte neben der ehemaligen Kulturdezernentin Christiane Zangs auch die Nachfolgerin im Amt, Ursula Platen, sowie den WDR-Moderator Daniel Finkernagel, der seit vielen Jahren DKN-Konzerte moderiert, begrüßen. „Ich will einfach mal ein Konzert ohne Aufgabe genießen“, sagte der Musikwissenschaftler.

Dabei dürfte der Auftakt den Genuss relativiert haben. Denn die „Stille Musik für Streichorchester“ des ukrainischen Komponisten Valentin Silvestrov versteht man besonders dann, wenn man seine Auffassung von Komposition verinnerlicht: „Der Komponist ist nichts weiter als ein Dämpfer auf dem Klavier. Er fasst etwas aus dem Wehen der Musik auf und verwandelt es in etwas Einzigartiges.“ Nach dem Überfall seiner Heimat durch Russland floh am 6. März 2022 Valentin Silvestrov mit nur einem Koffer, aber voller Manuskripte, nach Berlin. Dort feierte er am Tag des Neusser Konzertes Geburtstag, er wurde 86.

Seine „Stille Musik“ hat wenig von der Revolution der Kiewer Avantgarde: Die DKN stattete sie unter der Leitung von Isabelle van Keulen und mit ihr an der Violine mit vollkommener metaphysischer Tiefe und wehmütiger Kraft aus. „Streichermagie“ hieß folgerichtig der Titel des Konzertes. Aber es gab noch den Zusatz „Tastenzauber“. Mit grandioser Brillanz versah der niederländische Pianist Ronald Brautigam das „Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur“ von Wolfgang Amadeus Mozart. 1782 geschrieben, gehört es zu jenen drei Wiener Konzerten, mit denen Mozart seinen Ruhm begründete. Besonders die Triller des finalen Rondos gelangen äußerst graziös. Der „Tastenzauberer“ bedankte sich bei der DKN für perfekt gewebte Begleitung.

14 Jahre alt war Felix Mendelssohn Bartholdy, als er sein Doppelkonzert „für Violine, Klavier und Orchester d-Moll“ vorlegte. Die Solisten waren Isabelle van Keulen (Violine) und Ronald Brautigam (Klavier), die bereits im Duo am Vorabend im Zeughauskonzert glänzten. Eine entspannt aufgelegte künstlerische Leiterin der DKN entschuldigte die zweiten Geigen, dass sie so wenig zu tun hätten: „Sie mussten im Berliner Haus der Mendelssohns für Tee sorgen.“ Gleichwohl spielten die Solisten und im Tutti auch die zweiten Violinen begeisternd auf.

Die DKN bestätigte einmal mehr ihren Ruf von der „prominentesten Kulturbotschafterin für die Stadt Neuss“. Nach dem „Concertgebouw“ Amsterdam spielt die DKN im April 2024 erstmals in der Elbphilharmonie Hamburg.

(nima)
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