„Raumortlabor Hombroich“ Konstruktiv, aber kritisch

Von Helga Bittner

Von Helga Bittner

Die von Bürgermeister Herbert Napp geäußerte Kritik am "Raumortlabor Hombroich" greifen zwei Vertreter der Kreisbauernschaft auf und hoffen darauf, dass damit eine offene Diskussion über das Projekt in Gang gesetzt wird.

Für Wolfgang Wappenschmidt und Peter Herzogenrath ist die inhaltliche Kritik Herbert Napps an den Plänen zum "Raumortlabor Hombroich" so etwas wie ein Türöffner. Mit seiner Einschätzung, dass die Planungen der international renommierten Architekten die Belange der dort vorherrschenden Landwirtschaft außen vor lasse, spricht er den beiden Vertretern der Kreisbauernschaft gewissermaßen aus dem Herzen.

In ihren Funktionen als Vorsitzender (Wappenschmidt) und Geschäftsführer (Herzogenrath) sind die beiden schon länger im Thema, haben sowohl mit Professor Wilfried Wang, der das Projekt federführend betreut, wie auch mit Politikern aus Grevenbroich und aus Neuss bereits über ihre Vorbehalte gesprochen. Allein: "Bislang hat sich immer alles auf die Architektur konzentriert", hat Wappenschmidt festgestellt, selten einmal sei man aber kritisch an das Projekt herangegangen.

Insofern also sehen die beiden Männer nun den Punkt gekommen, an dem ihre Bedenken die Chance haben, in die Diskussion einzufließen: "Wenn die Quartiere in dieser Größe und auf dieser Fläche realisiert werden, ist dort keine Landwirtschaft mehr möglich", sagt Herzogenrath unmissverständlich.

Beide Landwirte betonen dabei aber nicht weniger eindrücklich, dass es ihnen nicht um "Quertreiberei" ginge: "Das ganze Projekt ist elitär, aber zukunftsweisend und sehr interessant", stellt Wappenschmidt klar, "doch für uns ist es wichtig, dass dabei auch die Interessen der betroffenen Landwirte gewahrt werden". Wappenschmidt und Herzogenrath sind für knapp 20 Betriebe die Unterhändler, haben die Workshops zum "Raumortlabor" besucht und dort mit diskutiert, werden bis Ende Oktober ein Papier erarbeiten, in dem sie die kritischen Punkte noch einmal auflisten.

Je nach Eigentumsverhältnis seien die Landwirte zwar in unterschiedlichem Maß von den Planungen berührt, "aber zwei haben zum Beispiel größere Flächen, gehören zu den jüngeren, die den Landwirtschaftsbetrieb übernommen haben und ganz dringend klare Perspektiven brauchen."

Sie müssten einfach wissen, wie es weitergehen wird. Insgesamt 450 Hektar Ackerbaufläche würden mit dem "Raumortlabor" verschwinden, denn dass beides möglich ist, Bebauung und Landwirtschaft, halten Wappenschmidt und Herzogenrath für unmöglich. "Schon jetzt ist die Arbeit dort oft nicht einfach", erklärt Wappenschmidt; "wenn zum Beispiel am Wochenende viele Besucher der Museum Langen die Wirtschaftswege zuparken".

Doch auch wenn beide Männer den Eindruck haben, dass die eigentliche Diskussion über das "Raumortlabor" noch gar nicht begonnen hat, fühlen sie sich nicht zur Seite geschoben. "Schon das Gespräch mit Wilfried Wang war sehr positiv", sagt Wappenschmidt, aber schränkt auch ein: "Es endete ohne Einvernehmen." Denn dass die Idee der Landwirte, die Bebauung für das "Raumortlabor" auf eine kleinere Fläche zu konzentrieren, dem Projekt zuwiderläuft, ist dem Landwirt schon klar, aber : "So könnte man ein zusammen hängendes Band zur Bewirtschaft schaffen."

In der von Napp jetzt geäußerten Kritik sehen die Männer die Chance, die von ihnen angestrebte "konstruktive Diskussion" in Gang zu setzen. "Ein Dialog entsteht nur durch Auseinandersetzung", meint Wappenschmidt, "und die braucht Kritikpunkte, die normalerweise nur von außen kommen können". Hombroich werde als offener Versuch bezeichnet, "der muss aber kritisch begleitet werden".

INFO: Raumortlabor "Raumortlabor Hombroich" wurde zwar von Karl-Heinrich Müller, dem Vorsitzenden der Stiftung Hombroich, initiiert, läuft aber nicht unter dem Dach der Stiftung. Betreut wird es von den Architekten Barbara Hoidn und Professor Wilfried Wang.

(NGZ)
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