Rhein-Kreis Neuss Hackathon treibt Ersthelfer-App voran

Rhein-Kreis Neuss · Der Grevenbroicher Viktor Huhle (18) hatte die Idee zu "Emergency Eye". Mit einer App sollen Ersthelfer besser bei Notfällen handeln können. Bei einem Hackathon auf dem Nürburgring wurden Codes und Prototypen entwickelt.

 Viktor Huhle (l.), der die Idee zu "Emergency Eye" hatte, und Christoph Beck, technischer Leiter der Corevas GmbH & Co. KG, bei der Hackathon-Siegerehrung.

Viktor Huhle (l.), der die Idee zu "Emergency Eye" hatte, und Christoph Beck, technischer Leiter der Corevas GmbH & Co. KG, bei der Hackathon-Siegerehrung.

Foto: Corevas/Lichthof

Ein höheres Ziel, als Leben zu retten, gibt es nicht. Aber wenn ein Mensch wegen akuten Herzstillstands zusammensackt, ist Eile geboten - und viele Ersthelfer sind erst mal überfordert. "Das muss nicht sein", hat sich Viktor Huhle (18) aus Grevenbroich gedacht und die Idee zu "Emergency Eye" während seiner Abschlussarbeit an der Akademie für Juniormanager an der Fachhochschule für Ökonomie und Management in Neuss entwickelt. Das Ziel: Die Notfallkommunikation soll digitalisiert werden. Am Ende soll eine App stehen, die Rettungskräfte und Ersthelfer vernetzt und hilft, Erste-Hilfe-Maßnahmen zu optimieren. Eine Marktlücke.

Bei einem 48-Stunden-Hackathon am Nürburgring sind jetzt die ersten Prototypen entstanden. "Hackathon" steht für das Programmieren von Codes und Software-Lösungen. Mehr als 100 Programmierer aus zahlreichen Ländern - nicht nur aus Europa, sondern zum Beispiel auch aus Indien und von den Philippinen - waren dafür in die Eifel gereist. In acht Teams wurden Codes und Prototypen entwickelt.

Eine Jury zeichnete am Ende drei Gewinner aus. Ein Team hat eine App für Smartphones entwickelt, mit der Ersthelfer aus der Leitstelle heraus besser zu einer guten Wiederbelebung angeleitet werden können. Zudem erhält die Leitstelle wichtige Informationen zur Reanimation vor Ort. Da bei einem Herzstillstand jede Sekunde zählt, kann das schon ein wichtiger Beitrag sein, Leben zu retten. Ein zweites Team hat eine Datenplattform entwickelt, die unter anderem durch eine Vernetzung mit Smartphones mit Daten versorgt wird und somit eine bessere Entscheidungsfindung in einer Notfallsituation ermöglicht. Und ein drittes Team hat eine Softwarelösung vorangetrieben, die den gesamten Rettungsablauf vernetzt.

In den kommenden Monaten geht es nun darum, "Emergency Eye" weiter in Richtung Marktreife zu entwickeln. Dafür ist bereits ein zweiter Hackathon am Nürburgring geplant, er soll am 24. März stattfinden. Eingebettet ist "Emergency Eye" in das von der Gesundheitsinitiative EIT Health geförderte Projekt Ramses ("Remote Access to Medical Information on Smartphones during Emergencies and Healt Crises"). Dabei geht es um die Entwicklung und Standardisierung der Schnittstelle und Plattform zu den Smartphones.

Kurz nachdem Viktor Huhle die Idee zu Emergency Eye hatte, wurde die Entwicklung im 2015 in Grevenbroich gegründeten Startup-Unternehmen Corevas GmbH & Co. KG vorangetrieben. Umgesetzt wird das Projekt in einem aus elf Partnern bestehenden internationalen Konsortium. Zu den Partnern zählen unter anderem das Karlsruher Institut für Technologie, die RWTH Aachen, die Universität und die Universitätsklinik Köln und die Katholische Universität Leuven. Mittelfristig sollen mit "Emergency Eye" Leben gerettet werden. Weniger als zehn Prozent der Menschen, die einen Herz-Kreislauf-Stillstand erleiden, überleben eine reanimationspflichtige Situation, zwischen 75.000 und 100.000 Menschen sterben jährlich an den Folgen.

(abu)
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