Größter Bagger der Welt kommt nach Garzweiler Giganten-Treffen auf der Autobahn

Seit gut einem halben Jahr beschäftigt sich ein 70-köpfiges Team von Spezialisten mit dem fünften Bagger-Transport im Braunkohlenrevier. Langsam wird es ernst für die Mitarbeiter von RWE / Rheinbraun: Denn schon am 3. Februar setzen sich gleich zwei stählerne Riesen in Bewegung, um den Tagebau zu wechseln. Spektakulär wird's in der Nacht vom 10. auf den 11. Februar, wenn die beiden Bagger an der Autobahn 61 zusammentreffen und die Fahrbahn überqueren werden. Das Gesamt-Vorhaben kostet das Unternehmen 15 Millionen Mark.

Er war der größte Bagger der Welt, als er sich im September 1978 im Tagebau Hambach an die Arbeit machte - und das ist er bis heute geblieben. Doch jetzt muss er seinen Arbeitsplatz wechseln: Ab 3. Februar fährt Schaufelradbagger 288 zum Tagebau Garzweiler. Auf seiner 22 Kilometer langen Dienstreise muss das 13.000 Tonnen schwere Gerät die Autobahn 61, die Erft, eine Eisenbahnstrecke und eine Reihe von Straßen überqueren. Und in Gegenrichtung geht zur selben Zeit der Bagger 259 auf Reisen.

Eine große technisch-organisatorische Herausforderung für Projektleiter Dr. Joachim Witzel und sein fast 70 Mann starkes Team. Und zugleich ein touristisches Großereignis, das wieder Zehntausende von Schaulustigen anziehen wird. "Der Bagger 288 mit einer Tagesleistung von 240.000 Tonnen wird an seinem alten Wirkungsort vorerst nicht mehr benötigt", erklärte Felicia Siggluw, Sprecherin von RWE./.Rheinbraun, gegenüber der NGZ. Denn in Hambach haben technische und betriebliche Maßnahmen eine nachhaltige Steigerung der Geräteauslastung ermöglicht, so dass der "Zwoachtundachtzig" still gesetzt wurde.

An seinem neuen Posten wird er ältere Geräte ersetzen, "was die Förderkosten der Braunkohle insgesamt weiter senkt". Der wesentlich kleinere Bagger 259 - ein Gerät aus der 100.000-Tagestonnen-Klasse - kommt aus der Hohen Scholle des Tagebaus Bergheim, der nahezu ausgekohlt ist. Er macht sich auf die 16 Kilometer lange Reise nach Hambach, um dort den Großgeräteeinsatz insgesamt flexibler zu gestalten.

In der Nacht von Samstag, 10., auf Sonntag, 11. Februar, wird es zu einem Rendezvous der beiden Bagger kommen: Dann nämlich treffen die beiden Giganten an der Autobahn 61 zusammen.

Für die Überquerung müssen die Fahrbahnen mit Erdreich und Kies zugeschüttet werden, eine Aktion, die sich über mehrere Stunden erstrecken wird, erklärte Felicitas Siggluw. Voraussichtlich am 19. Februar wird der 288 den Tagebau Garzweiler erreichen.

Mit dem Bagger 288 - er ist so schwer wie 13.000 VW Golf, zwei Drittel so hoch wie der Kölner Dom und stellt mit seinem Schaufelrad (21,60 Meter) sogar ein achtstöckiges Wohnhaus in den Schatten - begann 1978 ein neues Kapitel im Braunkohlenbergbau. Er und sein fast baugleicher "Kollege" 289 waren 1978 die ersten Bagger einer Geräte-Generation, die täglich 240.000 Tonnen Kohle fördern können.

Diese Menge passt in 1.400 Rheinbraun-Kohlewaggons oder 16.000 Kieslaster. Auf seinem Weg nach Grevenbroich wird der Bagger von einer fünfköpfigen Besatzung bedient. Sein Gewicht ruht auf zwölf Raupenfahrwerken, die in drei Gruppen zusammen gefasst sind und von denen jedes 3,80 Meter breit ist. Wegen dieser großen Auflageflächen ist der Bodendruck so gering, dass die Querfeldeinfahrt problemlos möglich ist.

Das Fahrwerk wird elektrisch angetrieben: Der Bagger hat für seine Energieversorgung eine Kabeltrommel mit einem Kilometer Stromleitung an Bord, die unterwegs immer wieder an neue Einspeisepunkte angeschlossen wird. Nicht nur wegen des Kabels bewegt sich der Transport nur schleppend: Die Motoren bringen den stählernen Riesen nur zehn Meter pro Minute voran. Kein Wahnsinns-Tempo, aber ein technisches Schauspiel.

(05.01.2001)

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