Rhein-Kreis Neuss Jugendliche auf die Ausbildung vorbereiten

Rhein-Kreis Neuss · Jugendliche ohne Lehrstelle vermittelt die Arbeitsagentur in "berufsvorbereitende Maßnahmen". Die Kombination aus Schul- und Praktikumsbesuch ist ein Zwischenstopp auf dem Weg zur Ausbildung.

 Daniel Wilms hat an einer Grevenbroicher Tankstelle ein Praktikum gemacht. Seinen Chef hat er überzeugt: Die Lehrstelle steht in Aussicht.

Daniel Wilms hat an einer Grevenbroicher Tankstelle ein Praktikum gemacht. Seinen Chef hat er überzeugt: Die Lehrstelle steht in Aussicht.

Foto: berns

Bei vielen Jugendlichen läuft derzeit die Suche nach einem Ausbildungsplatz, doch nicht bei jedem ist die Mühe sofort von Erfolg gekrönt, etwa wenn die Noten nicht gut genug sind oder der Schulabschluss fehlt. Das kann frustrieren – doch Hilfe gibt es.

Jugendliche, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, vermittelt die Arbeitsagentur in sogenannte "Berufsvorbereitende Maßnahmen". Unter dem Motto "Werde fit für deine Ausbildung" können junge Menschen dabei einen Schulabschluss machen oder sich bei Praktika beruflich orientieren. Im Rhein-Kreis kooperiert die Arbeitsagentur Mönchengladbach dazu mit dem Kolping-Bildungswerk sowie den Neusser Berufskollegs BTI und Weingartstraße. "Die dort angebotenen Lehrgänge haben das Ziel, die Jugendlichen zur Ausbildungs- oder Arbeitsreife zu führen", sagt Arbeitsagentur-Sprecherin Karin Schliffke.

Bei Daniel Wilms aus Grevenbroich ist dieses Ziel in greifbarer Nähe: Der aufgeweckte 17-Jährige besuchte in seiner Heimatstadt eine Hauptschule mit Förderklasse, bekam im Anschluss jedoch keinen Ausbildungsplatz. "Jetzt sammle ich Erfahrungen in der Praxis", erzählt der junge Mann, der am Berufskolleg Weingartstraße den sogenannten "Grundlehrgang" besucht. Der beinhaltet vier Tage praktisches Arbeiten im Kolping-Bildungswerk und einen Tag Berufsschule pro Woche. Oder – das ist das eigentliche Ziel: Anstelle der Tage im Bildungswerk wird in einem Praktikumsbetrieb gearbeitet. "Das muss erst einmal klappen", erzählt Daniel Wilms, der dafür viele Bewerbungen geschrieben hat. Mit Erfolg: Erst machte der 17-Jährige bei einer Tankstelle ein Praktikum, jetzt arbeitet er bei einem Lebensmittelhändler. Zukunftsängste hat der 17-Jährige keine mehr: "Mein Chef in der Tankstelle hat mir schon einen Ausbildungsplatz angeboten", sagt Wilms, der die verbleibende Zeit seines Lehrgangs nutzen möchte, um sich weiter zu orientieren.

So wie bei Daniel Wilms sollte es bei allen Schülern klappen, wünscht sich sein Lehrer Michael Stumkat. Der Oberstudienrat ist am Berufskolleg für den zehnmonatigen Grundlehrgang zuständig. Mit seinen Kollegen vermittelt er den Jugendlichen den Stoff des ersten Ausbildungsjahrs, außerdem finden regelmäßig Bewerbungstrainings statt.

Zwei Klassen gibt es an dem Berufskolleg: "Lager und Handel" sowie "Wirtschaft und Verwaltung". Dabei variiert das Leistungsniveau der Schüler stark, denn auch, wer eine höhere Schulausbildung hat, kann Pech haben bei der Ausbildungsplatzsuche. So erging es Merve Ozyildirim: Die 19-Jährige hatte die Höhere Handelsschule abgeschlossen, doch trotz Fachabitur fand sie keine Stelle. Ihr Ausbildungsplatz-Wunsch: Steuerfachangestellte. Doch es hagelte Absagen. Den Lehrgang nutzt die junge Frau, sich neu zu orientieren. An ihrem Berufsplänen hält sie zwar weiter fest, doch Stumkat hat es zumindest geschafft, ihr Blickfeld zu erweitern: Auch einen kaufmännischen Beruf kann sich Merve nun vorstellen. Wenn ihr Lehrgang im Mai endet, hofft die 19-Jährige auf neue Perspektiven. "Denn ich will nicht noch ein Jahr verstreichen lassen."

(NGZ)
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