Fauna im Rhein-Kreis Hunde an die Leine!

Rhein-Kreis · Rehkitze und Junghasen fliehen nicht bei Gefahr, sondern „drücken“ sich, heißt, sie bleiben einfach liegen. So sind sie eine leichte Beute.

 Ein Rehkitz, das sich im Gebüsch versteckt hat und hofft, dort nicht entdeckt zu werden. 
  SymbolFoto: dpa

Ein Rehkitz, das sich im Gebüsch versteckt hat und hofft, dort nicht entdeckt zu werden. SymbolFoto: dpa

Foto: dpa/Matthias Balk

Es wiederholt sich jedes Jahr im Frühjahr: Jäger finden getötete Rehkitze oder junge Hasen im Gebüsch oder aber sie werden von der Polizei informiert, dass schwer verletzte Tiere gefunden wurden. In den meisten Fällen sind die Verursacher Hunde, die nicht angeleint Witterung aufgenommen haben, und dann ihrem Instinkt folgen und Beute machen wollen. „Das liegt nun einmal in der Natur der Sache“, sagt Peter Kallen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Neuss.

Die Hunde folgen einem Trieb und dann könnten Frauchen und Herrchen rufen, wie sie wollen, der Vierbeiner gehe auf Beutezug. „Daher bitten wir die Besitzer, ihre Hunde anzuleinen, vor allem jetzt zur Setz- und Brutzeit“, sagt Kallen. Er könne sehr gut verstehen, dass man seinem Hund bei frühlingshaften Temperaturen den Auslauf gönnt. „Doch wir raten dann, irgendwohin zu gehen, wo kein Wild unterwegs ist, zum Beispiel auf den Rheinwiesen“, so Kallen.

Denn aktuell gibt es viele frisch geborene Wildtiere, und die „vertrauen auf ihre tarnende Fellzeichnung und ihren noch nicht ausgebildeten Körpergeruch“, erklärt der Jäger. Bedeutet, sie fliehen nicht vor Gefahr, sondern, wie es in der Fachsprache heißt, „drücken“ sich, bleiben also einfach regungslos liegen und hoffen, nicht entdeckt zu werden. Eine Hoffnung, die sich oft nicht erfüllt.

Die Hundebesitzer seien meist selbst ganz entsetzt, wenn sie sehen, was ihr Liebling anrichten kann, berichtet Kallen. Schließlich möchte kein Halter, dass Rehkitze gerissen werden. Der Jagdtrieb könne aber eben bei einem ansonsten braven Hund schnell ausbrechen. „Wichtig ist“, betont Kallen, „dass man, wenn ein Tier verletzt, aber nicht tot ist, versucht, den zuständigen Jäger zu erreichen. Wenn man nicht weiß, wer das ist, dann sollte man die Polizei kontaktieren. Die weiß es.“ Auf keinen Fall solle man versuchen, das Tier aufzuheben, ins Auto zu legen und dann zu einem Tierarzt zu fahren. „Das ist für die Jungtiere ein unheimlicher Stress und meistens sind die Verletzungen auch so schwer, dass sie nicht überleben können“, sagt Kallen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass Hundehalter schon verständnisvoll reagieren, wenn man sie nett anspreche. „Vielen ist ja gar nicht bewusst, dass die neu geborenen Wildtiere sich so verhalten, also eben einfach liegen bleiben.“

Die Kreisjägerschaft ist ab Ende April/Anfang Mai auch wieder als „Task Force“ zur Rettung von Rehkitzen in Wiesen und Feldern unterwegs. Und dann nicht, um die Tiere vor Hunden zu retten, sondern vor Maschinen, den Mähdreschern. Dafür werden Wärmebilddrohnen eingesetzt, die gefundenen Tiere dann in einen Korb gelegt und wieder freigelassen, wenn fertig gemäht ist. „Meisten wartet dann schon irgendwo die Ricke“, so Kallen.

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