Rhein-Kreis Neuss Geliebt und gefuttert: Gummibären

Rhein-Kreis Neuss Gummibärchen sind lecker, fast jeder mag sie, doch was drinsteckt, ist nicht allgemein bekannt. Ein Blick auf die Tüte hilft da nur begrenzt: Zucker, Gelatine... Doch was genau ist im Gummibärchen - und wie kommt es hinein? Professor Konrad Beyreuther, Professor für Molekulare Biologie an der Universität Heidelberg, hat die Lieblingssüßigkeiten vieler Kinder und Erwachsener unter die Lupe genommen.

Rhein-Kreis Neuss Gummibärchen sind lecker, fast jeder mag sie, doch was drinsteckt, ist nicht allgemein bekannt. Ein Blick auf die Tüte hilft da nur begrenzt: Zucker, Gelatine... Doch was genau ist im Gummibärchen - und wie kommt es hinein? Professor Konrad Beyreuther, Professor für Molekulare Biologie an der Universität Heidelberg, hat die Lieblingssüßigkeiten vieler Kinder und Erwachsener unter die Lupe genommen.

Viele Farben, nur kein Blau

Rote Gummibärchen haben ihren Geschmack von Himbeeren, grüne von Erdbeeren, gelbe von Zitronen, orange von Orangen und weiße von Ananas. Klingt lecker. Das aber sind nur die Stoffe, die den Gummibärchen ihren Geschmack geben.

Die Farbe bekommen sie von ganz anderen Stoffen - und das klingt für eine Süßigkeit dann schon weniger köstlich: Grüne Gummibärchen werden mit Spinat gefärbt, rote mit Holundersaft. Und dann die ewige Frage, die sich schon Eure Eltern und Großeltern gestellt haben: Warum gibt es keine blauen Gummibärchen?

Gummibärchen werden mit natürlichen Farben gefärbt. In der Natur gibt es jedoch keine Pflanze oder Frucht, die einen Farbstoff enthält, mit dem sich große Mengen Gummibärchen färben lassen würden. Außerdem ist es fraglich, ob blaue Gummibärchen wirklich gern gegessen würden.

Wissenschaftler haben versucht herauszufinden, ob bei der Frage, wie beliebt ein Lebensmittel ist, auch die Farbe eine Rolle spielt. Den Versuch könnt Ihr auch selbst machen: Färbt eine Sorte Kuchenteig oder Joghurt mit Lebensmittelfarbe in verschiedenen Farben ein. Nun lasst Kinder oder Erwachsene die verschiedenen Sorten probieren.

In der Regel ist das Ergebnis folgendes: Die grünen und noch mehr die blauen Proben sind am unbeliebtesten. Das Gehirn "isst" mit. Die Proben schmecken gleich, doch bei Farben, die für Lebensmittel unnatürlich sind, kann sich das Gehirn nur schwer vorstellen, dass so etwas lecker sein könnte.

Rote Bärchen besonders beliebt

Nach einer Umfrage bei Gummibärchen-Essern sind die roten Bärchen übrigens die beliebtesten, die weißen oder durchsichtigen dagegen die unbeliebtesten. In einer Gummibärchentüte sind deshalb etwa ein Drittel rote Bärchen, der Rest verteilt sich auf die Farben Orange, Grün und Weiß. Haribo, einer der größten Hersteller von Gummibärchen in Deutschland, produziert rund 80 Millionen Gummibärchen pro Tag.

l Wie entsteht ein Gummibär? Gummibärchen sind Fruchtgummis. Gummi, weil sie gummiartige, elastische Kaueigenschaften haben und Frucht, weil sie meist fruchtig schmecken.

Die Zutaten für Gummibärchen: Glukosesirup, Zucker, Wasser, Gelatine, Fruchtsäuren, Farb- und Aromastoffe, Stärke. In der Süßigkeitenfabrik werden in einer großen Maschine Stempelbretter mit bis zu 800 kleinen Gummibärchen-Stempeln (Gummibärchen aus Gips oder Kunststoff) in einen Kasten gedrückt, der mit so genanntem Formpuder (Mais- und Weizenstärke) gefüllt ist.

Dadurch entstehen in dem Puder-Kasten viele kleine Abdrücke von Gummibärchen (so, als ob Ihr Eure Hand am Strand in feuchten Sand drückt). Anschließend wird der Kasten mit den Abdrücken über viele kleine Düsen mit Gummibärchenmasse gefüllt.

Diese Masse besteht je nach Geschmacksrichtung und Farbe aus den Grundzutaten, vermischt mit den passenden Aroma- und Farbstoffen. Ist die Gummibärchenmasse in die Form gegossen, werden die Kästen in einen Trockenraum gebracht. Dort bleiben sie bis zu 40 Stunden. Solange dauert es, bis die Bärchen festgeworden sind.

Anschließend werden die Kästen umgedreht die Bärchen fallen heraus und werden in einer Maschine von Puderresten gesäubert. Durch Besprühen mit Öl und Bienenwachs bekommen die Bärchen eine glänzende Oberfläche. Außerdem wird so verhindert, dass sie aneinander kleben. Zum Schluss werden die Bärchen automatisch erst in Tüten und dann in Kartons verpackt.

l Was ist Gelatine? Gelatine ist eine besondere Form des Eiweißes. Sie wird aus Schwarte, der dicken Haut von Schweinen, aber auch aus Schweine- und Rinderknochen und Rinderhaut gewonnen. Aus diesen Grundsubstanzen wird das Eiweiß herausgelöst. Sechs Kilogramm ergeben ein Kilogramm Gelatine. Das Herauslösen geschieht durch Säuren oder Laugen und durch Erhitzen.

In Ländern, in denen Gelatine aus Schweinefleisch - etwa aus religiösen Gründen - nicht gegessen wird, werden Gummibärchen aus Rindergelatine gemacht. In sehr heißen Ländern wird ebenfalls keine Gelatine benutzt - sie würde schmelzen, die Gummibärchen würden verkleben. Statt dessen wird zum Beispiel Seetang oder Stärke aus Mais benutzt. Solche Gummibärchen können dann auch Vegetarierer, Menschen, die kein Fleisch essen, naschen.

l Wie viele Gummibären essen? Wie für fast alles gilt: Auf die Menge kommt es an. Drei kleine Gummibärchen enthalten fast so viel Zucker wie ein Stück Würfelzucker. Zu viel Süßes macht bekanntlich dick und ruiniert außerdem die Zähne. Und natürlich können Gummibärchen Vitamine und Ballaststoffe, wie sie sich in Obst, Gemüse oder Vollkornprodukten befinden, nicht ersetzen.

Andererseits braucht der Körper aber auch Zucker, vor allem als Energielieferant fürs Gehirn. Gelatine kann ebenfalls verwertet werden, sie hilft beim Knochenaufbau. Wie viele Bärchen dürfen es nun sein? Professor Beyreuther hält maximal zehn Stück pro Tag für eine bekömmliche Menge.

Eine ganze Packung ist viel zu viel. Das wäre das Gleiche, als würdet ihr 61 Stück Zucker essen - das macht sicher dick und zerstört Eure Zähne, außerdem gibt's bei solchen Mengen schnell Bauchschmerzen...

(NGZ)
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