Es marschieren wieder bekannte Aktive mit "Kirmes, Kirmes, du des Sportlers Freud und Lust"

In Anlehnung an das bekannte Schützenlied könnte es heißen: "Kirmes, Kirmes, du des Sportlers Freud und Lust". Denn ein beachtlicher Teil der Aktiven beim Neusser Bürger-Schützenfest ist in Sportvereinen verwurzelt. Ob einzelne Schützen oder ganze Züge - die Liste ist lang, und die Gemeinsamkeiten von Vereinsleben und Brauchtum sind groß - ob Kameradschaft oder Tradition - oder einfach nur "ut Frack" oder "för de Freud". Hier einige Beispiele, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

In Anlehnung an das bekannte Schützenlied könnte es heißen: "Kirmes, Kirmes, du des Sportlers Freud und Lust". Denn ein beachtlicher Teil der Aktiven beim Neusser Bürger-Schützenfest ist in Sportvereinen verwurzelt. Ob einzelne Schützen oder ganze Züge - die Liste ist lang, und die Gemeinsamkeiten von Vereinsleben und Brauchtum sind groß - ob Kameradschaft oder Tradition - oder einfach nur "ut Frack" oder "för de Freud". Hier einige Beispiele, natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit!

Der bekannteste Neusser Schützenzug, der aus einem Sportverein entstanden ist, sind wohl die Grenadiere der "Sportfreunde". Seinen Ursprung hat der Zug in den Reihen des Tennis-Bundesligisten und mehrmaligen Deutschen Meisters TC Blau-Weiss Neuss. Bei einer feucht-fröhlichen Meisterfeier an der Jahnstraße kam in den frühen Morgenstunden einigen Anwesenden die Idee, die Freude über sportliche Erfolge in einem Schützenzug weiter zu tragen.

Sofort wurden Nägel mit Füßen gemacht und die Interessierten mussten auf einem Bierdeckel unterschreiben. Die "Sportfreunde" waren geboren, Mitglieder wurden Funktionäre und Sportbegeisterte aus den verschiedensten Neusser Vereinen, darunter auch der "Macher" des Neusser Bundesliga-Tennis, Ernst-Ludwig Hansmann. "Wir sind ein Haufen Nüsser, die einfach die Freude am Sport und am Schützenfest lieben. Die Kameradschaft in einem Schützenzug ist doch der beim Sport sehr ähnlich", erklärt Hansmann.

Doch während er im Verein gerne die Fäden in der Hand hält, spielt er bei den Sportfreunden eine ganz andere Rolle: "Ich genieße das Leben als einfacher Schütze! Mit den anderen im Glied zu marschieren, das macht mir den meisten Spaß." Ebenfalls ein "total verrückter Schütze" (Hansmann) ist der Blau-Weiss-Vorsitzende Jürgen Sarrazin, der im Korps der Schützenlust bei den "Ärm Söck" mitwirkt - an der Seite der TV-Moderatoren Kai Böcking und Wolfram Kons. Auch ein Neusser Bundesliga-Spieler ließ sich einst von der Begeisterung anstecken: Ex-Tennis-Profi Christian Saceanu wirkte ein Jahr lang als Gastmarschierer in den Reihen der Neusser Schützenlust mit.

In diesem ehemals kleinen Korps war auch über Jahre der Zug "Trimm Dich" beheimatet, bevor er sich nach dem Heimatfest 1998 in die Passivität verabschiedete. "Trimm Dich" wurde im Jahre 1973 anlässlich des 125-jährigen Bestehens der Turngemeinde Neuss aus der Taufe gehoben. Im Rahmen der Jubiläumsfeier kam es einigen jüngeren TG-Mitgliedern in den Sinn, als repräsentative Abordnung des Vereins am Schützenfest teilzunehmen. "Eigentlich wollten wir nur das eine Jahr dabei sein. Dann hat uns der Virus gepackt, und wir sind 25 Jahre lang mitmarschiert - bis zum 150-jährigen Bestehen der Turngemeinde vor zwei Jahren", erinnert sich Leutnant und TG-Geschäftsführer Friedhelm Meuter.

