Grüße aus aller Welt 2006 Schönstes Geschenk

Die Geburt des Sohnes Andrew vor zwei Monaten überstrahlt das Jahr der Neusserin Nicole Ahlgrim, die mit ihrem Mann Joel seit 2005 in Japan lebt.

Die Geburt des Sohnes Andrew vor zwei Monaten überstrahlt das Jahr der Neusserin Nicole Ahlgrim, die mit ihrem Mann Joel seit 2005 in Japan lebt.

Schon wieder steht Weihnachten vor der Tür. Wir sind mittlerweile schon anderthalb Jahre in Yokosuka in Japan und haben somit "Halbzeit". Lassen wir uns überraschen, wohin uns die U.S. Navy dann schicken wird. Dieses Jahr war für uns mit vielen unbeschreiblich schönen Eindrücken und Erlebnissen verbunden.

Nach meiner Rückkehr aus Deutschland sind wir Anfang Februar zu einem Vier-Tages-Trip nach Sapporo gefahren. Dort lag der Schnee über zwei Meter hoch, ich habe noch nie so viel Schnee gesehen, sie wussten nicht mehr, wohin damit. Wir haben dort das alljährlich stattfindende "Snow & Ice Festival" besucht. Dort werden in tagelanger Arbeit aus Schnee Skulpturen, Gebilde und Landschaften gezaubert (teilweise sogar in Originalgröße) - atemberaubend! Bei dem Wettbewerb war Deutschland auch vertreten, aber leider haben sie nicht gewonnen.

Im März waren meine Eltern drei Wochen zu Besuch, so dass sie Japan hautnah erleben konnten. Wir haben uns die umliegenden Sehenswürdigkeiten und Städte angeguckt und eine viertägige Bustour nach Hiroshima gemacht, wo die erste Atombombe gefallen ist.

Nach diesem Urlaub hätten meine Eltern allerdings einen weiteren Urlaub nötig gehabt, um sich von all den Strapazen zu erholen, denn die meisten Sachen haben wir zu Fuß gemacht: Treppen in den Tempelanlagen rauf und wieder runter - und ich kann nur sagen, es gibt sehr viele Tempelanlagen in Japan. Meinen Eltern hat Japan sehr gut gefallen, sie haben sehr viele Eindrücke gewonnen, müssen allerdings beide zugeben, dass die Kultur sehr gewöhnungsbedürftig ist.

Während ihres Besuches konnten wir ihnen dann die freudige Nachricht übermitteln, dass sie im Oktober Großeltern würden. Die Überraschung war gelungen und wurde kräftig gefeiert - für mich natürlich ohne Alkohol.

Bevor der Nachwuchs unser Leben komplett umkrempeln sollte, haben Joel und ich uns noch so viel wie möglich von Japan angeguckt, denn mit Baby wird ja bekanntlich alles schwieriger. Wir waren zum Beispiel in Hakone und Nikko und haben somit nun die wichtigsten und interessantesten Ziele Japans, die wir noch sehen wollten, bereist. Nun konnte der Nachwuchs kommen.

Vom Ausnahmezustand in Deutschland während der WM haben wir leider nur sehr wenig mitbekommen, denn das Interesse in Japan sowie auf der U.S. Base war nicht sehr groß. Joel und ich haben aber trotzdem mit den Deutschen "mitgefiebert" und sind dafür sogar mitten in der Nacht aufgestanden, um Fernsehen zu gucken.

Im August sind wir dann endlich in ein Haus auf der U.S. Navy Base gezogen. Wir waren sehr froh darüber, denn wir hatten schlechte Erfahrungen in einem typisch japanischen Haus gemacht - man glaubt nicht, wie rückständig die Japaner in mancherlei Hinsicht sind: Da sind Heizungen, die man einfach andrehen kann, und die das Haus langfristig heizen, sowie warmes Wasser beim Wäschewaschen purer unbezahlbarer Luxus.

Daher freuen wir uns sehr über amerikanische Verhältnisse mit Zentralheizung, Spülmaschine und warmem Wasser zum Wäsche waschen. Man merkt erst dann, wie sehr man eigentlich selbstverständliche Dinge wieder schätzen lernt, wenn sie nicht vorhanden sind.

Das "Highlight" geschah dann am 25. Oktober, als unser Sohn Andrew das Licht der Welt erblickte. Es ist schon faszinierend, plötzlich einen Sohn im Arm zu halten. Wir sind glücklich und ganz stolz.

Meine Mutter ist zur Unterstützung und Hilfestellung in der neuen ungewohnten Situation zu uns gekommen und hat uns sechs Wochen tatkräftig unterstützt. Nun müssen wir ohne unser 24-Stunden-rund-um-die-Uhr-Kindermädchen auskommen. Erst jetzt merkt man, wie schwer es ist, so weit weg zu wohnen.

Joel arbeitet noch immer als Arzt im U.S. Naval Hospital in Yokosuka und genießt seine Arbeit sehr. Er lernt hier viel über das japanische Krankensystem. Er hat die Betreuung von sechs japanischen Assistenz-Ärzten übernommen, die die Möglichkeit bekommen haben, ein Jahr lang in einem amerikanischen Krankenhaus zu arbeiten, was für sie eine internationale Ausbildung bedeutet.

Dieses Jahr Weihnachten können wir leider nicht in die "gute alte Heimat" nach Neuss kommen, da unser Sohn Andrew noch etwas zu jung zum Reisen ist.

Wir wünschen allen Neussern ein schönes und gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das nächste Jahr.

Nicole, Joel, Andrew Ahlgrim PSC 475 Box 1561 FPO AP 96350 USA

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort