Loskant-Prozess ging gestern in die nächste Runde "Genehmer Investor war das Wichtigste"

Meerbusch. Mit 90-minütiger Verspätung begann gestern der 15. Verhandlungstag im Meerbuscher Schmiergeld-Prozess. Vor dem Düsseldorfer Landgericht angeklagt sind der ehemalige Baudezernent Berthold Loskant und der frühere Chef der Terra-Gruppe, Hermann Rehbein.

Meerbusch. Mit 90-minütiger Verspätung begann gestern der 15. Verhandlungstag im Meerbuscher Schmiergeld-Prozess. Vor dem Düsseldorfer Landgericht angeklagt sind der ehemalige Baudezernent Berthold Loskant und der frühere Chef der Terra-Gruppe, Hermann Rehbein.

Begründung für den Spätstart: Das Gericht hatte offenbar vergessen, den Bausachverständigen einzuladen, der erst einmal aus Gelsenkirchen anreisen musste. Etwas unverständlich erschien Beobachtern auch, dass erst jetzt der Flächennutzungsplan der Stadt Meerbusch dem Gericht und den beiden Parteien vorgelegt wurde.

Immerhin konnte Loskant mit profunden Kenntnissen aufwarten und detailliert erläutern, wo sich die Grundstücke befinden, die Mittelpunkt des Strafprozesses sind. Schließlich wurde der Architekt Hans-Werner S. als Zeuge vernommen. Im Prinzip ging es um die Projekte "Bommershöfer Weg" und "Karree am Wasserturm", mit denen er definitiv zu tun hatte. Vorsitzender Richter Gerhard Rieck konfrontierte den Zeugen mit der Frage, warum er seinerzeit aus dem Vorhaben am Lanker Wasserturm ausgestiegen sei.

Der Architekt erklärte dies so: Er habe nach seinem Umzug nach Meerbusch "dieses schöne alte Industriegelände" gesehen und durch Kontakte mit dem Eigentümer und Loskant die Idee entwickelt, dort etwas zu tun. Skizzen und Entwürfe seien mit dem damaligen Baudezernenten besprochen worden. Als Architekt sei er durchaus interessiert gewesen, kaufmännisch aber überfordert, weil das Karree eine Nummer zu groß für ihn gewesen sei. Schließlich sei die Frage aufgekommen, dies mit Rehbein zu realisieren.

Rehbein sei "explosionsartig" eingestiegen und habe mit ihm einen Vertrag geschlossen. Neun Monate habe er, S., Pläne entwickelt und gezeichnet. "Nach dem Urlaub 1993 war ich ganz erstaunt, als mir Herr Rehbein Pläne seines Hausarchitekten vorlegte", sagte S.. Das Konzept habe seinen Vorstellungen jedoch widersprochen. Er habe das Gefühl gehabt, nicht mehr gefragt zu sein und sei dann nach juristischer Beratung ausgestiegen.

Zwei Jahre früher hatte Hans-Werner S. anlässlich eines Architektenwettbewerbs für den Verwaltungsbau "Bommershöfer Weg" Loskant kennen gelernt. Er hatte den Wettbewerb gewonnen und auch einen ihm bekannten Investor vorgeschlagen, der allerdings nicht Loskants Beifall gefunden hat. Der Ex-Baudezernent kam vielmehr mit der Offerte, das Projekt mit Hermann Rehbein zu machen. "Ich hatte den Eindruck, dass die Stadt Meerbusch eine ihr genehme Architektur haben wollte", so S..

Beim Planverfahren habe Loskant Druck gemacht und außer der Firma Terra keinen anderen potenziellen Investoren genannt. Laut S. hat Loskant geäußert, es helfe dem Architekten nicht, wenn er einen wunderbaren Entwurf vorgelege, aber keinen Investor aufzeige, der genehm sei. Überhaupt konnte S. nicht nachvollziehen, dass ein städtischer Beamter soviel Durchsetzungsvermögen habe, dies alles auf die Beine zu stellen.

Rehbein-Verteidiger Thomas Elsner sah das anders. Dass das Architekturbüro S. überhaupt hereingekommen sei, sei ein Gewinn, denn die Firma Terra als Zweiter des Wettbewerbs hätte das Vorhaben auch allein durchziehen können. LS

(NGZ)
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