Gutachten über sexuelle Gewalt im Erzbistum Köln Katholikenrat im Rhein-Kreis: Vertrauen in Woelki „schwer beschädigt“

Rhein-Kreis · Nach der Veröffentlichung des Gutachtens über den Umgang mit sexueller Gewalt im Erzbistum Köln sieht der Kreiskatholikenrat weiteren Aufklärungsbedarf. Kardinal Woelki müsse sich zudem fragen, ob er das Vertrauen der Gläubigen wiedergewinnen kann.

 Rainer Maria Woelki hat unter anderem Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, der einst in Neuss tätig war, freigestellt.

Rainer Maria Woelki hat unter anderem Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, der einst in Neuss tätig war, freigestellt.

Foto: Ina Fassbender / dpa

(jasi) Der Vorstand des Katholikenrates im Rhein-Kreis Neuss zeigt sich nach eigenen Angaben „froh und erleichtert“ über die Veröffentlichung des Gutachtens über den Umgang mit sexueller Gewalt im Erzbistum Köln. Insbesondere mit Blick auf die vielen Opfer von sexueller Gewalt sei es gut, „dass die monatelange Hängepartie nun beendet ist“, heißt es in einer Mitteilung.

Die Mitglieder zeigen sich jedoch gleichzeitig erschrocken über den Umfang der sexuellen Gewalt und die „deutlich gewordenen strukturellen Probleme im Generalvikariat“. Die Vorsitzende des Katholikenrates, Jutta Köchner, dazu: „Mit der Veröffentlichung des Gutachtens und auch mit den bereits gezogenen und möglicherweise noch folgenden personellen Konsequenzen ist es nicht getan. Im Gegenteil: Das kann nur der Anfang eines intensiven Aufarbeitungsprozesses sein.“ Die systemischen Ursachen von Missbrauch, mangelnder Aufklärung von Taten und fehlender Zuwendung zu den Opfern gelte es schnell zu beseitigen. „Unser besondere Aufmerksamkeit muss dabei auch den Betroffenen gelten“, so Jutta Köchner.

Der Katholikenrat fordert deshalb die Bistumsleitung auf, „auf Grundlage einer Kultur der Achtsamkeit und unter Berücksichtigung der Empfehlungen des Gutachtens“ ein System von wirksamen Vorbeuge-, Bestrafungs- und Entschädigungsmaßnahmen zu entwickeln. Hierzu gehört auch die Forderung – neben der nun vorliegenden rein juristischen Aufarbeitung der vorhandenen Akten –, die Unterlagen aus Sicht der Pastoral- und Moraltheologie zu bewerten. Auch wenn dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki im Gutachten persönlich keine Verfehlungen vorgeworfen werden, bliebe das Vertrauen in ihn weiterhin schwer beschädigt. „Er muss sich fragen, ob er das Vertrauen der Gläubigen wiedergewinnen kann und ob er die Kraft hat, den nun erforderlichen Aufarbeitungsprozess von vorne zu führen“, so Köchner.

Im Zuge der Veröffentlichung des Gutachtens war unter anderem Weihbischof Dominikus Schwaderlapp, der von 1993 bis 1996 in Neuss als Kaplan tätig war, freigestellt worden. Schwaderlapp bot dem Papst daraufhin seinen Rücktritt an.

(jasi)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort