Kultur in Neuss Choreograf und Zeremonienmeister

Neuss · Eric Gauthier begeisterte mit seinem Projekt „The Dying Swans“ das Publikum in der Neusser Stadthalle und forderte es sogar auf, aktiv mitzumachen.

 Choreograf Eric Gauthier bei den Internationalen Tanzwochen in der Neusser Stadthalle.

Choreograf Eric Gauthier bei den Internationalen Tanzwochen in der Neusser Stadthalle.

Foto: Jeanette Bak

Nach dem glanzvollen Auftritt der „Gauthier Dance Company“ des Theaterhauses Stuttgart bei den Internationalen Tanzwochen im Dezember 2019 war nun der Direktor und Starchoreograf Eric Gauthier (44) erstmals selbst in Neuss. Er hatte auch gleich seine Kinder Carlos, Oscar und Carla mitgebracht, die sich unter das Publikum in der sehr gut besuchten Stadthalle mischten. Sein Projekt „The Dying Swans“ (Sterbende Schwäne) ist ein Mix aus Kurzchoreografien, die zum Teil live auf der Bühne getanzt werden, zum Teil als Videoinstallation auf der Leinwand zu sehen sind. Die Gemeinschaftsproduktion des Theaterhauses Stuttgart in Kooperation mit den Ludwigsburgern Schlossfestspielen kommt zur rechten Zeit, denn alle Filme sind auch auf dem Youtube-Kanal „#wohnzimmerballett“ zu erleben, den Eric Gauthier im März 2020 eingerichtet hat – auch, um das Publikum in Coronazeiten für den Tanz zu begeistern.

Das Programm beginnt klassisch: In einer Choreografie von Gauthier tanzt Nora Brown im historischen Kostüm und in Spitzenschuhen zur Musik der wunderbaren ersten Violoncellosonate von Camille Saint-Saens den sterbenden Schwan voller Expressivität. Eric Gauthier versteht das Projekt auch als Verbeugung vor der Ballettgeschichte, der er sich mit vorwiegend zeitgenössischer Interpretation nähert. Zudem fördert er junge Choreografen. „We were many“ verantwortet Kevin O‘Day, „drops“ Edward Clug. Die Leinwand-Choreografien geben zusätzliche Einblicke in außergewöhnliche Probenprozesse.

Ein bestens gelaunter Eric Gauthier moderiert den Abend als Gastgeber und Sterbender-Schwan-Erklärer. Sein Akzent-Mix aus englischen, französischen und schwäbischen Einflüssen kommt sehr originell an. Als er dann noch das Publikum auffordert, aufzustehen und Tanzbewegungen aus den Filmen vornehmlich mit den Armen zu wiederholen, „kommt Stimmung in die Bude“, wie der Zeremonienmeister erklärt. Die Besucher machen toll mit, was Eric Gauthier lobt: „Zackig und sehr schön, Neuss! Das beste Publikum bis jetzt.“

Das war natürlich übertrieben, denn noch im vergangenen Monat wurde Eric Gauthier bei derselben „Live Experience“ in Moskau gefeiert. Aber auch in Neuss dankte das Publikum mit überschwänglichen Beifall für einen unvergesslichen Abend.

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