Alle Aktiven der Gemeinschaft waren in das Vereinsleben der TG eingebunden, sei es als Vorstandsmitglied, Übungsleiter oder Mitorganistor von Veranstaltungen wie dem Sommernachtslauf. "Sport und Heimatfest haben das gleiche Gedankengut, es ist das gleiche Vereinsleben, das gleiche Schaffen", bringt Meuter das Dialektische zwischen beiden Institutionen auf den Punkt. Der Turngemeinde kommt beim Schützenfest noch eine weitere tragende Rolle zu: Seit langen Jahren wird die Kinderbelustigung auf der Festwiese von ihr betreut, einige Zeit sogar von "Trimm Dich" selbst. "Wir standen in kompletter Uniform direkt nach dem Vorbeimarsch auf der Wiese an den Spielstationen und haben uns um die Kinder gekümmert", berichtet Meuter. "Aber das war hart, es blieb uns meistens gerade Zeit für ein Bierchen."

Der prominenteste Sportler unter den Neusser Schützen ist sicherlich Friedhelm Funkel, Fußball-Bundesliga-Spieler für Bayer Uerdingen und den 1.FC Kaiserslautern und Trainer in der Elite-Klasse bei Uerdingen und dem MSV Duisburg. "Ich bin sehr früh durch meinen Vater mit dem Schützenfest in Berührung gekommen und habe schon in ganz jungen Jahren aktiv mitgewirkt. Irgendwann habe ich dann mit Freunden einen eigenen Zug gegründet", erzählt Funkel. Auch wenn bei ihm der Terminkalender völlig überfüllt war, er fand fast immer die Zeit, einige Umzüge zu absolvieren. Auch in diesem Jahr nimmt er ab Sonntag-Nachmittag teil: "Das ist einfach Tradition hier in Neuss.

Und es bringt sehr viel Freude und Spaß!" Zunächst marschierte Funkel im Grenadierzug "Immer am Ball" zusammen mit Peter Szech, Ex-Profi bei Bayer Leverkusen. Seit 1993 existiert sein neuer Zug, die "Bommelante", zu dessen Mitgliedern alte VfR-Fußball-Recken wie Friedel Bensberg, Hans Schneider oder Mourad Lakbir gehören. Doch nicht die gesamte Familie Funkel ist vom "Virus Schützenfest" befallen. Friedhelms Bruder Wolfgang, als Fußballprofi DFB-Pokalsieger und Nationalspieler, hat - obwohl ebenfalls "ne echte Nüsser Jong" - mit dem Schützenwesen rein gar nichts am Hut. "Den kann man dafür absolut nicht begeistern. Wolfgang hat sich immer mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, Schütze zu werden", bedauert Friedhelm Funkel.

Ein weiterer bekannter Neusser Fußballer marschiert in Reihen der St.-Hubertus-Schützen. Guido Bennecke, in der Verbandliga einst eisenharter Manndecker beim VfR Neuss, ist seit 1982 Mitglied des Zuges "Junge Elche". "Wir wollten schon vor einiger Zeit das ,Junge" streichen. Das nimmt uns nämlich keiner mehr ab", witzelt Bennecke. Und der konnte schon einige seiner Vereinskameraden überreden, wenigstens einmal als Gastmarschierer mit "op Jöck ze jonn". Die Gründe, warum Bennecke mit solchem Enthusiasmus bei der Sache ist, findet er schnell: "Der Spaß an der Sache, die Geselligkeit, das Feiern. Das war's! Deshalb bin jetzt schon seit Ewigkeiten dabei."

Noch keine Ewigkeit, sondern erst zum dritten Mal dabei ist der Schützenlustzug "Schlupp Dropp", was soviel bedeutet wie "den Fuß 'drauf halten". So lässt sich auch sehr schnell die Herkunft dieser Gemeinschaft im Fußballer-Lager festmachen. Hervor gegangen ist "Schlupp Dropp" aus der DJK Gnadental. Um den Kontakt untereinander auch auf die Zeit nach der aktiven Karriere auszudehnen, entstand im Herbst 1997 die Idee, gemeinsam Kirmes zu feiern. Der Tatendrang war enorm, die Organisation leider mäßig. Erst als erfahrene Schützen aus dem DJK-Kreis die Sache in die Hand nahmen, wurden schließlich Nägel mit Köpfen gemacht und seit 1998 marschiert der"Schlupp-Trupp" als feste Einheit über die Neusser Prachtmeilen.

