Grevenbroich Jecke Ritter bauen eine rollende Festung

Grevenbroich · Der Karnevalswagen der Gustorfer "Dörpritter" lässt keine Wünsche offen: Stammtisch und Theke gehören ebenso zur Ausstattung wie ein DJ-Pult in luftiger Höhe. Damit niemand während der Fahrt aussteigen muss, gibt's sogar zwei WCs.

Dieser Wagen ist so groß, dass ein Umzug zu wenig für ihn wäre. Deshalb wird die schwarz-rot-goldene Festung der "Dörpritter" gleich zwei Mal in der Fastelovends-Session eingesetzt: Seine Premiere feiert das Prachtstück am Karnevalssamstag bei den Orkener "Grielächern", zwei Tage später wird es den Rosenmontagszug in Gustorf verschönern. Und dort, beim "Sprötz-Trupp", ist es auch zu Hause. Zehn Monate lang haben die Aktiven um Jakob Jansen (56) und Siggi Schmautz (44) an dem Hänger geschweißt und geschraubt - jetzt ist er fertig und kann am Montag dem TÜV präsentiert werden.

Der acht Meter lange Wagen, der auf dem Fahrgestell eines schrottigen 16-Tonner-Hängers entstand, lässt keine Wünsche offen. Getrennte Toilettenanlagen für Frauen und Männer gehören ebenso zur Ausstattung wie ein Stammtisch- und ein Theken-Bereich. Dort können es sich all diejenigen gemütlich einrichten, die während der Umzüge keine Kamelle unters Volk werfen wollen. An Dekoration wurde ebenfalls nicht gespart: Burgfenster, Ritterrüstungen und (elektrische) Kerzenleuchter am Heck geben dem sieben Meter langen Fahrzeug den besonderen Mittelalter-Touch. Preiswert ist das alles nicht: Mehr als 4500 Euro haben die Mitglieder des 2013 gegründeten Karnevalsclubs in ihre Burg investiert.

 Jakob Jansen am Stammtisch des fast vier Meter hohen Karnevalswagens.

Jakob Jansen am Stammtisch des fast vier Meter hohen Karnevalswagens.

Foto: "Tinter, Anja (ati)"

Ein Stromaggregat versorgt den Wagen mit 220 Volt - die werden unter anderem für den DJ-Bereich benötigt, der die höchste Stelle des fast vier Meter hohen und sich über drei Etagen erstreckenden Ungetüms markiert. Dort werden die bekannten Grevenbroicher Discjockeys "Schürzenjäger" ihr Equipment aufbauen und für die passende Karnevals-Mucke sorgen. "Die werden so viel an Bord haben, dass wir quasi ganz Gustorf beschallen können", sagt Siggi Schmautz, der auch Oberst das Gindorfer Sebastianer-Regiments ist. Nebelmaschinen sollen auch auf dem Wagen zum Einsatz kommen.

Etwa 35 Quadratmeter Holzplatten und 60 Meter Dachlatten haben die "Dörpritter" alleine für die Verkleidung ihrer rollenden Burg verbaut. Wie viele Stunden sie insgesamt gewerkelt haben, wurde nicht gezählt - insgesamt werden es mehr als 200 gewesen sein. "Wir haben nach Ostern immer dienstags und donnerstags gebaut, zuletzt wurden drei Sonder-Samstage eingelegt", berichtet Jakob Jansen. Zehn Männer gehörten zum harten Kern der Wagenbauer, wer des Schweißens und Schraubens nicht mächtig war, kümmerte sich um andere Dinge - etwa die Bemalung des Wagens oder um Sponsoren für das Baumaterial.

 Siggi Schmautz wirft einen Blick auf die Außendekoration: Äxte, Schilder und elektrische Kerzenleuchter gehören zur Ausstattung der "Phoenix Fortress".

Siggi Schmautz wirft einen Blick auf die Außendekoration: Äxte, Schilder und elektrische Kerzenleuchter gehören zur Ausstattung der "Phoenix Fortress".

Foto: "Tinter, Anja (ati)"

Bei ihrer Konstruktion konnten die "Dörpritter" auf reichlich Erfahrung zurückgreifen. Schließlich bauten sie schon in der Session 2012/13 den Prinzenwagen, der immer noch für die Gustorfer Karnevalsgesellschaft "Sprötz-Trupp" im Einsatz ist. Der Name des aktuellen Hängers kommt daher nicht von ungefähr: "Phoenix Fortress" (Phönigs-Festung). "Weil es unsere zweite Burg ist", sagt Schmautz.

Nach der Premiere am Karnevalssamstag werden die "Dörpritter" in ihrer Bauhalle die offizielle Wagentaufe vornehmen, bevor es am Rosenmontag durch Gustorf und Gindorf geht. "Ich bin sehr gespannt", sagt "Sprötz"-Präsident Ewald Wörmann. Die Anmeldungen für den Umzug sind am Montag gestartet, und es läuft gut an. "Wir haben bislang immer um die 30 Fußgruppen gehabt - diese Zahl werden wir wohl auch in dieser Session erreichen", sagt der Karnevalisten-Chef. Zudem werden voraussichtlich sechs Großwagen mit von der Partie sein.

(NGZ)
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