Feier zum Reformationsgedenken in Bethlehemkirche Historische Kleidung zeigt Hugenotten-Alltag

"Aber selbst wenn Ihnen der Coffee zu teuer ist, und Sie statt dessen mocca faux zu nehmen belieben - ach naturellement, Sie nennen es ja wohl Muckefuck, dieses Getränk aus Chicoree - so bleibt Ihnen doch als stiller süßer Trost: Zucker. Unser Zucker aus Zuckerrohr." Mit einem zweistündigen Programm aus Information und Feier gedenkt die Evangelische Kirchengemeinde Büderich am Donnerstag (24. Oktober) ab 19.30 Uhr im großen Saal der Bethlehemkirche an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße mit einem "Hugenottenfest" der Reformation.

Das Schicksal der "Kinder Gottes aus Frankreich", die wegen ihres Glaubens im 17. Jahrhundert als Flüchtlinge vor allem in Berlin-Brandenburg durch den Kurfürsten Friedrich Wilhelm als gastoffenem Christen Aufnahme fanden, stellen die Protagonisten um Pfarrer Friedemann Johst in Bildern, Berichten und Spielszenen dar. "So gut wie wir es können, deuten wir die historische Kleidung der Hugenotten an", berichtete Johst. So stellen Glieder der Gemeinde neben dem Zuckerfabrikanten unter anderem die Berufe Gärtner, Bäcker, Hebamme, Apotheker, Offizier, Tabakpflanzer, Weinhändler und Hutmacher vor.

In einer anderen Szene spielen Sabine Pahlke und Vikar Jörg Ostermann-Ohno ein Hugenottenpaar im Versteck. Ein erbitterter Machtkampf zwischen dem Sonnenkönig Ludwig XIV. und dem Adel habe in Frankreich zur Verfolgung der Anhänger der Reformation geführt. Den Flüchtlingen sei man damals in Holland, Schottland und Deutschland mit großer Toleranz begegnet, sagte Johst. "Das finden wir auch für die Gegenwart wichtig." Darüber hinaus habe zum Beispiel der Kurfürst schnell erkannt, dass er von der fremden Kultur vieles lernen könne.

So sei durch das Wissen der Flüchtlinge die Tuchfabrikation in Gang gekommen und Wein importiert worden. Die Idee für das Hugenottenfest stammt von Dr. Wolfgang Engels. Der Landeskirchenrat im Ruhestand richtete eine solche Veranstaltung vor mehr als 15 Jahren schon mal in Bad Neuenahr aus. Zum umfangreichen Angebot an Interessierte auch katholischen Glaubens zählt die Aufführung von Liedern und Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert durch den Meerbuscher Flötenkreis und die Singgruppe.

Ein Lichtbildervortrag informiert über die Geschehnisse in der Bartholomäus-Nacht, in der bis zu 30.000 Protestanten ermordet worden waren. Die durch das Edikt von Fontainebleau für gleichsam vogelfrei erklärten Gläubigen nahmen als Wegzehrung auf der Flucht nach Deutschland Brot, Butter, Schmalz, Wasser, Wein und Bier mit. Speisen und Getränke, mit denen am kommenden Donnerstag (24.) nun auch die Gäste bewirtet werden sollen. sti

(NGZ)
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