"Wir waren ein Haufen altgesottener Fußballer, die einfach ihre Freundschaften gebündelt und dem Kind einen anderen Namen gegeben haben. Aber das ist in Neuss ja gang und gäbe", erklärt der DJK-Vorsitzende Jürgen Fells und räumt mit einem Vorurteil auf: "Man hört immer, dass das Schützenfest zum großen Teil aus der Bier-Vernichtung besteht. Das ist Quatsch! Wir machen das alles nur "för de Freud". Und um Spaß zu haben brauchen wir keinen Alkohol!" Berufsbedingt muss der begeisterte Schütze Fells zu seinem Leidwesen alljährlich am letzten August-Wochenende zur Messe nach Frankfurt reisen und kann nur alle Jubeljahre auf dem Markt den Schützenkönig grüßen. Fells: "Das bricht mir jedes Mal das Herz. Ich setze mich aber sofort nach Messe-Ende ins Auto und schaffe es noch, den ,Wackelzug" am Dienstag mitzuerleben."

Die geballte Sportprominenz marschiert seit 1993 im Grenadierzug "Schöttelplacks" mit, dessen Oberleutnant Horst Faller ist. Faller fungiert Kampfrichter beim Ringen, besitzt die höchste Lizenz aller deutschen Unparteiischen und kam schon bei Weltmeisterschaften zum Einsatz. Den Sprung zu den Olympischen Spielen 2000 in Sydney hat Faller aber verpasst. Sohn Michael ist auch bei den "Schöttelplacks" dabei und hat sich ebenfalls im Ringsport seine Meriten verdient. Jahre lang war er aktiv beim KSK Konkordia Neuss in der zweiten Bundesliga im Einsatz, bevor er Kampfrichter wurde. Seit kurzem besitzt auch er die internationale Lizenz. Ebenfalls bei den "Schöttelplacks": Meinolf Sprink, einst NGZ-Volontär und seit Jahresbeginn Sportbeauftragter der Bayer AG.

In aktiven Sportzeiten war Sprink ein ausgezeichneter Tischtennis-Spieler und brachte es immerhin zu Einsätzen in der 2. Bundesliga. Hinzu kommt in Rudi Hahn noch ein alter VfR Neuss-Haudegen, der unlängst ein Veteranentreffen mit Neusser Fußball-Legenden wie Juppi Gesell organisierte. "Zwei Dinge sind es, die unseren Schützenzug ausmachen", erzählt Flügelleutnant und NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten: "Zum einen sind wir einen Mischung aus Jung und Alt, Arm und Reich, Dick und Dünn. Da gibt es keine Unterschiede, und das ist uns wichtig! Zum anderen haben wir viele Beziehungen ins Ausland." Ein Amerikaner, ein Japaner und ein Chinese ziehen in diesem Jahr mit. "Und die kommen nur für das Schützenfest, und das, wann immer sie können", berichtet Baten.

Man sieht, die Liste an Schützen, die sich im Neusser Sport einen Namen gemacht haben, ist lang, kämmt man die Zuganmeldungen für dieses Schützenfest durch: TG Neuss-Vorsitzender, Mario Meyen ("Quirinustreu", Schützenlust), die TG-Tischtennisspieler Norbert Schagun ("Klävplostere", Schützenlust) und Klaus Wahlen ("Quiri' Nüsser", Grenadiere) Andreas Knopf vom Hockey-Zweitligisten HTC Schwarz-Weiss Neuss ("Alt bewährt", Schützenlust), Triathlet Dominik Reipen von der TG Neuss ("Von früh bis alt", Grenadiere), Basketball-Trainer Martin Mehlhorn (SV Uedesheim/ "R(h)eine Nüsser", Grenadiere), Eis- und Skaterhockey-Spieler Arndt Kons (Neusser EV bzw. Crash Eagles Kaarst/"Jetzt kütt et", Schützenlust), die Ruderer Tobias Reipen ("Jibt dat wat", Schützenlust), Philipp Harnischmacher ("Früh dabei", Schützenlust), Christoph und Johannes Erling ("Von früh bis alt", Grenadiere) vom Neusser Ruderverein - um nur Einige der Sportler zu nennen.

PS: Als Schütze hat man es in der NGZ-Sportredaktion nicht leicht: Der Autor ist der einzige Schütze im Team, dies aber von ganzem Herzen. So muss er sich spätestens ab Oberstehrenabend eine Vielzahl an Frotzeleien und Seitenhieben gefallen lassen. Doch, man lächelt, nimmt's hin und schweigt. Denn auch in Neuss und gerade zur Kirmes gilt: Jeder Jeck ist anders!

Das Neusser Grenadier-Korps ist mit einer vorbildlichen Präsentation im Internet vertreten.

NGZ-Foto: A. Woitschützke -->

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