Feuilleton Kontakt meets Classic

Erftttal "Lassen wir uns mal überraschen", antwortet Monika Helpenstein eine halbe Stunde vor Konzertbeginn auf die Frage, mit wie viel Zuhörern sie rechnet.

Feuilleton: Kontakt meets Classic
Foto: Andreas Woitschützke

"Ein paar sind ja schon da und haben gerade bei der Generalprobe zugehört."

Mit einer Handbewegung deutet die Organisatorin hinter sich - in den großen Saal des Kontakt Erfttal.

Tatsächlich haben dort schon die ersten Besucher Platz genommen, harren an kleinen Tischchen mit Salzstangen der Dinge, die da kommen.

"Kontakt meets Classic" verkünden Plakate. Wo sonst Gitarrenriffs regieren, soll heute alles im Zeichen der so genannten "ernsten Musik" stehen.

Ein Trompetenruf lockt die letzten Nachzügler aus den Sonnenstrahlen. Um Punkt 11 Uhr ist der Saal gut gefüllt.

Schirmherr Heinz Sahnen lobt das "viel versprechende Experiment", dessen Zeuge die Zuhörer in den kommenden zwei Stunden werden: Ein Klassikkonzert "ohne Zwang".

Ohne Frack und Fummel, elitäres Getue und Eintritt. Dafür aber mit ganz viel Enthusiasmus - und zahlreichen Orientierungshilfen für klassisch weniger Bewanderte.

Letztere kommen überwiegend von Moderator Uwe Brandt, der selbst zu weniger bekannten Komponisten wie Manfredini, Pleyel und Milhaud eine Anekdote zu erzählen weiß.

Zwischendurch erklärt er Konzertrituale, musikalische Formen oder die Funktionsweise von Blech- und Holzblasinstrumenten (und letztere sogar mit Hilfe einer Flasche und eines Trichters demonstriert).

Ganz nebenbei begleitet er die übrigen Musiker am Flügel, der - genauso wie die anderen Instrumente - nicht auf, sondern vor der Bühne steht. "Damit Musiker und Publikum auf einer Ebene sind", so Helpenstein.

Aus den Reihen der aufspielenden Musiker sticht Cornelia Högl hervor. Die gebürtige Wienerin gestaltet mit ihrem Saxophon eine eindrucksvolle Debussy-Rhapsodie.

Die übrigen Interpreten - alle im legeren Freizeitdress - sind Mitglieder des Erwachsenenorchesters der Musikschule, Regina Brandt (Querflöte), Anja-Helbig-Hoferichter (Cello), Jürgen Jakobi-van Beek (Tuba) sowie die Konzert-Initiatorin selbst (Klarinette).

Vorwiegend Hobbymusiker also, deren Darbietungen natürlich nicht makellos gelingen.

Sicher wurde Manfredinis "Conertino" schon einmal pointierter interpretiert, klang der Elefant aus dem "Karneval der Tiere" schon einmal weniger schwerfällig und verschnupft.

Die Begeisterung für die Musik ist allen Beteiligten jedoch anzusehen. "Es hat großen Spaß gemacht, hier aufzutreten", sagt die Violinistin Stephanie Dinges.

"In diesem lockeren Rahmen kommt viel mehr rüber."

Begeisterung auch im Publikum: "Ich finde das Konzept des Konzerts gut, das baut Schwellen ab", sagt die Leiterin der Gebrüder-Grimm-Schule, Elisabeth Hüls.

"Toll, dass man sich für Klassik nicht immer in Schale schmeißen muss."

(NGZ)
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