Rhein-Kreis Neuss Jugendbande legt Geständnis nach mehreren Raubüberfällen ab

Grevenbroich · Mehrjährige Haftstrafen drohen vier Jugendlichen aus dem Rhein-Kreis. Bewaffnet und maskiert hat die Bande mehrere Geschäfte überfallen.

Vier Jugendliche aus dem Rhein-Kreis müssen sich seit gestern vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten. Den vier Angeklagten im Alter zwischen 17 und 22 Jahren werden mehrere Straftaten vorgeworfen. Von April bis Juni 2012 sollen sie Geschäfte in verschiedenen Städten und Gemeinden des Kreises überfallen haben. Zum Prozessauftakt legte die Bande vor Gericht ein Geständnis ab. Jetzt drohen mehrjährige Haftstrafen.

Dabei schienen zwei der vier Angeklagten den Ernst der Lage zu Beginn des Verfahrens nicht erkannt zu haben. Während einer der vier Jugendlichen aussagte, alberten die anderen hinter ihren Anwälten herum und konnten sich ihr Gelächter mehrfach nicht verkneifen. Richter Werner Arendes musste die Angeklagten zunächst ermahnen und dann den Prozess sogar für einige Minuten unterbrechen. Erst als die Verteidiger der beiden zwischen den Angeklagten Platz genommen hatten, verstummte das Lachen.

Dabei sind die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft alles andere als lustig: So soll die Bande im vergangenen Jahr einen Kiosk und eine Pizzeria in Neuss, eine Bäckerei in Korschenbroich-Pesch und mehrere Imbissstuben in Grevenbroich-Hemmerden und Haan überfallen haben. Ihre Beute: insgesamt rund 1400 Euro.

Dabei soll das Quartett mit Halstüchern maskiert und einer Pistole bewaffnet gewesen sein. Die Schusswaffe war später auch bei einer Hausdurchsuchung gefunden und sichergestellt worden. Alle vier Angeklagten zeigten sich gestern im Prozess geständig. "Wir sind mit dem Auto rumgefahren und haben nach einem lohnenswerten Ziel gesucht", so die Aussage der Beschuldigten. Offenbar brauchten die Jugendlichen das Geld für Drogen.

"Ich nehme Drogen, seitdem ich elf bin", lautete das schockierende Geständnis eines 20 Jahre alten Mitglieds der Bande: "Schon in der fünften Klasse haben mich Schulkameraden mit Drogen versorgt." Später habe er nicht nur Haschisch geraucht, sondern auch Kokain, Pep oder Ecstasy genommen. "Ich habe auch damit gehandelt", räumte er auf Nachfragen des Richters ein. Seine Lehre als Kfz-Mechatroniker hat er abgebrochen, er ist bereits zweifacher Vater.

"Von zwei verschiedenen Frauen", erklärte der 20-Jährige: "Mein erstes Kind habe ich erst ein paar Mal gesehen, mein zweites Kind seit der Inhaftierung auch nicht mehr." Laut Gericht soll er die Mutter des zweiten Kindes mehrfach geschlagen und misshandelt haben — sie hat angeblich jeglichen Kontakt zu ihm abgebrochen. Auch die übrigen Angeklagten haben Drogenprobleme und stammen zum Teil ebenfalls aus problematischen Familienverhältnissen.

Bei einer Verurteilung wegen schweren Raubes müssen die vier Beschuldigten mit langjährigen Haftstrafen rechnen. Sie sitzen derzeit alle in Untersuchungshaft, angesichts fehlender Schulabschlüsse oder beruflicher Bindungen sieht eine Zukunftsprognose eher düster aus. Insgesamt hat das Landgericht Düsseldorf für den Prozess fünf Verhandlungstage angesetzt. Das Urteil soll spätestens am 1. Februar verkündet werden.

(NGZ/rl)
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