Ohne Zuschuss kein Sommerfilmfest im Hitch Kein Fest, aber Filme

Das Wetter kommt ihm sehr entgegen. Ganz Neuss sehnt sich nach dem permanent abwesenden Sommer, aber Helmut Kettler ist ganz zufrieden. Privat mag er es lieber so, wie es jetzt ist, und als Kinobesitzer sowieso. Denn wenn es nicht so heiß ist, gehen die Menschen auch gerne ins Kino. Und das merkt auch das Hitch an der Oberstraße, dass bei hohen Temperaturen in der Regel den Wettkampf zwischen Film und Biergärten eher verliert.

Dabei musste das Kino in diesem Jahr auf die Durchführung des Sommerfilmfestes verzichten, weil die Unterstützung der Filmstiftung NRW ausblieb. "Das kam für uns recht kurzfristig", sagt Kettler, deswegen sei in der "West Side", der Hitcheigenen Programmzeitung, das Filmfest noch angekündigt - obwohl bei Drucklegung das Programm noch nicht genau feststand, so dass darunter ein weißes Loch gähnt.

Doch die sonst üblichen knapp 5000 Euro flossen dieses Mal nicht - wohl auch, weil die Landesmittel für die Filmstiftung gekürzt wurden, und diese das lieber bei der Kinoförderung als bei Filmprojekten ablud, zu Ungunsten solcher Projekte wie eben dem Sommerfilmfest im Hitch, aber zu Gunsten des Erhalts der Kinoprämien aus demselben Topf, von denen wiederum auch das Hitch mittlerweile alljährlich profitiert. Und Letzteres ist Kettler wichtiger, "denn das sind zwischen 7000 und 10.000 Euro im Jahr".

Die anfängliche Enttäuschung hat sich bei ihm längst gelegt, zumal da die Besucher - siehe oben - dennoch kommen. Nicht einmal am Programm muste besonders herumgefeilt werden, denn einige Filme, die für das Filmfest auf der Wunschliste standen, werden trotzdem gezeigt. "8 Frauen" zum Beispiel hofft Kettler in drei bis vier Wochen im Programm zu haben. Auch "Der Felsen" und "Gosford Park" werden gezeigt, nur gibt es keine Previews, sondern die Streifen laufen zu den üblichen Bedingungen: in der Regel sechs Wochen nach ihrem Kinostart. Seit gut eineinhalb Jahren residiert das Hitch jetzt im neuen Kreishaus, "aber wir sind mit dem Einrichten noch längst nicht fertig".

Schritt für Schritt will Kettler sich den Raum erobern, doch wie ein Provisorium wirkt in der obersten Etage dennoch nichts. Das Publikum hat den Umzug angenommen, sich zu Kettlers Freude auch von dem ungewöhnlichen Weg über Treppe und Aufzug nicht abhalten lassen; geschäftlich war er gar ein voller Erfolg: "Wir haben doppelte Umsatzzahlen bei halber Platzkapazität."

Rund zwei Drittel bis drei Viertel seiner Besucher sind Frauen, schätzt Kettler, "den Jugendlichen fehlt bei uns wohl das Popcorn- und Cola-Signal im Foyer", sagt er ein wenig ratlos ob der geringen Resonanz, die sein Kino bei Jüngeren hat. Die Besucherstruktur hat natürlich auch Einfluss auf das Programm: Menschliche Beziehungen, so Kettler, müssten in den Filmen die Hauptrolle spielen. Helga Bittner

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort