Meerbusch Kritik an Musikschul-Entscheidung

Personalprofi befürchtet nun Image-Schaden für die Meerbuscher Musikschule.

Meerbusch "Wenn das in einem Unternehmen passiert wäre, würden Köpfe rollen." Für den Personalprofi Thomas Hauk aus Lank sind die Vorgänge rund um die Stellenbesetzung der Musikschulleitung absolut unverständlich. "Es ist völlig legitim, zu erfahren, mit wem man zum Beispiel künftig arbeiten wird", erläutert Hauk, der lange Jahre bei Mannesmann für das internationale Personalwesen zuständig war, seine eigenen Bewerbungspraxis.

Erst wenn die gemeinsamen Ziele mit den künftigen Mitarbeitern formuliert waren, habe er den Vertrag — natürlich nicht ohne Prüfung — unterschrieben. Danach hat der Bewerber erst gegengezeichnet. Hauk und seine Frau Dorothea vermissen im Verfahren um den von der Politik gewählten und von der Verwaltung abgelehnten Bewerber Matthias Müller jegliche Menschlichkeit. "Bewerber und Unternehmen sind Partner", erläutert er sein Verständnis von einem gelungenen und verantwortungsbewussten Umgang mit Personalfragen. "Das hätte viel diskreter geschehen müssen", sagt Arbeitsrechtler Hauk, der heute als selbstständiger Unternehmens-/Personalberater arbeitet. Seine Frau schult Führungskräfte.

Dass sich ein Bewerber Bedenkzeit erbittet, ist für ihn ein ganz normaler Vorgang. "Wenn es gewünscht war, habe ich den Bewerbern eine Woche Zeit gegeben. Wenn ich sie nach einem Gespräch verabschiedet habe, habe ich sie immer ermuntert, neu auftauchende Fragen zu stellen. Ich habe sogar meine private Telefonnummer zur Verfügung gestellt", so Hauk. "Denn an einer beruflichen Weiterentwicklung hängen meistens menschliche Schicksale, wie die Familie. Da gibt es vieles in die Überlegungen einzubeziehen und Weichen klug zu stellen. Nachdem ein Vertrag unterschrieben ist, ist vieles nur noch schwer zu regeln."

Er hat Verständnis dafür, dass Müller sich Bedenkzeit ausgebeten hat. "Der stellvertretende Leiter der Musikschule hätte gar nicht in der selben Bewerberrunde auftauchen dürfen", weist er auf die unglückliche Verquickung hin. Hätte die Stadt ihn gewollt, hätte sie ihn zum Leiter machen können. Dass sie ihn offenbar nicht will, hätte sie ihm auf faire Art, außerhalb der Ausschreibung, hinter verschlossenen Türen mitteilen müssen. Mit Blick auf die Musikschule hat er auch das Image dieser Einrichtung im Auge. "Frau Hermann hat dort offensichtlich gute Arbeit geleistet", sagt Hauk, dem auch die Idee gefallen hat, dass dort mit Matthias Müller Begabte gefördert worden wären. Hauks fällt auf, dass die Stadt sich nicht schneller um die Wiederbesetzung der Stelle gekümmert hat. "Immerhin war seit dem 1. August bekannt, dass Frau Hermann gehen würde", so die Einschätzung des Personalprofis.

Ebenso wie seine Frau Dorothea Hauk fürchtet er, dass die Musikschule einen Imageschaden erlitten hat. "Wer will sich unter solchen Bedingungen noch dort bewerben?", fragt Dorothea Hauk. Heute wird sich der Ältestenrat noch einmal mit dem Thema befassen.

SPD-Chefin Ilse Niederdellmann hat bei Müller seine Sicht der Dinge abgefragt. Und auch die UWG erwartet dort Antworten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort