Voltigieren Gänsehaut-Momente bei strahlendem Abschied

Neuss · Janika Derks (31) und Johannes Kay (27): Beim Weltcup-Finale in Leipzig beendet das beste Voltigier-Duo der Welt seine Karriere.

 In Leipzig untermauerten Janika Derks und Johannes Kay auf Humphrey Bogart ein letztes Mal ihre Ausnahmestellung im Pas-de-Deux.

In Leipzig untermauerten Janika Derks und Johannes Kay auf Humphrey Bogart ein letztes Mal ihre Ausnahmestellung im Pas-de-Deux.

Foto: Daniel Kaiser

Kann es den perfekten Abschluss einer gigantischen Karriere im Sport geben? Wahrscheinlich nicht, doch Janika Derks, die sich beim Weltcup-Finale in Leipzig gemeinsam mit ihrem langjährigen Partner Johannes Kay auf dem Rücken des Oldenburger Rappwallachs Humphrey Bogart ein letztes Mal dem Votum des Kampfgerichts stellte, war nahe dran. Selbst Bundestrainerin Ulla Ramge (Warendorf) erlebte bei ihrem Sieg im Pas-de-Deux „Gänsehaut-Momente“.

Gleichgewicht, Sprungkraft, Beweglichkeit, Kraft und Koordination, Choreographie, Schwierigkeitsgrad, Musik ... Alles passte. Voltigieren in einer eigenen Liga. Dabei hatte der gute Humphrey Bogart noch nicht mal seinen besten Tag, erhielt an der Longe von Nina Vorberg nur die Note 6,515 von der polnischen Richterin Elzbieta Dolinska. Machte aber gar nichts, das Weltklasse-Duo vom Nixhof erhielt für seine Artistik trotzdem eine glatte zehn. Vorzüglich nennt man das im Voltigieren. Für den finalen Durchgang gab‘s 9,918 Punkte. Damit rangierten die amtierenden Weltmeister von Budapest in der Endabrechnung mit 8,836 Zählern deutlich an der Spitze des Feldes. Und wie fast immer in den vergangenen 21 Jahren, in denen sie sowohl national als auch international so ziemlich jeden nur denkbaren Titel abgeräumt hat, wirkte Derks‘ Freude danach eher nach innen. „Ich würde sagen, wir sind jetzt ziemlich zufrieden hier rausgegangen“, stellte sie nüchtern fest. Die tolle Atmosphäre im Zirkel habe ihren letzten Tanz auf dem Partner Pferd aber zu etwas ganz Besonderem gemacht. „Ich denke, wir haben hier wieder genau das erreicht, was wir erreichen wollten: Spaß am Sport haben, es einfach genießen – das war einfach die perfekte Show, um für uns beide den Abschluss zu finden.“ Ihr kongenialer Partner empfand genauso: „Wir sind zufrieden. Natürlich sind wir beide Perfektionisten und es gab natürlich einige Stellen, die nicht so optimal funktioniert haben. Aber die Freude überwiegt. Einen so schönen Abschluss gefunden zu haben, in einer so schönen Atmosphäre – besser geht es nicht“, ergänzte der 27-Jährige.

So ganz nebenbei sorgte Janika Derks in Leipzig auch für das beste deutsche Ergebnis in der Einzelkonkurrenz. Zwar hatte sich die schon seit den Ende September auf Platz zwei abgeschlossenen Deutschen Meisterschaften in Verden nicht mehr aktive Vize-Weltmeisterin als 17. der Weltrangliste gar nicht für das Finale qualifiziert, war als Titelverteidigerin aber gesetzt. 2019 hatte sie im französischen Saumur den Weltcup gewonnen. In Leipzig ging die Physiotherapeutin aus Dormagen mit Rockemotion und Longenführerin Nina Vorberg an den Start. Die Kombination mit dem 14 Jahre alten Westfalen-Wallach funktionierte auch in Sachsen hervorragend – und das war beileibe keine Selbstverständlichkeit. Denn obwohl alle Pferde vor Wettkampfbeginn in den Longierzirkel geführt werden durften, um sich an die Atmosphäre in der großen Halle auf dem Leipziger Messegelände zu gewöhnen, taten sich einige der so sensiblen Vierbeiner ungemein schwer, ihre gewohnte Leistung abzurufen.

Mit dem Technikprogramm zum Auftakt schob sich Derks auf Rang zwei vor, die abschließende Kür konnte sie sogar gewinnen. Lediglich die Französin Manon Moutinho war noch einn Deut besser. Die 25-Jährige voltigierte mit der Oldenburger Fuchsstute Saitiri und Longenführerin Corinne Bosshard zu 8,431 Punkten und damit zum ungefährdeten Sieg. Auf Rang drei landete die 26-jährige US-Amerikanerin Kimberly Palmer mit Rosenstolz und Longenführerin Laura Carnabuci (8,009).

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