Grüße aus aller Welt 2006 Zu Größerem aufgeschaukelt

"Im zweiten Jahr studiere ich nun schon am Massachusetts Institute of Technology (MIT) "Civil and Environmental Engineering” und Management. Obwohl ich mich mit meinen deutschen Idealen nach einem langen Weg vom Quirinus-Gymnasium über eine exzellenten Erziehung an der Schule Schloss Salem immer noch gerne über das Land der Plastikgabeln, Automatikautos, Flipflops, schlecht geschnittenen T-Shirts und "supersize-me" Portionen beschwere, will ich die schönen Aspekte des Studiums in Boston, Massachusetts, doch nicht mehr missen.

Da nehme ich gerne in Kauf, dass ich sieben Stunden Schlaf mittlerweile als Luxus empfinde und sich die 40-Stunden-Woche nach Ferien anhört; denn diese weltweit als Wissenschafts- und Technik-Mekka geheiligte Universität bietet einen unerschöpflichen Pool an Möglichkeiten.

So nehme ich am amerikanischen Collegeleben als Mitglied meiner Sorority Alpha Phi teil, einer der unzähligen nationalen Studentenverbindungen, durch die ich ein Leben mitten in Boston in einem stilvollen Altbau mit eigenem Koch und regelmäßigem Pendelservice fast rund um die Uhr direkt von unserem Verbindungshaus in der City über den Charles River bis nach Cambridge, wo das MIT gleich neben Harvard liegt, genießen kann.

Ebenso vertreibe ich mir die wenigen freien Stunden gerne mit Segeln auf dem Charles River, sammle wertvolle Erfahrungen als Vizepräsidentin der Internationalen Studenten auf dem Campus oder als Delegierte meiner Sorority, organisiere die Europäische Career Fair und suche nach einem abgeschlossenen Marketing-Projekt mit einem Professor der Universität British Columbia, New York, nun nach einem neuen Forschungsprojekt im Ingenieursbereich.

Jeder Student ist intelektuell und persönlich derartig außergewöhnlich, dass die Atmosphäre das Individuum automatisch zu Größerem aufschaukeln lässt und gleichzeitig allen unabhängig von der Stundenzahl an Arbeit von Zeit zu Zeit das Gefühl, nicht genügen zu können, aufzwingt. Ich wage mich mit meinen Freunden aus aller Welt auch heraus aus meiner fast zu irrealen Inselwelt in die geheimen Ecken Bostons, damit ich in Deutschland noch von etwas anderem als meinen Differenzialgleichungen erzählen kann.

Bis es mich am 24. Dezember für einen Kurzurlaub wieder in die alte Heimat treibt, verbleibe ich mit den allerliebsten Grüßen an meine wunderbare Neusser Familie, meine Lehrer und Gönner, die mich so weit gebracht haben, alle meine Musiker und deutschen Freunde. Im Besonderen aber möchte ich meine unendliche Dankbarkeit an Elisabeth Meurer aus Pulheim aussprechen, die mir den Traum dieses horrend teuren Studiums mit ihrer privaten Stiftung, der Meurer Foundation, möglich gemacht hat.

Liebe Grüße an alle, die diese Zeilen lesen."

Stella V. Schieffer, Boston

(NGZ)
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