Rhein-Kreis Neuss Krützen – über Jugendarbeit in die Politik

Grevenbroich · Als er 16 war, engagierte sich Klaus Krützen in der Jugendarbeit in Grevenbroich. Diese Arbeit hat den Neukirchener in die Reihen der SPD geführt. Der 44-Jährige ist Ratsmitglied, Kreisvorsitzender und kandidiert nun für den Deutschen Bundestag.

Das Kellergeschoss unter der Altentagesstätte in Neukirchen war so etwas wie eine politische Keimzelle für Klaus Krützen. Mit 16 Jahren kam der Schüler des Norbert-Gymnasiums in Knecht-steden zu dem Entschluss, sich für junge Leute zu engagieren – und das Jugendheim im Souterrain der Seniorenstube war für ihn die erste Anlaufstelle. "Dort haben wir Ferienfreizeiten, Discos oder Feten geplant und organisiert", erinnert sich der heute 44-Jährige. Seine Gruppe nannte sich "Jugend im Brennpunkt" und sorgte dafür, dass nicht nur im eigenen Dorf, sondern auch in der näheren und weiteren Umgebung ordentlich "was los" war.

"Aus dieser Zeit habe ich vieles mitnehmen können", sagt Krützen heute. Als Gruppenleiter habe er nicht nur früh gelernt, Verantwortung zu übernehmen, sondern vor allem auch eines erfahren: "Es ist nicht leicht, viele Interessen und unterschiedliche Vorlieben unter einen Hut zu bringen. Wer etwas umsetzen möchte, muss die Meinung anderer respektieren – und Abstriche bei den eigenen Ideen machen." Klaus Krützen scheint diese Arbeit gefallen zu haben. Denn aus den Schuhen der Jugendarbeit entwachsen, kam er zu dem Entschluss, sich politisch zu engagieren, "um weiter für die Gesellschaft aktiv zu sein".

Zwar war die "Jugend im Brennpunkt" katholisch orientiert, seine politische Heimat fand der damalige Student (Biologie und Deutsch auf Lehramt) jedoch 1992 in der SPD. Der Grund: Sein Elternhaus war sozialdemokratisch geprägt, außerdem imponierte ihm der damalige SPD-Vorsitzende Björn Engholm. An seine erste Versammlung im Ortsverein kann er sich noch gut erinnern: "Ich habe alle Leute dort gesiezt – obwohl sich Genossen grundsätzlich duzen."

In der Orts-SPD sah sich Klaus Krützen von vornherein als "Kümmerer in einem konservativen Umfeld". Das müssen auch andere so gesehen haben. Als er 1999 bei der Kommunalwahl erstmals kandidierte, holte er fast seinen Wahlkreis direkt – nur zehn Stimmen fehlten am Schluss. Krützen kam über einen Listenplatz rein, seitdem sitzt er ununterbrochen im Stadtrat. "Die Arbeit macht mir Spaß, denn sie wirkt sich unmittelbar auf das Umfeld aus", sagt der heutige Leiter der Hermann-Gmeiner-Hauptschule in Dormagen. In 2014 will er aber nicht mehr für den Rat antreten.

Seit 2009 hat Klaus Krützen die Position des SPD-Kreisvorsitzenden inne, nun kandidiert er für den Bundestag. "Es wäre für mich eine persönliche Herausforderung und Ehre, einer von 299 Direktkandidaten in Deutschland zu sein." Im Wahlkampf setzt sich der Schulleiter vor allem für eine gebührenfreie Bildung von der Kita bis zur Hochschule ein. "Bildung ist der Schlüssel zum Aufstieg", sagt Krützen: "Deshalb muss sie frei von Gebühren sein." Mehr S-Bahnen im Rhein-Kreis, bezahlbarer Wohnraum, ein Mindestlohn von 8,50 Euro sowie eine mit den Interessen der Bevölkerung einhergehende Energiewende sind weitere Themen, mit denen der 44-Jährige punkten möchte.

Privat richtet sich Klaus Krützen mit Ehefrau Karin und Sohn Enrico zurzeit ein neues Einfamilienhaus in Neukirchen ein. Er ist leidenschaftlicher Fußballer, zupft hin und wieder auf seiner Gitarre und hat sich auch schon im Dudelsackspiel versucht. Krützen ist begeisterter Jogger, er erkundet den Rheinstieg von Wiesbaden nach Rom in Etappen und engagiert sich in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald. Und er ist Schütze in Neukirchen und Neurath – mitsamt seinen Freunden, die er bei "Jugend im Brennpunkt" kennenlernte.

(NGZ)
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